Im Schwimmbecken, ein paar Hundert Meter vom Pariser Rathaus entfernt, ziehen gerade einmal zwei Damen ihre Bahnen. Dabei ist es im 29 Grad warmen Wasser angenehmer als im Freien. Im vergangenen Jahr standen die Leute Schlange, um sich unter den Sprühduschen zu erfrischen. Heute wird dort nur der Asphalt nass. Mit einem Besucherrekord ist auf Paris Plages , dem ältesten aller Stadtstrände, nicht zu rechnen. Wie in ganz Mitteleuropa fehlt auch hier der Sommer.
Zum zehnten Mal findet das urbane Strandvergnügen statt. Um den Daheimgebliebenen während der Ferienmonate Juli und August etwas Abwechslung zu bieten, aber auch, um im ereignisarmen Hochsommer die Aufmerksamkeit der Touristen zu erregen, wurde Paris Plages ins Leben gerufen. Im ersten Jahr kamen bereits 1,5 Millionen Besucher, 2003 stieg ihre Zahl auf drei Millionen. Das Schwimmbecken und die Wassernebler wurden 2004 eingeführt als Reaktion auf den extrem heißen Sommer des Vorjahres. Im vergangenen Jahr wurden laut offizieller Auskunft vier Millionen Besucher gezählt, die sich am Stadtstrand sowie am Bassin de la Villette, an einem Seitenarm der Seine im 19. Arrondissement gelegen, ein bisschen Feriengefühl holten.
In den zehn Jahren seines Bestehens ist Paris Plages in vielerlei Hinsicht gewachsen. Statt rund 650 Tonnen Sand, wie im ersten Jahr, werden mittlerweile 6.000 Tonnen per Schiff an das Seine-Ufer zwischen Louvre und Pont d’Arcole geliefert. Auf insgesamt 2.200 Metern ist die Voie Georges-Pompidou gesperrt, eine normalerweise stark befahrene Straße. Dort stehen nun Palmen und Liegestühle. Bei gutem Wetter sonnen sich die Menschen in Badehose und Bikini. Zwischendurch spielen sie Beachvolleyball und tanzen abends Tango. Sogar Wettbewerbe im Sandburgenbau gibt es.
So erobern sich die Pariser wenigstens für vier Wochen pro Jahr ihre Seine zurück, von der sie das übrige Jahr durch den tosenden Autoverkehr getrennt sind. Früher, als die Route noch keine beliebte Schnellstraße war, spielte sich das Leben am Flussufer ab. Dass sich die Pariser nach dieser Zeit zurücksehnen, merkt man wenige Meter weit vom Strand entfernt. Selbst an ausnahmsweise sonnigen Tagen strömen Menschenmengen zu einem Seitentrakt des Rathauses und drängeln sich in der Ausstellung Paris sur Seine. Historische Stiche und Schwarz-Weiß-Fotos zeigen, wie sich das Leben am Wasser im Laufe der Jahrhunderte verändert hat.
Kommentare
Oekologischer Schwachsinn
Als Einwohner Frankreichs (aber nicht Franzose) wundere ich mich über diese wohlwollende ZEIT-Schilderung. Paris-Plage ist ein ökologischer Schwachsinn ersten Grades. Was die rot-grüne Pariser Stadtregierung seit zehn Jahren veranstaltet, zeigt exemplarisch auf, welches Umweltverständnis hier in Frankreich herrscht: Alles ist nur Schein. Welche Ressourcen-Verschwendung hier stattfindet, kann sich jede Leserin, jeder Leser leicht ausmalen.
Oekologisch Unbedenklich
Wie schon im Artikel genannt, werden die 6000 Tonnen Sand im StraBenbau verwendet. Den haetten sie sich also so oder so irgendwann besorgen muessen.
Abgesehen davon hat das Projekt ja anscheinend dafuer gesorgt, dass jetzt Initiativen zur Verkehrsmilderung geschaffen werden. Weniger StraBen = mehr Verkehr auf anderen StraBen. Vielleicht werden dann auch mehr auf die Mietfahrraeder umsteigen, die Paris anbietet.
Ich sehe das Ganze eher als die Zurueckeroberung der Stadt durch die Natur.
Paris Plage ist wundervoll
und ich habe jeden warmen Spätnachmittag dort genossen. Einfach großartig, wenn auch nicht wirklich originell, da es auch in anderen Städten ähnliche Sommerstrände gibt.