Ich bin Kapitänin, im Schnitt verbringe ich vier Monate auf einem Frachter. Den letzten Frachter, die Cap San Vincent, habe ich in Singapur übernommen und durch den Indischen Ozean ums Kap der Guten Hoffnung herum bis nach Uruguay und Argentinien gesteuert. Die Cap San Vincent ist 331 Meter lang und kann 120.000 Tonnen Ladung transportieren.
Alle grundsätzlichen Entscheidungen an Bord gehen über meinen Tisch: Ändern wir den Kurs, weil ein Tropensturm aufzieht? Steuern wir einen Hafen an, weil ein Crewmitglied schwer erkrankt ist? Ist der Tiefgang in Ordnung, können wir auslaufen?
Die Besatzung besteht aus etwa 25 Personen, und die meisten sind Männer – aus Deutschland, Polen, Bulgarien und der Ukraine, von den Philippinen, aus Kiribati und Tuvalu. Auf der letzten Fahrt war ich bis Südamerika die einzige Frau an Bord.
Innerhalb der Crew habe ich keine Probleme, mich durchzusetzen. Wer vier Streifen auf seiner Schulter hat, ist nun mal die Kapitänin und gibt die Kommandos. Viel wichtiger ist ohnehin, dass ich mein Team gut leite. Allenfalls die Lotsen sind manchmal überrascht, dass sie es mit einer Frau zu tun bekommen. In China werde ich von manchen verblüfft angestaunt. Und ich kann mich an eine Anekdote aus einem deutschen Hafen erinnern, als ich noch Erste Offizierin war. Ich nahm einen Lotsen in Empfang, der mich duzte und fragte: "Bist du hier Azubi?" Ich antwortete: "Ja, Kapitäns-Azubi, deshalb habe ich auch nur drei Streifen." Damit war der Fall geklärt.
Seit 2006 bin ich Kapitänin. Vorher habe ich eine Ausbildung zur Schiffsmechanikerin gemacht, Nautik studiert, das Wachoffizierspatent erworben und mich durch meine Fahrtzeiten weiterqualifiziert.
Eine junge Frau, die sich für eine Karriere auf See entscheidet, wird schon noch gefragt: Hast du dir das gut überlegt, in dieser Männerdomäne? Zu Beginn meiner Laufbahn gab es vielleicht ein oder zwei Frauen im gesamten Seebetrieb einer Reederei, und aus dem Berufsverband "Frauen zur See" weiß ich von einzelnen, denen Schikanen den Beruf verleidet haben. Inzwischen ist es aber keine Ausnahme mehr, wenn mehrere Frauen auf einem Schiff fahren, und in Brasilien zum Beispiel arbeiten auch Lotsinnen. Von männlichen Kollegen höre ich oft, dieser Wandel habe einen guten Einfluss auf den Ton an Bord.
Wenn Sie in unserer neuen Rubrik berichten möchten, "Wie es wirklich ist", melden Sie sich
bei uns: wirklich@zeit.de
Protokoll: Daniel Kastner
Kommentare
"die meisten sind Männer – aus Deutschland, Polen, Bulgarien und der Ukraine, von den Philippinen, aus Kiribati und Tuvalu."
Ob sich diese Männer schon mal ihren "Equal Pay Day" und den "Gender Pay Gap" ausgerechnet haben?
Überraschung: Es gibt mehr als eine Form ungerechter Bezahlung.
Warum aber Frauen in Deutschland anstandlos weniger Gehalt als ihre männlichen Kollegen für gleiche Arbeit akzeptieren sollen, nur weil andere Gruppen noch stärker diskriminiert werden, erschließt sich nicht.
Toll,
Aber warum muss man dazu eine unbekannte Frau im Pinup- Stil veröffentlichen?
Weil Sexismus nicht schlimm ist, solange er von Journalisten begangen wird.
Ich nehme an das auf dem Bild ist Kapitänin Seedje Katharina Fink. Oder etwa nicht?
Aufgrund der Kappe,die sie trägt könnte eher Kapitänin Natascha Fjodorovna sein XD.
Wer hat sich denn dieses dämliche Bild dazu einfallen lassen? Da wird endlich mal von einer Frau Kapitänin berichtet, und ihr Helden habt nichts besseres dazu beizusteuern als ein Model mit russischer Marinemütze und blaugestreiftem Fischerhemd? Soll das ironisch sein? Oder was soll uns das sagen? Wollt ihr vielleicht auf das sexistische Niveau des Sterns absinken? Bitte das Bild schleunigst austauschen und dann bitte eine kurze Andacht und Reflexion warum sowas einfach nicht getht
Es ist sogar noch schlimmer, den die Frau trägt die richtige Russische Marine Uniform. Das Shirt ist das gänige Armee- Unterhemd aller Truppen in Russland, wird dort sehr oft getragen vorrallem auf dem Land. Das ist also eigentlich Uniform- Missbrauch. Den niemals ist die Person auf dem Bild Soldatin in Russland, Kapitänin oder etwas ähnliches.
Zu diesem Artikel und diesem Beruf sollte doch wohl schon ein etwas seriöseres Bild gewählt werden.