Wäre dieser Zufall nicht gewesen , dann wäre der junge Emanuel Kant – mit E und nur einem m – wohl Riemermeister geworden, wie sein Vater auch, und hätte täglich in der Werkstatt gestanden und Pferdegeschirre und Schuhsohlen genäht, anstatt über Metaphysik und andere hochgeistige Theoreme nachzugrübeln. Dass Emanuel einmal ein großer Philosoph werden konnte, so groß, dass sich noch 300 Jahre später Menschen als "Kantianer" bezeichnen, verdankt er letztlich der pietistischen Bibelstunde, in die seine Eltern ihn schicken. Dort unterrichtet der Rektor des Collegium Fridericianum, der besten Lateinschule des Landes. Ihm fällt Kants wacher Geist auf, und er lädt ihn ein, seine Schule zu besuchen, in der sonst nur die Kinder der Königsberger Oberschicht verkehren.
Kant ist ein guter Schüler, fast immer Klassenbester, aber gerne geht er nicht in den Unterricht. Der "Gängelwagen der Regeln", schimpft er später, "verdirbt die Genies". Als Kant dreizehn Jahre alt ist, stirbt seine geliebte Mutter, drei Jahre später schließt er die Schule ab. Für welches Fach er sich dann 1740 an der Albertina einschreibt, der Universität Königsberg, geht aus den Quellen nicht hervor; man vermutet, dass er Vorlesungen in Philosophie, aber auch in Theologie besuchte, was auch sonst.
In seiner Studienzeit ist Kant ein Stubenhocker – seine Heimatstadt verlässt er nie, und ein wildes Studentenleben führt er auch nicht. Die Saufgelage und Prügeleien seiner Kommilitonen findet er würdelos, für Mädchen interessiert sich der Bücherfreund nicht; ein Umstand, der vielleicht auf Gegenseitigkeit beruht: Kant ist klein und dünn, leidet an schwachen Nerven, Herz- und Atemproblemen; er kann keine frisch gedruckte Zeitung lesen, ohne niesen zu müssen.
Die meiste Zeit sitzt er lesend in der Stube oder unternimmt Spaziergänge, um seine Lunge an der frischen Luft zu kurieren. Das Geld, das ihm sein Onkel und ein Freund schicken, ist knapp: Wenn er einen Termin hat, mit dem Ausbessern seiner löchrigen Kleider aber nicht fertig wird, leiht er sich Hosen, Herrenrock und Stiefel von einem ebenso klammen Freund, der dann im Unterhemd zu Hause auf ihn wartet.
Über Wasser hält sich Kant mit Nachhilfestunden in Philosophie, wofür er von seinen Kommilitonen Bares oder teure Köstlichkeiten wie Weißbrot und Kaffee bekommt. Und zum Glück beherrscht er Billard und Kartenspiele, seine einzigen Hobbys, so gut, dass er damit in den Kaffeehäusern Königsbergs ein bisschen Geld verdienen kann.
Kommentare
peinlich
Dass Sie die Person Kants gewollt amüsant in die Jetztzeit hineintrivialisieren, sei Ihnen noch verziehen, hochverehrte Frau Knust.
Allein der Vergleich zwischen dem großen Königsberger Denker und einem noch lebenden drittklassigen "Philosophen", der sich und seine Zunft u. a. im TV öffentlich herabwürdigt, ist peinlich.
Wie wohl Schopenhauer über Sie geurteilt hätte, meine Liebe?
Naja,
Frau Knust muss auch von was leben und schreibt dann eben Artikel wie diesen, der uebrigens ganz lustig war. Aber notwending war er nicht, klar, nur gehen einem ja langsam die Themen aus, und dann muss selbst der arme Kant mal ran.
davidhume76
Sehr geistreicher und witziger Artikel! Am besten gefällt mir davidhume76... ;) Allerdings glaube ich, dass weder Kant noch Hume im Internet unterwegs wären, würden sie in unserer Zeit leben. Die großen Geisteswissenschaftler versäumen doch einen informativen Auftritt im Web meist...
Typisch Journalismus, der Erkenntnis nicht tauglich
Solche Artikel sind der Erkenntnis nicht tauglich,
weil die Journalistin einfach nicht die Zeit hat sich wirklich mit einem Thema
zu beschäftigen.
Daher bleibt nur ein bisschen heiße Luft von der Oberfläche übrig.
Im Prinzip sind solche Artikel vollkommen sinnlos,
aber offensichtlich gibt es Menschen die sich dadurch unterhalten fühlen.
Kant war kein Schwächling sondern vielmehr wird er immer schon ein pfiffiger, eigenwilliger, sympathischer und cooler Typ gewesen sein, denn sonst hätten seine Worte die Welt nicht so bewegen können.
Was er übrigens heute tun würde, steht völlig in den Sternen und es
lohnt sich nicht einmal darüber nachzudenken, da man sowieso
daneben liegen wird.