Ein Facebook-Manager ist in Brasilien
festgenommen worden, weil der zum Konzern gehörende Messenger WhatsApp
die Zusammenarbeit mit der Justiz verweigert haben soll. Ein Richter
hatte WhatsApp aufgefordert, einen Gesprächsverlauf zwischen
mutmaßlichen Drogenhändlern an Ermittler herauszugeben. Als sich Facebook
weigerte, wurde dessen Vizepräsident für Lateinamerika, Diego Dzodan, in São Paulo festgenommen. Er werde dort bis auf weiteres festgehalten, teilte die Polizei mit. Der Haftbefehl sei von einem Richter in Lagarto im Staat Sergipe ausgestellt worden, wo die Drogenbande aktiv sei.
Facebook verurteilte die Festnahme deutlich. Das Unternehmen sei enttäuscht über die extreme und unverhältnismäßige Maßnahme, hieß es in einer Stellungnahme. Bereits im Dezember war die brasilianische Justiz gegen den Messengerdienst vorgegangen. Weil Daten in einem Kriminalfall nicht herausgegeben wurden, ließ eine Richterin WhatsApp landesweit blockieren. Nach 14 Stunden hob ein Berufungsgericht die Blockade wieder auf und ersetzte sie durch eine Geldstrafe.
Der Messengerdienst WhatsApp wurde 2014 für 22 Milliarden Dollar von Facebook gekauft. Facebook und WhatsApp sind in Brasilien sehr populär, etwa die Hälfte der brasilianischen Bevölkerung nutzt WhatsApp.
Kommentare
Ich habe den Eindruck, Facebook glaubt, auch in Brasilien gilt ihr amerikanisches Rechtsverstaendnis. Dem ist nicht so. In Brasilien gilt brasilianisches Recht, auch fuer amerikanische Konzerne.
Es wäre natürlich wünschenswert, dass Unternehmen wie Facebook und Apple ihre Nutzer nicht nur komplett ihrem Geschäftsmodell unterwerfen - beim einen Werbung, beim anderen der Walled Garden -, sondern auch an die Regierungen "verkaufen". Aber das wird wohl nicht passieren. Die Manager sind nicht dumm. Sie sehen Wikipedia und wissen, zu was Gemeinschaftsprojekte in der Lage sind.
Wie Apple wird auch Facebook immer wieder einzelne "große Kämpfe" für ihre Nutzer fechten, damit dort nicht das Verarschtheitsgefühl überhand nimmt und der Drang zur selbstverwalteten Autonomie Gemeinschaftsprojekte wie Diaspora, Firefox-OS oder Ubuntu über die kritische Masse hebt und zum Selbstläufer macht.
Meine einzige Hoffnung ist, dass bspw. Facebook bei jungen Leuten absolut uncool wird. Bei Apple zeichnet sich durch immer mehr Softwarepannen und ausbleibende Geräteinnovationen eh ab, dass sie ihren Nimbus ohne Steve Jobs auf Dauer wieder verlieren werden.
Richtig so!
Auch in Deutschland sollten in entsprechenden Fällen die Facebook Manager verhaftet werden. Der Besuch von Zuckerberg in Deutschland war unsäglich. Wie kann ein solcher Mann vom Bundeskanzleramt hofiert werden, der die deutschen Gesetze mit Füssen tritt?
Der Drops wurde gelutscht als ein Papst im Bundestag sprach.
Immerhin hat sich Deutschland nicht auf die Fahne geschrieben, Facebook und Staat zu trennen...
Unternehmen die in der Lage sind zur Verbrechensbekämpfung (präventiv und bei der Verfolgung) entscheidend mitzuwirken, dürfen sich dieser Verantwortung m. E. nicht entziehen.
Nat. muss die auskunftbegehrende Behörde dies rechtskonform begründen (z. B. durch Richter-Enscheid).
Es ist eine Farce, die Auskunftsverweigerung dann auch noch mit dem Schutz von Persönlichkeitsrechten zu begründen.
Es müsste mehr mutige Länder wie Brasilien geben, damit FB & Co lernen, dass sie nicht allmächtig sind!