Zerschmolzene Gerippe sind das einzige Überbleibsel von 16 Fisker Karma . Vom Wirbelsturm Sandy im Hafen von New Jersey unter Wasser gesetzt, gingen die luxuriösen Plug-in-Hybride in der Halloween-Nacht in Flammen auf und brannten aus. Und weil der Batteriezulieferer von Fisker bankrott ist, steht die Produktion vorübergehend still .
Das wohlgeformte Fisker-Modell, mit dem Ashton Kutcher eben noch werbewirksam durch die US-Serie Two And A Half Men raste, steht bildhaft für die miese Stimmung bei den Herstellern der Autos mit Ladestecker. Nach der Euphorie folgte der Kater. Elektroautos und Plug-in-Hybride sind gefangen im sogenannten Hype-Zyklus.
Das Beratungsunternehmen Gartner beschreibt mit diesem Begriff den Prozess, den eine neue Technologie durchläuft, wenn sie an den Markt kommt. Nach einem auslösenden Ereignis schießen die Erwartungen in die Höhe, skeptische Einwände verhallen ungehört. Es folgt der harte Aufschlag in der Realität. Die gefühlten oder echten Versprechungen können nicht erfüllt werden. Dann singen die Kritiker im Chor. Erst nach einer Phase der Ernüchterung kann ein neues Produkt, zurechtgestutzt durch die Wirklichkeit, langsam erfolgreich werden.
Die Amis greifen zu
Die Indizien mehren sich, dass das Elektroauto das Tal in der Hype-Kurve langsam durchschritten hat. Eine Stichprobe von ZEIT ONLINE bei drei Smart-Niederlassungen in Großstädten etwa ergab ein einheitliches Bild. Die Version electric drive des Zweisitzers hat Lieferzeiten. Der Aufpreis gegenüber der Variante mit Verbrennungsmotor interessiert die Käufer offenbar wenig bei einem Auto, dessen Preis ohnehin oberhalb des Rationalen liegt. Der Smart electric drive ist in sich schlüssig. So wollte der verstorbene Erfinder Nicolas Hayek ihn haben: elektrisch, urban und – wie bei car2go – im Carsharing.
Bei Daimler windet sich die Pressestelle zu sagen, seit wann genau der Smart ed ausgeliefert wird und wie hoch der Bestelleingang ist. "Im Herbst", so heißt es, seien die ersten Exemplare in Kundenhand gegangen. Mit der Nachfrage sei man "sehr zufrieden". Ein Flop hört sich anders an.
Positive Nachrichten für Elektroautos kommen ausgerechnet aus dem Mutterland des Spritsaufens, den USA . Hier, wo traditionell ein breites Spektrum der Lebensgestaltung selbstverständlich ist, ist nicht nur der Light-Truck mit Ladefläche beliebt. Auch das Auto mit Ladestecker ist langsam, aber deutlich gefragt. Das zeigt die Entwicklung der Verkaufszahlen . 2010 waren es noch 345 Zulassungen von reinen Elektroautos oder Plug-in-Hybriden. 2011 stieg der Wert auf 17.735, und im laufenden Jahr bis Ende November waren es bereits 44.888.
Auf dem Weg ins Museum?
Die im Vergleich zu Deutschland höheren Zahlen lassen sich nicht aus der ungefähr viermal größeren Bevölkerung erklären. Es ist Spekulation, aber die undogmatische Risikobereitschaft der US-Amerikaner in Verbindung mit einer generellen Offenheit fürs elektrische Fahren könnten hier zu Buche schlagen – hier haben Hunderttausende von Hybrid-Toyotas Pionierarbeit geleistet. Der Diesel bleibt in der Nebenrolle. Hinzu kommt: Begeisternde Projekte wie das Tesla Model S stammen aus heimischer Produktion.
In Deutschland beherrschen dagegen die Skeptiker die veröffentlichte Meinung. Autoprofessor Ferdinand Dudenhöffer etwa glaubt , dass die deutschen Autohersteller drei Viertel der Investitionen von bisher fünf Milliarden Euro abschreiben können und dass das Elektroauto auf dem besten Weg ins Museum sei.
Abgesehen davon, dass die Gewinnentwicklung der Autohersteller trotzdem nicht ruinös ist, wird die Rechnung für BMW und den Volkswagen-Konzern frühestens 2014 aufgemacht. Dann erst werden die Neuvorstellungen aus der BMW i-Reihe sowie die blue-e-motion-Modelle von VW tatsächlich beim Kunden sein. Es kann momentan keine Rede davon sein, dass sich Elektroautos deutscher Marken bei den Händlern die Reifen platt stehen.
Sachargumente fürs Fahren mit Strom bleiben
Wesentlich zuversichtlicher als Dudenhöffer ist die Beratungsfirma McKinsey . Zwar ist die Analyse der weltweiten Absatzzahlen schonungslos und offenbart die Nutzlosigkeit von Verkaufsprämien wie in Frankreich . Gleichzeitig aber nennt McKinsey zwei Sachargumente, die weiter dafür sprechen, dass in Zukunft neben anderen Antriebsarten elektrisch gefahren wird.
Da ist zum einen China . Sollte den Chinesen einfallen, einen Lebensstil wie wir zu entwickeln, bräuchten sie jeden Tag mehr Rohöl als alle anderen Nationen zusammen. Als zweites Argument führt McKinsey die Betrachtung der Gesamtkosten eines Autos an, in Fachkreisen total cost of ownership oder kurz TCO genannt. Im Zusammenspiel mit Skaleneffekten bei den Batteriekosten werden Plug-in-Hybride zwischen 2014 und 2017 genauso teuer sein wie Konkurrenzfahrzeuge mit Verbrennungsmotor, prognostizieren die Unternehmensberater. Sprich: Danach ist das Auto mit Ladestecker billiger.
Aber wahrscheinlich geht es gar nicht nur ums Geld. Das zeigt das Beispiel iPhone: Es ist teurer als die Konkurrenz und wird gekauft. Wer einmal in einem Auto mit Elektromotor gefahren ist, spürt den Mehrwert: So komfortabel fährt sonst nichts. Und Gefühle sind beim Kauf eines Autos mindestens so wichtig wie beim Mobiltelefon. Sonst würden alle Dacia Sandero fahren.
Kommentare
grrrrr
Deutschland ist wahnsinng kompliziert, verklemmt und verkopft. Es hat keine Gegschwindigkeits Begrenzung wie das Rest Europa. In einem SPON Beitrag zum Prius, gab es: meine Reisegschwindigkeit ist 170 bis 180 Km/h. Mein Auto gibt mir einen fetten Auftritt. Ich kann mit xx einen Golf abledern. Was soll das, bei 165 abgeregelt, das ist ein rollendes Verkehrs Hindernis !! Es ist aber noch besser. Importiere ich mir einen US muscle car oder einen Pickup, (viel Auto fuers Geld) unterstellt man mir eine einfache geistige Haltung oder gleich Zuhaelter oder Horizontale zu sein. Das ist einzig und existiert in US nicht. Nichtmal France oder UK. In Deutschland ist Vmax Die Freiheit.
Das Elektroauto wird nie attraktiver sein wie ein Benziner jetzt
Das Elektroauto wird nie attraktiver sein wie ein Benziner oder Diesel jetzt. Das ist die simple Wahrheit. Das heißt nicht dass Elektroauto keine Zukunft hat. Denn die Benziner oder Diesel werden ja unattraktiver werden. Elektroautos werden vielleicht etwas besser, aber die Preise für die Rohstoffe werden dann auch steigen. Am Ende wird sich ein Gleichgewicht bilden. Und ich bezweifle massiv das dieses Gleichgewicht für den Nachfrager vom MIV ein attraktiveres ist, als dass was es momentan gibt.
Das Ende des Verbrenners
mit fossiler Energie ist gewiss programmiert. Fragt sich nur, ab das Batterieauto ihn beerbt. Das ist ja in der Tat offen. Dummerweise wird das meistens vermengt. Je mehr sich der Durchbruch des E-Autos verzögert, umso mehr Chancen haben andere Techniken.
Im Moment sieht man ja klar die Lücke. Am besten geht bei Privatkunden der Twizy. Das ist ein Spassfahrzeug, dass die meisten Eigner bei schlechtem Wetter einfach stehen lassen
Der Vergleich mit dem iPhone und anderen Apple-Produkten hinkt. Applegeräte mögen nicht immer die absoluten Leistungsboliden sein, sie schwimmen aber immer ganz vorn bei der Leistung mit. Und sie haben einen unglaublichen Markenkult erzeugt - beides kann ich bei eAutos nicht erkennen.
Und der Preisaufschlag beim einem kultigen Telefon von etwa 200 Euro ist doch etwas anderes als die Preissprünge bei Neuwagen
kleiner Zusatz
Es ist richtig, die eigentliche Dynamik bei E-Auto begründet sich daraus, dass Fossile Treibstoffe knapp werden.
Mittelfristig konkurrieren aber dann doch mehrere Technologien miteinander. Die wichtigsten: Brennstoffzelle, Batterieauto und Verbrenner mit regenerativ erzeugten chemischen Kraftstoffen ("Windgas", BTLgen3, Butanol, Algendiesel, H2...).
Das einzige was klar ist, dass das E-Auto von den Kraftstoffkosten her alle schlägt und immer schlagen wird, dafür hat es bei Reichweite und Fahrleistungen keine Chance und wird sie wohl nie haben. (Quelle: Einführungsvorlesung Fahrzeugtechnik) Wer gewinnt? Milliarden stecken überall drin.
T2: Twizy - fahre auch bei schlechtem Wetter - das E-Auto kommt
T2:
Der Vergleich zum iPhone. Der Markt war reif. Die Infrastruktur war vorhanden. Wäre das iPhone 3 Jahre früher gekommen hätte es genauso eingeschlagen. Wäre es nicht gekommen dann hätte alles wohl 3-5 Jahre länger gedauert.
Die Infrastruktur für das E-Fahrzeug ist noch nicht gut aber ausreichend. Eine Ladedauer bei den Fahrzeugen von 20-30 Minuten ist kein Argument gegen ein E-Fahrzeug.