Ein kalter Wintertag, Kind und Hund haben im Schnee herumgetollt und wärmen sich nun am Kaminofen. Beide fühlen sich geborgen wie in Abrahams Schoß, der Hund gähnt und nickt ein. Eine Idylle – gäbe es da nicht neue, irritierende Erkenntnisse zu den feinen Stäuben, die dem knisternden Feuer entsteigen. Der Kamin mag Glieder und Herz erwärmen, doch er ist auch eine gefährliche Giftschleuder, deren Emissionen Kind und Hund krank machen können.
Denn ein solcher Ofen verheizt mit primitiver Technik einen der problematischsten Brennstoffe: Holz. Er kann Mengen an Giftgas- und Feinstaub freisetzen, die jene moderner Autos oder Öl- und Gasheizungen leicht tausendfach übertreffen. Politiker kennen das Problem mit dem Luftverschmutzer in der guten Stube. Seit Jahren ringen sie um eine Verordnung für saubere private Schornsteine.
Aber die könnte nun platzen, ausgerechnet wegen eines Streits der drei Bundesministerien für Umwelt, Wirtschaft und Landwirtschaft um eine Abwrackprämie für alte Öfen. Damit wollte die Politik den Kauf umweltfreundlicher Holzheiztechnik fördern; doch eines der drängendsten Umweltprobleme droht auf die lange Bank geschoben zu werden.
Derweil wächst die Liste der Krankheiten, die auf Schadstoffe aus Verbrennungsprozessen zurückgeführt werden. Feinstaub aus Heizungen, der Industrie oder dem Verkehr schädigen laut neuester Erkenntnisse nicht nur unsere Atemwege und das Herz-Kreislauf-, sondern auch das Nervensystem. Gefährdet sind insbesondere die Gehirne von Kindern und Alten. Schon eine Studie der WHO von 2004 schätzte, dass in ihren europäischen Mitgliedstaaten jährlich bis zu 13000 Todesfälle bei Kindern unter vier Jahren auf Feinstaub in der Außenluft zurückgehen.
Nun zeigt eine Pilotstudie im Fachblatt Brain and Cognition erstmals, dass Kinder, die in einer Stadt mit hoher Luftverschmutzung leben, Hirnschäden riskieren. Festgestellt wurden Entwicklungsanomalien vor allem im Vorderhirn. Diese Region ist nicht nur wichtig für soziales Verhalten und Emotionen, sondern auch für vorausschauendes Planen und Handeln. Hier löst der Geist Probleme, hier fällt er Entscheidungen.
Forscher entdeckten Entzündungen im Gehirn – bei Hunden und Kindern
Wissenschaftler aus Mexiko und den USA haben 55 Kinder in der hoch belasteten Metropole Mexico City untersucht und mit sozial ähnlich gestellten Kindern verglichen, die in deutlich saubererer Luft lebten. Sie maßen mit Intelligenztests die geistigen Fähigkeiten und prüften die Hirne im Kernspintomografen. Kinder, die stark verschmutzte Luft atmeten, wiesen auffällig oft kognitive Störungen auf. Informationen verarbeiteten sie langsamer. Ihr Gedächtnis zeigte Lücken, und auch jene Funktionen waren beeinträchtigt, die für das Planen, das Lösen von Problemen und das Fällen von Entscheidungen wichtig sind. Parallel dazu fielen den Forschern in den Kernspinbildern Hirnveränderungen auf. Ein Großteil der Kinder, die in verschmutzter Luft aufwuchsen, wies Schäden in der weißen Hirnsubstanz und Gefäßveränderungen auf.
Kommentare
Die besten Holzöfen produzieren die feinsten Stäube
Ihr Autor Hans Schuh hat mit dem Kaminofen leider den ungünstigsten Aufmacher gewählt und gleichzeitig die schlechteste Empfehlung ausgesprochen. Es gilt bei der Holz- und Pelletsfeuerung nun mal: Je besser die Verbrennung, um so feiner die Stäube.
Ein gewöhnlicher Kaminofen produziert, bei richtiger Nutzung, durch die Verbrennung mit Naturzug einfach nur Asche und Staub - von Feinstaub kann man hier nur begrenzt sprechen, Feinststäube entstehen höchstens in minimalem Umfang. Wird die Verbrennung optimiert, geschieht das immer mit folgenden Maßnahmen: Zufuhr von Verbrennungsluft durch Saugzuggebläse und Primär- und Sekundärluftreglung; Erreichen von konstanten Verbrennungsbedingungen mit Temperaturen um 1000° C, meist durch Holzvergasung. Dies trifft sowohl für Kleinfeuerungen von 10 KW, als auch für Großfeuerungsanlagen mit 1000 kW zu. Im Unterschied zu Gas und ÖL produziert Holz erhebliche Mengen an Asche, die über Feinstaub zu Flugasche wird. Rußbildung ist bei den allermeisten Holzfeuerungen nur in geringem Umfang das Problem. Und dem ist meist auch einfach abzuhelfen.
Während für Großfeuerungsanlagen, oft schon ab 100 kW, mit technisch einfach zu realisierenden Zyclonfiltern viel Staub abgeschieden werden kann, muss für eine Feinstfilterung im MW-Bereich eine Abgaswäsche eingesetzt werden. Für Kleinfeuerungsanlagen gibt es jedoch momentan keine adäquate Filtertechnik, sowohl für Fein-, als auch für Feinststäube. Diese wird es für Kaminöfen auch nicht geben, da sich in diesem Preisbereich nur eine rein mechanische Filtrierung anbietet, die sich jedoch gleich wieder wegen des Naturzuges ausschließt. Der natürliche Auftrieb eines Schornsteines, wir sprechen hier von 15 Pa = 15 Hunderttausendstel bar, reicht für die Überwindung des Filterwiderstandes einfach nicht aus. Andere Maßnahmen sind entweder zu teuer, technisch zu aufwendig, oder im Wohnzimmer nicht zu realisieren; meist alles zusammen.
Es lassen sich also nicht einfach Gesetze beschließen, die dieses Problem schnell lösen könnten. Feinstäube bei Kaminöfen lassen sich nur durch ein Verbot dieser Öfen vermeiden, doch wer will das? Allerdings sind die gewöhnlichen Kaminöfen nun mal nicht die wahren Feinstaub-Bösewichte. Das sind leider die "besten" Kleinfeuerungsanlagen, auch die mit blauem Engel, ob mit Holz oder mit Pellets befeuert.
Ein Ausweg zeigt sich nur darin, den Nutzern von Kaminöfen das richtige Holzheizen zu vermitteln und da ist ihr kleines Video aus der Schweiz geradezu vorbildlich. Wenn dann noch die Feuerungen, die mit einem Saugzuventilator ausgestattet sind, mit einfacher Filtertechnik per Gesetz nachgerüstet werden, dann ist das Machbare auch schon erreicht.
Übrigens Energieeinsparung und Sonnenenergie produzieren nahezu keine Emissionen, sondern reduziert bestehende sogar. Hätte Herr Schuh bei der ungeliebten Lobby einmal nachgefragt, hätte er diese Erläuterungen sicherlich auch noch ausführlicher erhalten, aber welches Kind kuschelt schon mit dem Hund vor einem saugzugebläsebetriebenen Holzvergaserkessel im Heizraum. Ich selbst gehöre übrigens keiner Lobby an, bin einfach nur ein Insider.
HoheTemperaturen
Anmerkung zu hohe Temperaturen:
Desto höher die Temperatur und umso vollständiger die Verbrennung, je mehr NOx wird produziert.
Übrigens, beim ersten richtig sonnigen Februartag roch es draußen herrlich nach Ozon in Frankfurt. Das, was sich Umweltpolitik nennt, ist nicht nur zum Kotzen, sondern auch zum Sterben.
Alaaf, nee, dazu ist's zu ernst.
~~~ Herr, lass Hirn vom Himmel regnen ~~~
Insgesamt...
... ein recht guter Artikel, nur der Aufmacher ist schlecht. Ja was denn nun, doch wieder zurück zur Ölheizung, ist die wesentlich besser?
Ich stehe konkret vor dem Problem mir eine Holzvergaserheizung einbauen zu wollen, leider gibt es in dem Bereich noch keine bezahlbaren Filter für kleine Heizanlagen. Technisch möglich sind sie wohl:
http://www.baulinks.mobi/news/2007/1653.htm
werden bisher aber scheinbar kaum angeboten.
Und wenn sie dann irgendwann kommen, kann man nur hoffen, dass die Nachrüstung bezahlbar ist. Ich habe keine Lust den jetztigen teuren Kessel wieder verschrotten zu müssen.
Auf diese Probleme und existierende technische Lösungen hätte man vielleicht auch mal eingehen können, statt nur mal wieder Holzheizungsbashing zu betreiben. Jede Technik hat derzeit halt ihre Nachteile, die ultimative Killerapplikation gibt es nicht. Nur mit Solar und Wärmedämmung kommt man vielleicht in der Pfalz aus, schon im Schwarzwald würde man degegen im Winter erfrieren. Und wenn es um Kaminöfen geht: die laufen bei den meisten Leuten doch eh nur sporadisch, der Gemütlichkeit wegen und nicht als wirklicher Heizungsersatz, oder täusche ich mich? Daraus jetzt ein riesiges Problem zu machen halte ich für unsinnig. Ich kann mich noch daran erinnern, dass alle Leute in unserer Gegend Braunkohle verheizten, das war nicht angenehm, aber wir haben es trotzdem überstanden.
Holzheizen Filter
Nach den jüngsten Daten des Statistischen Bundesamtes ist der Ölverbrauch für die Hausheizung in den Jahren 2000 bis 2007 um fast ein Drittel zurückgegangen, der Einsatz von Brennstoffen wie Holz hingegen um gut 20 Prozent deutlich gestiegen. Prima für das Klima, schlecht für die Gesundheit, weil die Schadstoffemissionen dadurch deutlich steigen. Lösen könnte dieses Dilemma zwischen Klima- und Gesundheitsschutz eine zuverlässig funktionierende Filtertechnik, die es in der Tat noch nicht auf dem Markt gibt. Derzeit laufen noch Tests, etwa am Technologie und Förderzentrum TFZ in Straubing mit Elektrofiltern, die auf den Schornstein montiert werden. Besonders wichtig zur Reduktion der Emissionen ist neben besserer Technik auch die Aufklärung, wie man Fehler beim Verheizen von Holz vermeidet. Vorbildliche Aufklärung bieten hier die Schweizer unter www.fairfeuern.ch. Überall, wo sichtbarer Rauch aus dem Schornstein quillt und es nach Rauch riecht, werden feuerungstechnische Fehler gemacht und hohe Feinstaubemissionen gehen damit einher. Dieses Phänomen lässt sich insbesondere morgens beim Anfeuern millionenfach in Deutschland zur Winterzeit sehen und riechen. Dass Kaminöfen besonders sauber heizen ist übrigens eine Mär, die Insider gerne verbreiten. Es gibt massive Emissionen beim üblichen Anheizen und jeweils Emissionsspitzen beim Nachlegen von Holz. Auch die Qualität des Holzes spielt eine wichtige Rolle, etwa die Feuchtigkeit, die Dicke der Scheite, teilweise auch die Baumart. Der Verweis auf Daten, die bei optimaler Verbrennung erhoben werden, blendet einen gewichtigen Teil der Realität aus.
Trostspender Rauch...
Der Rauch
Das kleine Haus unter Bäumen am See.
Vom Dach steigt Rauch.
Fehlte er
Wie trostlos dann wären
Haus, Bäume und See.
Bertolt Brecht, Buckower Elegien
Ja, ist nun der Rauch das Hauptproblem - oder eher die Bevölkerungsdichte...?
problematischer brennstoff holz??
ein pauschalurteil, das wohl so nicht stehengelassen werden kann! offene feuerstellen mögen wohl gesundheitsschädlich sein, zählen aber zu den primitivsten möglichkeiten, mit holz zu heizen. heutzutage gibt es pelletsheizungen, die sicher den neuersten stand der technik repräsentieren. oder den guten alten kachelofen. dass hausbrand in städten ein problem darstellt, ist aber auch klar. außerdem sollen nach berichten 10% des erdgases durch schadhafte leitungen verloren gehen. ist das kein problem? hauptsache, vor unserer haustüre ist die welt in ordnung, wir sind weltmeister im exportieren von umweltverschmutzung. und auch nicht besser als die usa.