Man muss schon beim Bundesumweltministerium nachfragen, um uneingeschränkte Befürworter von E10 zu finden, der neuen Kraftstoffmischung aus Benzin und bis zu zehn Prozent Bioethanol. "Biokraftstoffe spielen eine wichtige Rolle beim Klimaschutz und bei der Energieversorgung", heißt es im Ministerium – und darum halten Umweltminister Norbert Röttgen (CDU) und Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) auch nach dem unter großem Echo veranstalteten Benzin-Gipfel am umstrittenen neuen Treibstoff fest .
Der heute verwendete Agrosprit verursache weniger Treibhausgase als herkömmliche Treibstoffe, zudem senke man so den Verbrauch des knapper werdenden Erdöls und mache sich weniger abhängig von oftmals politisch instabilen Lieferländern, argumentiert die Regierung. Rückendeckung erhält sie vom Verband der Automobilindustrie (VDA) .
Die Klimabilanz des neuen Kraftstoffs ist indes umstritten. Das Umweltministerium verteidigt den ökologischen Nutzen. Es beruft sich auf die deutsche Biokraftstoff-Nachhaltigkeitsverordnung . Ihr zufolge wird nur solcher Biosprit steuerlich gefördert und auf die festgesetzte Biokraftstoffquote angerechnet, der im Vergleich zu fossilen Kraftstoffen mindestens 35 Prozent an CO 2 einspart. Diese Mindestanforderung steigt 2017 auf 50 Prozent, 2018 auf 60 Prozent. Zweite Bedingung: Es dürfen keine Flächen mit hoher biologischer Vielfalt oder mit hohem Kohlenstoffgehalt, also Wälder oder Grünland, für den Anbau genutzt werden.
Trotzdem nennt der Bund für Umwelt und Naturschutz E10 eine ökologische Mogelpackung, und auch der Naturschutzbund kritisiert die Biokraftstoff-Strategie der Bundesregierung. Die Naturschützer treibt um, dass der Anbau von Kraftstoffpflanzen direkt mit der Lebensmittelerzeugung konkurriert und damit zu sogenannten indirekten Landnutzungsänderungen führt.
Beispielsweise in Brasilien, dem nach den USA weltweit zweitgrößten Ethanol-Produzenten: Zuckerrohr für die Ethanol-Herstellung wird nicht im Amazonasgebiet angebaut, sondern im Süden des Landes. Doch wenn dort deshalb Acker- und Weideflächen für Bauern wegfallen, weichen diese notgedrungen in Richtung Regenwald aus. Auch in Deutschland führt der verstärkte Anbau von Energiepflanzen zu kräftig steigenden Pachtpreisen für Böden und treibt damit die Lebensmittelpreise in die Höhe. Auf Verdrängungseffekte hat auch die Bundesregierung derzeit keine Antwort: Indirekte Landnutzungsänderungen berücksichtigt die Nachhaltigkeitsverordnung nicht.
Darüber hinaus halten die Umweltverbände das Argument der Biokraftstoffhersteller, bei der Verbrennung von Biosprit könne nicht mehr CO 2 freigesetzt werden, als die Pflanze zuvor während ihres Wachstums der Luft entzogen habe, für zu kurz gegriffen – man müsse sich die gesamte Produktionskette ansehen. So werde beim Anbau hoch energetischer Pflanzen auch Stickstoffdünger verwendet, der klimaschädliches Lachgas freisetze, sagt Gerd Lottsiepen, der verkehrspolitische Sprecher des ökologisch orientierten Verkehrsclubs Deutschland (VCD). "Es ist durchaus zweifelhaft, ob das CO 2 -Einsparziel mit E10 wirklich erreicht wird."
Der VCD lehnt den Einsatz von Biokraftstoffen nicht grundsätzlich ab, fordert aber, dass "nur ökologisch und sozial verträglich produzierter Sprit aus Biomasse" genutzt werden dürfe – diese Bedingung sei durch die deutsche Nachhaltigkeitsverordnung allein noch nicht erfüllt. Die Biospritpflanzen dürften nicht auf Flächen angebaut werden, die bisher der Produktion von Futter- und Lebensmitteln dienen, um Verdrängungseffekte auszuschließen, fordert der VCD. Dafür solle dann eine entsprechende Beimischungsquote neu festgelegt werden, die wahrscheinlich zunächst unter zehn Prozent liege. Eine solche Verschärfung der Voraussetzungen ist derzeit allerdings nicht in Sicht.
Kommentare
Brot für den Tank
Verwunderlich ist das absolute Schweigen der Kirchen zum Vertanken von Brotgetreide wie Roggen und Weizen. Gab's nicht einmal diese schöne 'Aktion Brot für die Welt'?
[...]
Gekürzt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke. Die Redaktion/ag
Die Kirchen haben frühzeitig und deutlich kritisiert
siehe: http://www.ekd.de/service...
super
Wie schön, dass die Bundesregierung die gerade präsente Lybienkrise als Argument für ihren E10-Quatsch verwenden kann.
Wie wärs mit einem 'Danke schön' an Gaddafi, seitens der Minister, wäre doch nur angemessen.
JA JA
Unsere Politik und im speziellen CDU/CSU/FDP sind die bremser der Nation.
Wenn man beim KFZ CO 2 technisch besser werden will könnte man das mit Sicherheit mit anderen Wegen auf jeden Fal nachhaltiger angehn anstatt solch einen Mist anzuzetteln.
Wie währe es mit einem Konzept das E Mobilität und die damit Verbundnen Entwicklungsfelder fördert.
Solarzellen aufm Hausdach könnten die Tankstellen von morgen sein davon bin ich überzeugt , und ich bin kein Grüner Ökofanatiker, aber wenn die Politik ein eindeutiges Zeichen in diese Richtung setzen würde dann bin ich überzeugt das die Technik sich rasend entwicklen würde.
Aber die Politik wird da keine Zeichen setzen und schon gar keine verlässlichen denn für die Sonne können Sie keine Steuer erheben.
CDU/ CSU & FDP = untauglich für die Zukunft.
Gekürzt. Bitte bleiben Sie sachlich. Die Redaktion/cs
Tschüss Regenwald
E10 wird zu Recht kritisiert. Wir tanken E10 nicht, weil wir verunsichert sind, sondern weil wir uns bewusst dagegen entscheiden! Ich würde mich freuen, wenn unsere verantwotlichen Politiker eine so wichtige Sache zu Ende denken würden. Bei der nächsten Wahl gibt es die "Watschen".
Für alle mit der gleichen Meinung, empfehle ich folgende Online-Protestaktion:
http://www.regenwald.org/...
Ich hoffe
Sie tanken dann auch nicht das extrem Umwelt- und Meeresverschmutzende Benzin(Öl) und essen kein Fleisch damit der Regenwald bestehen bleibt und die Armen ihr eigenes Getreide anbauen und auch essen können.
Aber is klar... der Regenwald und die Hungernden werden erst dann interessant wenn es den Europäern "ans Auto geht"
Und der ADAC!!!
Habe gerade dem ADAC mitgeteilt, dass ich meine Mitgliedschaft aufgeben werde, wenn er sich weiterhin für E10 einsetzt. Ich unterstütze doch nicht mit meinen Beiträgen eine Agrarsubvention und Verschandelung der Landschaften; und das unter dem Deckmäntelchen des Umweltschutzes.
ADAC : "Achsen des Bösen laufen wie geschmiert"
Quelle:
http://www.linksnet.de/de...