Wie ein Gnadenerlass kam es wohl vielen Bewerbern vor, das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz von 2006 . Alter nennen? Foto beifügen? Nationalität angeben? Erlassen! Kein Unternehmen darf das (im Normalfall) noch fordern. Niemand soll beim Bewerben unfair behandelt werden, weil er eine Kerze mehr auf der Geburtstagstorte, einen schiefen Zahn im Mund oder einen Vater namens Abdullah hat. So weit die Theorie.
Aber was geschieht, wenn Sie Ihr Foto weglassen , ohne dass ein Unternehmen ausdrücklich darum gebeten hätte? Dann kann es Ihnen wie einem Verdächtigen gehen, der gegenüber der Polizei die Aussage verweigert: Alles, was er nicht sagt, wird (insgeheim) gegen ihn verwendet. Wer nicht aussagt, hat was zu verbergen! Zum Beispiel können Sie unberechtigt unter Hässlichkeitsverdacht geraten, was umso ungünstiger ist, je mehr Kontakt mit Kunden und anderen Menschen eine Stelle beinhaltet, von repräsentativen Führungspositionen ganz zu schweigen.
Mit einem guten Foto wären Sie aus dem Schneider, auch falls Sie nicht als Zwilling von George Clooney oder Claudia Schiffer durchgehen. Ein Foto baut Brücken für Sympathie. Nicht auf makellose Schönheit, auf eine gewinnende Ausstrahlung kommt es an. Ein Porträt bringt Sie dem Bewerbungsempfänger näher, als wenn er nur Ihren Namen lesen würde. Warum sollten Sie die Chance vertun, von einem Profi diverse Fotos von sich schießen und von Bekannten in einer Stichprobe das sympathischste aussuchen zu lassen? Wer Gesicht zeigt, ist gegenüber gesichtslosen Bewerbern im Vorteil. Das ist ungerecht, allerdings – frei nach John F. Kennedy – zu Ihren Gunsten.
Und wie steht es mit dem Alter ? Können Sie wenigstens daraus ein Geheimnis machen? Besser nicht, denn die Eckdaten Ihres Lebenslaufs bieten eine Steilvorlage für Spekulationen. Im Zweifel werden Sie für älter gehalten, wenn ein junger Bewerber gefragt ist, und für jünger, wenn es auf Erfahrung ankommt. Indem Sie das Alter nicht nennen, treten Sie die Deutungshoheit an andere ab. Die Fantasien, die so entfesselt werden, sind meist ungünstiger, immer aber unberechenbarer als die Fakten.
Was in der Theorie ein Gnadenerlass ist, kann sich in der Praxis als Schadenerlass auswirken. Erst wenn Firmen in ihren Ausschreibungen klar sagen, dass Fotos und Altersangaben nicht erwünscht sind, ist ein Bewerber "ohne" auf der sicheren Seite.
Kommentare
Aussehen ist wichtig im Bewerben, umd den scheiß Job.
Wenn ich mich bewerben würde ürgendwo, dann würd ich mich nur mit Foto bewerben, weil ohne Foto hat man weniger schongsen, es ist auch angebracht vor bewerbungen sich zu waschen, und die Finger zu schruppen, auch ein Frisör solltest mal gesehen haben , und haarwuchs mittel ausgetestet haben , allerdings 1 monat vor dem Bewerbungsgespräch, mit der Cheffin, des Betriebes deiner ängeren auswahl.
Auch...
Entfernt. Bitte verzichten Sie auf Kommentare, die ausschließlich provozieren. Danke, die Redaktion/mk
gegenteilige Erfahrung
Dieser Artikel gibt allenfalls die persönliche Meinung von Herrn Wehrle wieder. Auf wessen Aussagen und Erfahrungen bezieht er sich dabei?
Ich kann nur sagen, dass ich meine bisherigen Bewerbungen alle ohne Foto abgeschickt habe und ich nicht die Erfahrung gemacht habe, deswegen aussortiert zu werden. Und ich bewerbe mich nicht um Putzjobs.
Das Aussehen sagt rein gar nichts über die fachliche Eignung aus, und das sage ich nicht, weil ich hässlich bin. Der Quasi-Zwang, eine Foto beilegen zu "müssen" diskriminiert diejenigen, die sich keinen guten/professionellen Fotografen leisten können.
Bei manchen braucht es einen guten Fotografen ...
und andere kommen mit einem Automatenbild aus. Es soll die erste Auswahl vereinfachen und das Leben ist in der Tat ungerecht, was die Ausstattung der Menschen angeht.
Vieles können die überaus billigen Fotoläden auch sehr gut hin bekommen, da sie mittlerweile die Bilder auch nachbearbeiten und es muss nicht gleich ein Fotograf sein, der viel Geld kostet.
Wenn der nötig wird, würde es spätestens beim Gesprächstermin zum Problem führen, würde ich annehmen.
Das hätten die Firmen wohl gerne
Wenn deutsche Firmen anonyme Bewerber schlechter behandeln, dann ist das zu recht rechtswidrig. Basta. Man muss sich auch mal fragen ob man in einem Unternehmen arbeiten will, dass sich nicht daran hält... man muss sich nicht jeden Mist gefallen lassen, auch wenn Herr Wehrle an dieser Stelle immer wieder gerne hintenrum das Gegenteil propagiert.
Und warum sollen hässliche Menschen kein Unternehmen vertreten können? Man überlege nur mal, was sich unsere Kanzlerin bereits alles über ihr Aussehen anhören musste.
Eins ist klar
Ich würde eine anonyme Bewerbung ungelesen zurückschicken.
Wer auf einer anonymen Berwerbung besteht, hat mit Sicherheit in diesem Spiel Nichts investiert. Für solche Leute würde ich
anonyme Lebensmittel empfehlen: "Öl", "Nudeln", "Fleisch".
Keine näheren Angaben. An der Tanke: "Treibstoff", keine näheren Angaben. Absolut weltfremd. Wer so denkt, wird garantiert von der Sozialgemeinschaft alimentiert.
Position beziehen!
...also ein bisschen mehr Aussagekraft hätte ich mir schon gewünscht. Eine klitzekleine Kontroverse vielleicht. Man hätte zum Beispiel Argumente für oder gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz aufzeigen können oder zumindest seine Wirkung in Frage stellen.
Die Aussagekraft dieses doch sehr kurzen Artikels ist aber leider sehr begrenzt. Es wird lediglich zusammengefasst, dass ein Unternehmen von einem Bewerber zwar kein Bild (und andere Angaben) fordern darf, aber es ja irgendwie doch besser ist eines mitzuschicken. Das finde ich ehrlich gesagt ein bisschen zu dürftig...