Mein neues Betriebssystem Ubuntu bringt den Firefox-Browser mit, den ich sofort mit einigen der wichtigsten Add-ons ausstatte: Zum Blockieren von Tracking-Diensten eignen sich Ghostery, Do Not Track Plus oder NoScript. Und HTTPS Everywhere von der Electronic Frontier Foundation (EFF) versucht, immer die HTTPS-Version einer Website aufzurufen. Wer mehr dazu wissen will, findet ausführliche Beschreibungen im Privacy-Handbuch.
Doch um wirklich anonym surfen zu können, so dass weder mein Internetprovider noch die Zielseite weiß, wer was aufruft, brauche ich mehr als ein paar Browser-Erweiterungen. Tor ist dafür das bekannteste Hilfsmittel. Die kostenlose Open-Source-Software dient dazu, die eigene IP-Adresse zu verschleiern, indem sie Anfragen nicht direkt an die Zieladresse im Netz schickt, sondern über eine Kette von Proxyservern leitet. Jeder Proxy kennt nur seinen Vorgänger und Nachfolger, aber keiner kennt den ursprünglichen Absender der Anfrage und gleichzeitig den Empfänger.
Bei Wikipedia wird es etwas ausführlicher erklärt, hier soll es vor allem um die Installation und Bedienung des Tor Browser Bundles gehen. Das enthält einen modifizierten Firefox-Browser, den sogenannten TorButton sowie das Vidalia genannte Kontrollpanel.
Die Installation
Auf torproject.org gibt es eine Download- und Installationsanleitung für Windows, OS X und Linux. Die für mein Linux-System ist simpel. Ich suche mir die für mein Betriebssystem passende Version der Installationsdatei auf der Projektseite und lade sie herunter. Das Download-Paket öffne ich über einen Rechtsklick und das Feld Mit Archivverwaltung öffnen. Im neuen Fenster klicke ich mit der rechten Maustaste auf den Tor-Browser-Ordner und wähle Entpacken. Nun kann ich festlegen, wo ich meinen Tor-Ordner ablege, nach dem erfolgreichen Entpacken klicke ich auf Schließen. Im Tor-Ordner muss ich von nun an nur noch die Datei start-tor-browser doppelklicken und Ausführen wählen. Kurz darauf öffnen sich das Kontrollpanel und der Browser. Wer die folgende Meldung nicht zu sehen bekommt, muss es noch einmal versuchen.
Bei mir klappt es beim ersten Versuch. Die Macher des Tor-Projekts empfehlen übrigens noch eine Reihe von Add-ons, um den Browser zu verfeinern. Ich installiere nur eines von ihnen, nämlich das bekannte, wenn auch umstrittene AdBlock Plus, um unerwünschte Werbung zu stoppen.
Es bietet sich außerdem an, den Ordner mit den Tor-Dateien auf den Desktop zu ziehen, um das Programm beim nächsten Mal schnell wiederfinden und mit einem Doppelklick auf Start Tor Browser nutzen zu können.
Die Installation auf einem Mac oder in Windows ist auch nicht komplizierter, sie wird hier erklärt. Mehr als ein paar Klicks sind nicht nötig.
Der Alltag mit dem Tor Browser Bundle
Die Installation des Tor Browser Bundles ist wahrlich keine Hexerei, aber wer mit Tor surft, muss mit Einschränkungen leben. Ich steuere www.zeit.de an und stelle fest: Der Seitenaufbau ist langsam, aber gerade noch erträglich. Es ist zwar möglich, über Vidalia einen leistungsstarken Server als sogenannten Exit Node auszuwählen, also den Server, über den man letztlich auf die Zielseite zugreift. Dadurch kann man die Surfgeschwindigkeit erhöhen. Doch die Konfiguration ist für Anfänger zu kompliziert. Die beste Anleitung, die ich bislang gefunden habe, ist noch die von Martin Brinkmann von ghacks.net.
Nicht nur die Geschwindigkeit ist gewöhnungsbedürftig. Auch die Schrift sieht anders aus als gewohnt. Das liegt an den Voreinstellungen des Bündels, die man besser auch nicht ändert, weil die Wahrung der Anonymität sonst gefährdet ist. So sind zum Beispiel die Schriftarten im Tor-Browser andere als die im normalen Firefox. Das Flash-Plugin für den Firefox ist deaktiviert – was bedeutet, dass Flash-Inhalte nicht mehr angezeigt werden können. YouTube, Vimeo und die Brightcove-Videos auf zeit.de kann ich mir also nicht ansehen.
Eine Liste der besuchten Websites wird im Tor-Browser auch nicht angelegt, eingetragene Formulardaten werden nicht gespeichert, alle Cookies werden nach Beendigung der Tor-Sitzung gelöscht. Wer Tor dann neu startet, muss Webadressen und Formulareinträge komplett neu eingeben und wird von einer Website nicht wiedererkannt.
Das alles mag unpraktisch sein, weil es das Surfen langsamer und umständlicher macht. Es ist aber der Preis, den man für konsequente Anonymität zahlen muss. Zudem gehört auch noch ein gewisses Verhalten dazu: Wer mit Tor surft und sich dann in seinen normalen E-Mail-Account oder bei Facebook oder bei seiner Bank einloggt, verrät zwar nicht seinem Internetprovider, was er gerade im Netz tut – aber natürlich dem E-Mail-Provider, Facebook oder der Bank. Die Anonymität ist dann für die ganze Sitzung dahin, weil der Nutzer zumindest an einer Stelle seine derzeitige IP-Adresse verrät, mit der er auch alle anderen Seiten aufruft.
Tor ist nützlich, wenn ich sensible Informationen im Netz suchen will. Wem da nur Pornos als Beispiel einfallen, der hat wenig Fantasie. Es geht nämlich auch niemanden etwas an, wenn ich Artikel über Krankheiten oder Medikamente lese, oder über Geldfragen und Urlaubsziele. Und wenn ich für einen Artikel recherchiere, möchte ich auch die Möglichkeit haben, dies unbeobachtet tun zu können.
Wenn ich aber doch YouTube nutzen will, brauche ich eine Alternative zu Tor. Ein VPN (Virtual Private Network) ist eine solche Alternative. Mehr dazu im nächsten Kapitel.
Kommentare
wohl eher Einfallstor fürs Netz
Das gefährliche Halbwissen, das Sie hier verbreiten, sei keinem halbwegs auf Sicherheit bedachten Anwedender zur Nachahmung empfohlen. Sie schreiben von Portweiterleitungen und kryptischen Terminalbefehlen, deren Bedeutung und Auswirkungen Sie selbst gar nicht einschätzen können. Überlassen Sie solche Anleitungsversuche bitte lieber den Profis, die wissen, wovon sie schreiben.
Keine Lösung
Auch wenn ich Ihre Kritik nachvollziehen kann, bieten Sie keine Lösung für das Thema Anonymität und Schutz der Privatsphäre im Internet, die auch von einer breiten Öffentlichkeit genutzt werden kann. Diese hat wohl häufig noch weniger als Halbwissen als der Autor. Wenn "wir" und da schließe ich mich selbst natürlich mit ein, nur darauf warten, dass "die Profis" etwas "erledigen" oder in verständlicher Form "bereit stellen" können wir lange warten.... Habe ich schon mehrfach in Bezug auf Linux-Distributionen, Tor, oder auch (La)Tex erleben müssen.
Hier kommt nämlich die solidarische Verantwortung "der Profis" ins Spiel, die durch ihr Wissen dazu beitragen könnten (und mMn. sollten), eine breiten Öffentlichkeit an ihrem Wissen teilhaben zu lassen und (wie hier ihre Privatsphäre) sie zu schützen.
Wenn ich ein kleines Kind alleine auf die Straße zuwatscheln sehe, dann passe ich auf, dass es nicht überfahren wird, auch wenn das (eigentlich) die Verantwortung der Eltern wäre. Man muss die Leute nicht, ob ihres Unwissens, ins Messer laufen lassen, sondern kann/könnte sich zumindest bemühen zu zeigen, was sie tun können - und zwar ohne irgendwas IT-spezifisches studiert haben zu müssen oder sonstwie nerdig-interessiert zu sein.
Verantwortung und Solidarität läuft eben auf vielen Ebenen in unserer Gesellschaft ab IMhO.
lustig
Die bürgerliche Mitte entdeckt die Welt. Macht Spaß dabei zuzusehen..
via ZEIT ONLINE plus App
Entfernt. Bitte bleiben Sie sachlich. Danke. Die Redaktion/kvk
slow d
tor is slow..not so practical in everyday use.
depends on ...
what for you do use it.
People who do file sharing over TOR, do cause a lot of trouble, because of the bandwith. If the people had use it for normal surfing, it would had never become that slow.
Sicherheit
Kenne mich da nicht besonders aus, aber folgendes zu lesen ist sicherlich empfehlenswert:
http://www.com-magazin.de...
http://forum.ubuntuusers....
Möglicherweise Tor unter einem parallelen, virtuellen Betriebssystem zu installieren wäre eine Solution.