Lange basierte der Frust von Südeuropas Jugend darauf, dass nach der Schule immer häufiger die Arbeitslosigkeit folgte. Nun aber zeigen Daten, dass die Jugendlichen einen weiteren Grund haben, vor Wut auf die Straße zu gehen. Ihr Einkommen für die gleiche Arbeit ist – verglichen mit früheren Generationen – deutlich geringer.
Neue Berechnungsmethoden, die wir mit Daten der angesehenen Luxembourg Income Study durchgeführt haben, zeigen, dass in fast allen entwickelten Ländern jede Generation, die zwischen 1920 und 1955 geboren wurde, jeweils sehr viel höhere Einkommen als ihre Vorgängergeneration hatte. In einigen Ländern gilt dieser Trend auch für Generationen, die nach 1955 geboren wurden. Sowohl in skandinavischen Ländern mit sogenannten sozialdemokratischen Wohlfahrtssystemen als auch in den englischsprachigen Ländern mit sehr knauserigen Wohlfahrtssystemen, profitieren Generationen, die nach 1955 geboren wurden, ungebrochen von den mit jeder Generation zunehmenden Einkommen, an die vorherige Generationen sich gewöhnt haben.
Auch in Deutschland ist dies nicht anders. Den jungen Generationen geht es hier besser, als die öffentliche Diskussion vermuten lässt. Trotz vermeintlicher Endlospraktika und prekärer Arbeitsverhältnisse setzen seit 1960 in Deutschland geborene Generationen recht nahtlos die Einkommenszugewinne fort, welche die vorherigen Generationen genießen konnten.
Französische, spanische und italienische Generationen, die von 1960 an geboren wurden, profitieren hingegen nicht mehr vom Wirtschaftswachstum ihrer Länder, denn alle Wohlstandszugewinne gehen rechnerisch an die Generationen, die vorher geboren wurden. Die Einkommen von Generationen, die in diesen Ländern nach 1970 geboren wurden, sind sogar um 25 bis 30 Prozent niedriger als die Einkommen, die nötig wären, damit später geborene Generationen – wie in anderen Ländern – vom selben Einkommenstrend wie ihre Vorgängergenerationen profitieren. Italienische Generationen, die zwischen 1960 und 1975 geboren wurden, haben inflationsbereinigt sogar weniger Einkommen als ihren eigenen Eltern. Ausnahmen gibt es nur dann, wenn sie die Einkommensverluste mit besserer Bildung ausgleichen konnten.
Ist dies nicht unvermeidlich? Schließlich sind Menschen, die in den zehn Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurden, in einer Zeit beispiellosen Wirtschaftswachstums groß geworden. Und sie fanden feste Stellen, bevor die Arbeitslosigkeit in den 1970er Jahren in allen Ländern zunahm. Generationen, die ab 1960 geboren wurden, waren wiederum mit zunehmender Arbeitslosigkeit und schwächerem Wirtschaftswachstum konfrontiert. In der Tat gilt dies für alle Länder. Warum führt es dann nicht auch überall zu den oben beschriebenen Ungerechtigkeiten?
Zwar haben alle entwickelten Länder seit den 1970er Jahren ihr Wirtschafts- und Sozialsystem liberalisiert. Doch englischsprachige Länder wie Großbritannien, die sogenannten liberalen Wohlfahrtsstaaten, haben durch diese Liberalisierung dafür gesorgt, dass alle Bürger dem Markt gleichermaßen ausgesetzt sind. Skandinavische Länder haben im Gegensatz dazu zwar üppige Sozialleistungen beschnitten, doch davon waren alteingesessene Arbeitnehmer ebenso betroffen wie Berufsanfänger. Deutschland wiederum schützt seit der Agenda 2010 auch ältere Arbeitnehmer nicht vor Armut durch Arbeitslosigkeit, sodass Erwerbslose nun auch geringer bezahlte Beschäftigungen annehmen müssen. Außerdem drängen in Deutschland immer mehr junge Leute mit abgeschlossenem Studium oder mit Berufsausbildung auf den Markt – diese laufen tendenziell weniger Gefahr, später arbeitslos zu werden.
Und die Regierungen im Süden Europas? Sie schützen trotz aller Liberalisierung immer noch besonders jene Arbeitnehmer, die einen festen Job haben. Dies führt zu einem Zusammenhang, den es nur dort gibt. Generationen, die in Frankreich, Italien und Spanien nach 1960 geboren wurden, sind in schwierigen Zeiten nicht nur der höchsten Jugendarbeitslosigkeit ausgesetzt – oft von über 20 Prozent. Wenn eine Generation in einem südeuropäischen Land auf den Arbeitsmarkt kommt, während die Jugendarbeitslosigkeit hoch ist, wirkt sich dies zudem negativ auf ihr lebenslanges Einkommen aus.
Kommentare
Jammerlappen!
Die sollen sich wie alle guten Deutschen über die Fußball WM freuen und nach vorne gucken wie Mutti gerne zu sagen pflegt.
via ZEIT ONLINE plus App
Ist Ihnen bewusst, dass dank Ihrer "Mutti"
diese jungen Leute, um die sich zu Hause niemand Sorgen gemacht hat, einen Hoffnungsschimmer sehen können woher sie sich in ihrer Hoffnungslosigkeit zu Hause Rettung versprechen?
Sie können hierher nach Deutschland kommen, weil die bei gerade jungen Leuten hier ach so verschriene Politik der alten Generationen hier auch die jungen Leute gesehen haben und auch für deren Zukunft vorgesorgt haben. Und gleich noch für die übrigen Menschen auch - hier finden und haben sie Chancen und Arbeit und Einkommen - zuhause wurde das Geld verprasst in Projekte ohne Nachhaltigkeit.
Es lässt sich gut gegenanmeckern aus einer abgesicherten Position heraus die man denen verdankt, die man anmeckert.
Venceremos - und wenn wir dafür Krieg führen müssen. Gegen Maßhalten, gegen Nachdenken vor Handeln, gegen Nachhaltigkeit, gegen Alles - aber hauptsache: Gegen. Erst einmal mit dem Kopf gegen Mauern, bevor ihn zu gebrauchen.
Wie bei uns
und alles nur damit sich die Reichen mehr hinter die Backen klemmen können als andere Menschen. Ja, Reichtum ist ein Problem und gehört verboten.
Das wäre auch schon längst umgesetzt, wären es nicht die Reichen die Politik und Wirtschaft in der Hand haben. Irgendwann, aus einer Katastrophe heraus, wird auch genau dies geschehen.
Die Welt als Nullsummenspiel
In einem System mit Veränderungen und Wachstum ist der Verlust einer Partei eben nicht automatisch der Gewinn von Anderen. So dürfte auch die Beschlagnahme und evtl. Verteilung von Vermögen niemanden dauerhaft bereichern.
Mythos Generationen-Ungerechtigkeit
Zumindest spricht das Ergebnis dagegen dass in Deutschland die Jüngeren flennen müssen weil Ihnen die Älteren angeblich die Butter vom Brot nehmen.
Der höchst christliche Politiker Herr Mißfelder (der ja jetzt auch nicht mehr so jung ist) sollte es sich also überlegen ob er noch mal fordert die Implantation teurer Hüftgelenke für Alte zu stoppen.
Kein Wunder:
Schlechte (Aus-)Bildung und mangelnde Motivation tragen ihr Übriges dazu bei.
Bei meiner Frau wurden Anfang 2013 12 Spanier und 2 Portugiesen in den Betrieb vermittelt. Sie sollten 6 Monate einen "Schnupperkurs" im Rahmen eines europäischen Austauschprogramms absolvieren und dann bei beidseitigen Gefallen in die Ausbildung übernommen werden. Von den 14 Anfängern ist jetzt noch genau einer da. Der Rest monierte sich über:
-harte körperliche Arbeit,
-niedriges Gehalt,
-die Arbeitszeiten,
-oder hatte Heimweh.
Die Krise von Südeuropas Jugend ist hausgemacht.
Es wird einfach nicht mehr so sein, wie in der Elterngeneration, wo man nach der schulischen Ausbildung direkt als Beamter einen schönen Verwaltungsjob hat.
Je schneller diese jungen Menschen das verstehen, umso wettbewerbsfähiger werden diese.
Generationenungerechtigkeit
Das ist doch totaler Quatsch. Viele der Betroffenen haben einen akademischen Abschluss, da kann von "keine Motivation" doch nicht immer die Rede sein. Und zudem sagt das viel über Sie aus, wenn sie von 3 Leuten auf ein ganzes Land schließen. Das ist gelinde gesagt, nicht sehr intelligent.
Das Problem der Generationen wird sich verschärfen und hier zeigt sich die größe Schwäche der Demokratie: Die ältere Generation wird immer stärker und wird die jüngere demographisch nicht mehr zum Zug kommen lassen. Bestes Beispiel ist die Rente mit 63. Die größte Schuld trägt aber die Politik, welche die wirtschaftlichen Strukturen nicht den Herausforderungen der Zeit anpasst.
In Deutschland doch aufgrund der Akademisierung auf dem Markt das gleiche Schicksal. Der Kessel brodelt in Europa und dank TTIP und TISA wird sich das Problem verschärfen. Keiner weiß was dann passieren wird.