"Billig? Da stehst du doch drauf!" Der Werbeslogan eines Telekommunikationsanbieters gilt auch für immer mehr Autokäufer – besonders dann, wenn sie selbst bezahlen: Unter den Top 20 der Privatzulassungen ist der Duster von Dacia eines der wenigen Importmodelle.
Die rumänische Renault-Tochter wird mit den neuen Modellen Lodgy, Dokker und Sandero wahrscheinlich noch beliebter werden. Die Zahl der produzierten Fahrzeuge steige gegenüber 2011 bis 2015 um jährlich fast zehn Prozent, prognostizieren die Experten der Beratungsfirma IHS Global Insight. Von einem solchen Wert können andere Autohersteller nur träumen. Auslöser des kräftigen Wachstums ist der günstige Preis. Hier hat Dacia den Nerv der Kundschaft getroffen.
Aber wie kann Dacia für den Sandero, der so groß ist wie der Volkswagen Polo, einen Grundpreis von nur 6.790 Euro aufrufen? Als Antwort verweisen viele gern auf die niedrigen Löhne im Produktionsland Rumänien . Aber das alleine reicht nicht. Auch andere Hersteller lassen Fahrzeuge in Ländern fertigen, in denen die Gehälter unter denen in Deutschland liegen. Bei Volkswagen im slowakischen Bratislava etwa laufen die schweren Geländewagen VW Touareg, Audi Q7 und die Karosserie des Porsche Cayenne vom Band.
Höhere Marge
"Der niedrige Preis der Dacia-Modelle lässt sich nur realisieren, weil entlang der gesamten Wertschöpfungskette konsequent gespart wird", erläutert Christian Kleinhans vom Beratungsunternehmen Berylls Strategy Advisors. Weglassen, lautet die Devise. Der Dacia-Vertrieb ist auf das Notwendigste reduziert. Händler müssen zum Beispiel keine aufwändig eingerichteten Verkaufsräume vorweisen. Oft stehen die Dacias einfach neben den Renault-Modellen. Ohne Showroom im Showroom, wie das bei Mini und BMW der Fall ist.
Reduziert ist auch das Auto selbst. Dacia setzt auf etablierte Zulieferertechnik und eine hohe Standardisierung. In den Basisversionen sind die Stoßfänger unlackiert – was viele Käufer nicht abschreckt, sondern vielmehr zum Zugreifen motiviert. Eine Schramme im grauen Plastik tut eben weniger weh als im Hochglanzschwarz. Wer allerdings eine scheinbar selbstverständliche Klimaanlage haben will, muss mindestens zur Ausstattungsvariante Ambiance greifen. Der plakative Einstiegspreis relativiert sich dann.
Dacia ruiniert sich mit den niedrigen Preisen keineswegs. Im Gegenteil. Wie Berylls Stategy Advisors ausgerechnet hat, ist der absolute Profit pro Auto zwar kleiner als bei der Konkurrenz, aber die prozentuale Marge, gemessen am Fahrzeugwert, ist höher (siehe Grafik).
Wichtig ist den Managern im französischen Mutterkonzern eher, dass Renault nicht kannibalisiert wird. So kann für den neuen Sandero zwar unter anderem der gleiche neu entwickelte Dreizylindermotor mit 898 Kubikzentimeter Hubraum bestellt werden wie im Renault Clio. Doch während der offizielle Verbrauch je 100 Kilometer im Clio bei 4,3 Litern Benzin liegt, beträgt er im Sandero 5,2 Liter. Der Grund: Dem Dacia fehlen die Start-Stopp-Automatik und die bedarfsgerechte Steuerung der Lichtmaschine.
Kommentare
"Stoßfänger in Wagenfarbe lackiert"
"In den Basisversionen sind die Stoßfänger unlackiert – was viele Käufer nicht abschreckt, sondern vielmehr zum Zugreifen motiviert."
Die Einführung des "Stoßfängers in Wagenfarbe lackiert" war doch ohnehin nur eine ABM für Werkstätten und Lackierer, die diesem Teil des Autos seinen Zweck, nämlich leichtes Touchieren schadlos abzufangen, genommen hat.
Unnötigerweise ziehen so auch leichte Berührungen teure Reparaturen nach sich. Ich freue mich, dass ein Autohersteller mit diesem Unsinn aufhört, außerdem gefällt mir der Farbkontrast zwischen Stoßstange und lackiertem Wagen.
Das sehe ich auch so
Dass mit der Stoßstange sehe ich auch so. Eigentlich muss man in Deutschland von Zierleiste sprechen, denn stoßen kann man damit sicher nicht. Früher war zwar nicht alles besser, aber die Stoßstangen verdienten früher ihren Namen wenigstens noch. Leider wird in Deutschland ja gleich von Wertminderung gesprochen, wenn an der Zierleiste ein Kratzer zu sehen ist. Versicherungen, Lackierereien ect. freut es. Lassen sich doch so die Prämien erhöhen, greift man auf die Versicherung zurück. So oder so, der Kunde zahlt.
Heutzutage ist KEIN Auto mehr günstig!
Es braucht schließlich Sprit und der kostet auch für Dacia-Fahrer 1,70 € oder mehr.
Ich hab mein Fahrrad mit einer Anhängerkupplung aufgewertet, damit bin ich bisher noch nicht mal an Schränken und Lattenrosten gescheitert.
Trotzdem günstiger
... aber trotzdem spielt der Anschaffungspreis eine enorm wichtige Rolle bei den Gesamtkosten des Autos. Der Artikel und Ihr Kommentar liefert eh schon eine intersannte Vergleichsbasis.
Der Sandero stellt sich laut Artikel auf die Ebene eines VW Polos, deswegen ziehe ich einen solchen in der Basisversion für den Vergleich heran.
Anschaffungspreisunterschied:
VW Polo - 12450 € (Liste)
Dacia Sandero - 6790 €
--> 5660 € Ersparnis
Bei einem Verbrauch von 5,2 Litern auf 100 km und bei einem Spritpreis von 1,70 € pro Liter kann ich den Sandero also schon 64.000 km fahren, bis ich den Polo mal angeschafft habe.
In der Steuer und auch in der Versicherung dürfte der Sandero zusätzlich günstiger sein, als der Polo.
Ich staue! Ich bin platt!! Das ist ja ... noch nie dagewesen!
Viele verweisen gern auf die niedrigen Löhne im Produktionsland - und hier tauchen auf einmal ganz andere Faktoren in der Liste auf!
(Neulich wurde im Fernsehen der Rückgang des griechischen Tourismus darauf zurückgeführt, dass die Zimmermädchen so teuer sind - folglich muss man nur deren Gehälter senken und ... *zack* alles Paletti ... )
Vor ein paar Tagen wurde der Begriff "Fachkräfte-Mangel" untersucht - und heute das!
On die INSM das gerne liest?
Aber ich - Glückwunsch.
Ich schicke den Link mal weiter an die nachdenkseiten,
Wenn die Krankenschwester
am frühen Nachmittag bei über 30 Grad aus dem Kreiskrankenhaus zurückkommt hätte sie vielleicht doch gerne die Klimaanlage. Da wäre zu wünschen, dass sie auch ohne weitere Extras geordert werden könnte.
Klimaanlage
Sie kann ja das Fenster runterkurbeln, oder einen gebrauchten Polo zum selben Preis mit Klima erwerben. Nur weil viele zu faul sind die Klimaanlage auszuschalten heißt nicht das man ohne nicht fahren könnte.