Kein Mensch interessiert sich für die Opfer der Flut in Pakistan. Oder genauer: In den Instrumenten im Internet, an denen sich Trends ablesen lassen, spielt Pakistan keine große Rolle.
Bei Twitter beispielsweise, einem Dienst, der wegen seiner Struktur gut das aktuelle Interesse einer großen Öffentlichkeit abbildet, taucht das Thema
unter den Top zwanzig
der vergangenen dreißig Tage nicht auf. Das Schlagwort "Help Haiti" war dagegen am Tag nach dem verheerenden Erdbeben, am 13. Januar 2010, schon auf Platz zehn der weltweit am meisten getwitterten Begriffe. Es hielt sich dort wochenlang.
Nicht, dass Pakistan bei Twitter nicht vorhanden wäre - seit der Flut ist es das durchaus stärker als zuvor. Aber im Vergleich zu Justin Bieber interessiert es kaum jemanden.
Vielleicht ist das die Kehrseite der enormen Aufmerksamkeit, die Themen gerade dank des Internets bekommen können und die im Falle Haitis zu enormen Spenden führte: Das Netz kann sehr wirksam ignorieren. Was bei Facebook, Twitter und Co. nicht stattfindet, bekommt auch in der Welt keine Zuwendung mehr.
Dabei geht es nicht nur um Links, sondern auch ums Geld. Die Aktion "Deutschland hilft" sammelt im Netz genauso für Pakistan, wie sie für Haiti warb. Bis Donnerstag hatte sie für die Opfer der Flut 179.000 Euro eingenommen. Eine Sprecherin sagt: "Im Fall von Haiti hatten wir im gleichen Zeitraum schon knapp zehn Millionen."
Für die hohe Spendenbereitschaft für Haiti waren unter anderen Blogs und Twitter verantwortlich, Millionen kamen über Mikrospenden via Mobiltelefon zusammen. Aufrufe dazu gibt es aber nur sehr wenige. Die Technik ist noch genauso unkompliziert wie damals. Warum will trotzdem kaum jemand mitmachen? Johnny Häusler weiß es auch nicht. Er hatte nach dem Erdbeben dank eines Aufrufs auf seinem viel gelesenen Blog Spreeblick fast 30.000 Euro sammeln können . Auch jetzt ruft er wieder zur Hilfe auf, fragt sich jedoch selbst , warum er diesen Aufruf erst so spät veröffentlichte und warum andere es ganz unterlassen.
Ganz bestimmt spielen die Medien eine Rolle, was sie nicht wahrnehmen, wird als nicht relevant eingeschätzt. Doch heißt es ja oft, das Internet sei eine Quelle unabhängiger Informationen, die genau solche Trends durchbrechen könne. Warum funktioniert das diesmal nicht? Schreiben Sie uns Ihre Meinung dazu in den Kommentaren.
Kommentare
Wo bleiben die arabischen, muslimischen OPEC-Staaten?
Warum wird nicht auch einmal an arabische Staaten, namentlich Saudi-Arabien, Kuweit, Bahrain, die Vereinigten Arabischen Emirate, oder Brunei und Malaysia appelliert? Wo bleibt eigentlich deren Hilfe?
Gerade die durch Erdöl sehr reich gewordenen Länder könnten sich auch mal erkenntlich zeigen und in der Not helfen. Relativ pro Kopf gerechnet haben die mehr Mittel zur Verfügung als wir Europäer, aber dieses Thema wird nie angeschnitten.
Hinzu kommt, dass durch die gemeinsam geteilte Religion (Islam) eine Bereitschaft da sein müsste, dass diese Länder zuerst helfen. Wir Europäer können nicht überall helfen. Wir haben schon genug Hilfebedarf vor unserer eigenen Haustür (Feuer in Russland, Fluten in Deutschland, Polen, Tschechien).
Sehr berechtigte Frage ...
Entfernt. Bitte beteiligen Sie sich mit konstruktiven Beiträgen an der Diskussion und verzichten Sie auf Provokationen. Danke. Die Redaktion/cs
Nicht nur das Netz ignoriert Pakistan ...
... auch Online-Medien wie die Zeit behandeln diese Katastrophe sehr anders wie das Erdbeben in Haiti. Während für Haiti beinahe stündlich neue Nachrichten verfasst wurden, erscheinen die Nachrichten über Pakistan eher am Rande und suchen auch nicht so viel Aufmerksamkeit. Schon daher ist das Interesse geringer. Man wird nicht ständig auf das Thema gestoßen, folglich beschäftigt man sich damit weniger. Aber ich denke Berichte über Gutscheine für H4-Empfänger oder Milliardenspenden in den USA bekommen mehr Leser und daher mehr Klicks ... schon sind sie für alle interessanter.
Schade eigentlich.
Hilfe für eine Atommacht und ein Terroristentreffpunkt?
[...]
Die pakistanischen Regierungen waren durchs Band korrupt und haben sich noch nie für die Bevölkerung interessiert. Sollen deren Vertreter am nächsten Laternenmast aufgehängt werden. Solange diese Parasiten an der Macht sind, wird die Bevölkerung im Dauerdesaster leben. Es wäre ein Fehler, die Pakistanis mit milden Gaben weiter zu daueranästhesieren. Je schneller sie erfassen, wie korrupt und zynisch ihre Führer sind, umso besser...
Gekürzt. Bitte verzichten Sie auf Pauschalisierungen. Die Redaktion/cs
Genau deswegen
Moin,
genau aus diesem Grunde gehört Pakistan so schnell wie möglich und ausreichend geholfen. Die Flut nagt weiter am maroden Staat, wenn aber Taliban und lokale Herrscher hier die Oberhand gewinnen, dann wird Pakistan nicht mehr nur am Rande zum Failed State stehen, dann ist Pakistan der erste Failed State mit Atomwaffen. Und es ist ohnehin fraglich, wie viele Failed States wir uns als Weltgemeinschaft leisten können.
Eine weitere Überlegung muss auch sein, wie ein Failed State Pakistan sich auf Afghanistan auswirkt. Wohl nicht gerade förderlich.
Sehr schön war an der Hisbollah im Libanon abzulesen, wie diese Organisation das Vakuum aufgefüllt hat, was der Staat Libanon im Bürgerkrieg hinterlassen hat. Es wirkt bis heute nach.
Es gibt also gute Gründe, gerade Pakistan zu helfen.
Beste Grüße
Grabert
Das kommt vielleicht
daher das die Leute in Europa und Nordamerika langsam mitkriegen, dass ihnen das Hemd näher als die Hose ist. Und wer nichts mehr hat, dank auch dem asiatischen Lohnniveau, kann auch nichts Spenden.
Auch glauben vielleicht viele nicht mehr daran, dass von dem gespendeten Geld viel bei den wirklich Bedürftigen ankommt.
"Pakistan rangiert auf dem Korruptionsindex auf dem 144. Platz, damit gehört es laut Transparency International zu den korruptesten Ländern der Welt. " aus einem Artikel zu Pakistan vor 5 Jahren andere Naturkatastrophe
http://www.spiegel.de/pan...
.........
Laut dem Korruptionsindex von 2009 (http://www.transparency.d...) liegt Pakistan auf Platz 139, Haiti dagegen auf Platz 168 mit nur 9 Ländern die noch schlechter gewertet werden. Für Haiti ist allerdings kräftig gespendet wurden ... seltsam ....