Achtundsechzig, das war ein wichtiger Konflikt für die Bundesrepublik. Aber es war auch ein Konflikt mit Brutalität und Gewalt. Das können wir heute nicht gebrauchen. Im Gegenteil: Ein ostdeutsches 1968 müssen wir mit aller Kraft verhindern.
Die Eltern und Großeltern wollen oft nicht reden über ihre Leben in der DDR – gerade weil sie im Rückblick vielleicht nicht zufrieden sind mit sich. Sie glauben, dem schlechten Gewissen zu entkommen, indem sie schweigen. Eine ganze Elterngeneration ist: sprachlos. Es gibt zu viele, die sich gar nicht bewusst machen wollen, welche Verantwortung sie dafür tragen, dass die DDR so lange existieren konnte. Manche merkten viel zu lange nicht, wie sie zur Stütze des Systems geworden waren; auch ohne es zu wollen. Zu erkennen, dass man Mitschuld trägt, ist ein schwieriger Prozess. Gerade für den normalen Bürger – für den, der die DDR vielleicht sogar kritisch sah, der Westfernsehen guckte, der manchmal die Faust in der Tasche ballte. Der aber trotzdem Mitläufer war.
Damals, im Westen, mündeten die Studentenproteste in Brutalität. Ich will keine Brutalität. Ich will eine Kultur, in der die Alten sich trauen, zu erzählen. Ein Klima, in dem sie es gerne tun. Ich will, dass die Jungen danach fragen, was in der DDR war – ohne Tabus. Nur die offene Auseinandersetzung kann einen unversöhnlichen Zusammenprall der Generationen verhindern. Kann verhindern, dass die Emotionen größer und größer werden. Kann verhindern, dass die Sprachlosigkeit in einen unauflösbaren Konflikt mündet.
Achtundsechzig, dieser Begriff, ist nicht ganz stimmig für unsere jetzige Debatte – damals ging es um die Schuld am Holocaust, diesem einmaligen Schrecken. Heute geht es um Verantwortung in der DDR. Aber es gibt in den neuen Ländern ebendiese Sprachlosigkeit, die wir nicht hinnehmen sollten.
Ein Beispiel: Wer zur Wahl gegangen ist, hat die DDR legitimiert. Schon mit solchen "Taten" fing es an. Darüber zu reden, was das geheißen hat, wie man sich dabei gefühlt hat, ist wichtig!
Ich selbst saß zur DDR-Zeit im Gefängnis, 1982 war das. Erst dann hörte meine Mutter auf, wählen zu gehen. Viele Jahre später habe ich zu meiner eigenen Schwester, zu meinen eigenen Eltern gesagt: Damit, dass ihr zur Wahl gegangen seid, habt auch ihr die Bausteine für meine Gefängnismauer geliefert.
Aber wir haben zu wenig darüber geredet. Ich habe auch viel zu spät mit meiner Mutter über die Nazizeit gesprochen. Erst kurz vor ihrem Tod begannen wir damit – aber es war zu spät für eine echte Auseinandersetzung. Deshalb bin ich so froh, wenn die Jüngeren es besser machen. Wer reden will, dem nützt es aber nichts, auf seine Eltern einzudreschen. Ihnen sofort Schuld zuzuweisen. Nein, als Erstes geht es ums Zuhören.
Kommentare
Der Erhalt von Lebenschancen
in anderen, besseren Zeiten war die Motivation der meisten Eltern. Die meisten Lebensläufe geben dabei den angepassten Eltern absolut Recht!
Für die Kinder der unangepassten Eltern wurden die Weichen meist zum Nachteil gestellt, indem eine dem intelektuellen Vermögen entsprechende Ausbildung von den Mächtigen prinzipiell unterbunden wurde - mit Folgen die bis heute anhalten. Viele haben nach 1989 eben trotz Freiheit und allen Möglichkeiten nicht mehr "die Kurve gekriegt", waren zu alt oder passten wegen des Werdegangs nicht zu westdeutschen Personalauswahlskriterien. Die Weichenstellung in entscheidenden Jahren wirkt letztlich das ganze Leben. Faktisch büßen Kinder für Handlungen ihrer ELtern.
Und welche ELtern wollten zB. ihr ungeborenes Kind erst im vorgrückten Kindergartenalter kennenlernen, dann im Westen?
All diese Fragen müssten sich Moralapostel, die die Verhältnisse glauben aus der Entfernung beurteilen zu können, einmal für sich selbst stellen.
Auch der von zum Teil irrationalen Abstiegsängsten getriebene Förder- und Ermöglichungswahn heutiger Eltern zur Performanceopitmierung des eigenen NAchwuchses bietet dabei ausreichend Kontrast Besserwissern auf die Sprünge zu helfen...
eigentlich schade
Ein "ostdeutsches 1968" steht, gelinde gesagt, nicht an. Ich frage mich, wie Roland Jahn zu dieser Wahrnehmung der Realität der Bundesrepublik des Jahres 2013 kommt? Es ist wohl eher ein Herbeireden - aber bitte nicht "mit Brutalität und Gewalt. Das können wir heute nicht gebrauchen". Ich habe noch nichts davon gehört, dass sich aus der radikalisierten Anti-SED-APO gerade gewaltbereite Gruppen bilden, die in verrauchten Hinterzimmern Molotowcocktails abfüllen und die Entführung der ehemaligen FDJ-Sekretärin Angela Merkel planen.
Das "ostdeutsche 1968" hat in den sechziger und siebziger Jahren stattgefunden, mit nicht wenigen Gemeinsamkeiten zum Aufbegehren der Jugend im Westen. Das ist nun über 40 Jahre her. Es kommt nicht noch einmal.
"Offen reden, Schuld eingestehen, das ist die Voraussetzung für Vergebung". Wer vergibt Wem? Wer hat an Was Schuld? Der, der seinen "Wehrdienst" bei der Bereitschaftspolizei geleistet hat und danach (erst?) gemerkt hat, dass etwas nicht stimmt im System? Der verzeiht derjenigen, die zur Wahl gegangen ist? Der, der vielleicht 1976 aus der SED ausgetreten ist, demjenigen, der es erst 1989 begriffen hat? Funktioniert das wirklich so?
Auch R.Jahns kritischer Blick auf das Heute, beschränkt sich hier zum wiederholten Male auf "Facebook". Das macht das von ihm sonst Gesagte auch nicht unbedingt glaubwürdiger. Diese Art und Weise der Auseinandersetzung mit der DDR, kann meines Erachtens auch kontraproduktiv wirken. Und das ist eigentlich Schade.
Die Gauck/Birthler/Jahn Behörde hatte vom Anfang an versagt !
http://adamlauks.wordpres...
Wen Sie diesen Beitrag gelesen haben werden Sie begreifen das Herr Jahn, entweder ein Träumer ist oder uns was vormacht. Sein Aktionismus im Bezug auf die Altlasten seines Vorgängers ... die immer noch als Hauptamtlichen in der Behörde tätig sind, eine Dauerohrfeige an alle Opfer der STASI oder des SED Regimes. Am dritten Tag seiner Tätigkeit in Hohenscchönhausen versprach er uns, es waren viele Opfer dabei anwesend, die "rauszuschmeissen". Dafür gab es von Herrn Scholz(Workuta) " Willkommen im Club !!! " Er gab an manche bereits verjährte Ermittlungsverfahren wieder eröffnen zu können !? Gegen das erste hatte ich gewetten:" Sie werden keinen von denen rausschmeissen Her Jahn,wetten !!? "
Wenn das was sich die Gauck Behörde im Fall Folteropfer der STASI Adam Lauks 1994 rausgenommen hatte -ich sage dazu Unterdrückung oder Unterschlagung von Beweisen für Schwere Körperverletzung, geleistet hatte generalisiert wird, und mein Fall ist nicht der einzige, ist die Wut bei einigen berechtigt. Die Opfer die auch Dank der Behörde Opfer geblieben sind, sind auch weiterhin im Visier und unter Kontrolle der ehemaligen Hauptamtlichen und IMs dass man von Fortdauer der Zersetzung sprechen kann.Opferverbände kolosal erfolglos und unterwander
Entfernt. Bitte verzichten Sie auf polemische Unterstellungen und belegen Sie Behauptungen mit entsprechenden Quellen. Danke, die Redaktion/jp
Entfernt. Bitte verzichten Sie auf überzogene Polemik. Danke, die Redaktion/jp