Mineralwasser oder Leitungswasser? Das ist ja heute fast schon eine Glaubensfrage. Die Mineralwasserfraktion rechtfertigt den riesigen ökologischen Fußabdruck, den die Verpackung und der Transport von H₂O in Flaschen erzeugt, nicht nur mit dem (angeblich) besseren Geschmack, sondern auch mit einem Gesundheitsargument: Die Mineralien im Flaschenwasser seien lebensnotwendig, den Leitungswassertrinkern drohe Mangelernährung.
Aber diese Bedenken sind gleich aus mehreren Gründen nicht gerechtfertigt. Erstens muss Mineralwasser seit 1980 keine Mindestmenge an Mineralien enthalten – die Stiftung Warentest hat jedes zweite Mineralwasser als "mineralstoffarm" qualifiziert. Vielerorts enthält das aus der Tiefe geförderte Leitungswasser sogar mehr Mineralien als die Flasche aus dem Supermarkt.
Zweitens nehmen wir durch unsere Nahrung eigentlich genügend Mineralien zu uns, das Wasser ist da nur eine Ergänzung. Eine (im Auftrag der Wasserwirtschaft erstellte) Studie der Universität Paderborn kam 2001 zu dem Ergebnis: Wasser als Mineralquelle wird überschätzt. Von vielen Mineralien nehmen wir ohnehin schon zu viel zu uns – etwa vom Natrium, das im Kochsalz steckt. Deshalb werben viele Mineralwässer mit dem Prädikat "natriumarm".
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Kommentare
Wir haben es hier mit einem guten Beispiel
für eine sehr gut gelungene Verblödungsstrategie der Wirtschaft gegenüber den Bürgern zu tun.
Mit Milliarden-Aufwand wurde den labilen Bürgern untergejubelt, Mineralwasser aus Flaschen sei sooooo viel gesünder als Leitungswasser. Und wer Mineralwasser - möglichst noch eingeflogen aus Skandinavien - trinke, sei sooooo viel großARTIGER als die pobligen Leitungswassertrinker.
Wissenschaftlich untersucht trifft genau das Gegenteil zu:
Das meiste Leitungswasser in D ist gesünder als das meiste Mineralwasser, deutlich weniger mit Giftstoffen belastet.
Aber das ficht die erfolgreich Verblödeten nicht mehr an.
Wer es braucht, zu glauben, er sei was Besseres als die Anderen, mit dem kann man keinesfalls vernünftig reden.
Weil der nämlich sofort Angst kriegt.
Stimmt nicht ganz
"Wissenschaftlich untersucht trifft genau das Gegenteil zu:
Das meiste Leitungswasser in D ist gesünder als das meiste Mineralwasser, deutlich weniger mit Giftstoffen belastet."
Wissenschaftlich stimmt das nur für die Proben im Wasserwerk, denn die wurden untersucht. Ebenfalls wurde "am heimischen Hahn" abgezapft, da kommt dann oft nur unhygienische Grütze aus der Leitung. Jedenfalls im Vergleich zu Mineralwasser, dass nicht nur an der Quelle rein bleiben muss, sondern auch noch beim Endverbraucher zu Hause.
Die Mineralwasserabfüller werben mit etwas, dass nicht drin ist (Mineralien), die Wasserwerke mit etwas, das nicht drin sein soll (Keime etc.)-beide verbiegen natürlich die Realität.
Deshalb braucht man nur einem vertrauen, dem eigenen Geschmack. Wer das heimische Leitungswasser verschmäht, hat recht. Wer es lieber mag, ebenfalls.
Experten oder Wissenschaftler braucht nur der, der keinen Geschmack (mehr) hat!
Aussagekräftige Überschrift.
Ich trinke seit Jahren kein Mineralwasser mehr. Bei den ganzen Vorteilen die einem Leitungswasser bietet kann ich auch absolut nicht nachvollziehen warum die Leute tatsächlich noch in den Supermarkt rennen und den 100-fachen preis bezahlen.
Aber wie Kommentar #1 schon sagt: Verblödung scheint die Mineralwasser Konzerne nach wie vor am Leben zu halten.
@Vorposter
Na dann trinken Sie doch ihr Leitungswasser voller Keime und Kalk. ;-) Diese sitzen nicht, wie vermutet, im Wasser selbst, sondern hängen an Leitungsrohren, Wasserhähnen, Duschköpfen etc. "Verblöden" wird es Sie sicherlich nicht, Leitungswasser zu trinken, aber Sie denken wohl eh, sie sind was besseres als die anderen, die sich immernoch von der Wirtschaft verschaukeln lassen, indem sie Wasserflaschen schleppen...
Keime...
Da kann ich nur zustimmen...vor allem an den Gummidichtungen der Wasserhähne wimmelt es nur so vor Keimen...und nur wenige wissen woraus ihre Wasserrohre bestehen oder wie alt diese schon sind...es stimmt tatsächlich, dass unser Trinkwasser extrem gut ist...aber vom Wasserwerk in den Haushalt ist es ein weiter Weg ... und da steht eben kein Lebensmittelkontrolleur wie bei der Mineralwasserabfüllanlage...aber das muss ja jeder selbst wissen!
Die ersten zwei Kommentare
Mal wieder ein klassisches Beispiel von Arroganz gepaart mit Besserwisserei. Wie meine Vorredner schon erwähnten, ist es ein weiter Weg vom Wasserwerk in den Haushalt. Wenn ich mir morgens den Mund mit Leitungswasser ausspüle, habe ich den Eindruck, einen rostigen Nagel abzulecken. Wenn ich mir alleine die Verkalkung meines relativ neuen Duschkopfs ansehe, vergeht mir halt der Appetit. Da "schleppe" ich gerne alle 1-2 Wochen zwei Kisten Wasser für knapp 5 Euro in den zweiten Stock.
Ach, und mein Leitungswasser ist ja auch nicht umsonst, nicht wahr?
Kosten
für 5€ kriegen Sie schon nen m³ Leitungswasser, das ist etwas mehr, als zwei Kisten Mineralwasser…