Das Ende der SIM-Karte, wie wir sie kennen, rückt näher. Wie die Financial Times berichtet, befinden sich Apple und Samsung derzeit "in fortgeschrittenen Verhandlungen" mit der Mobilfunkbetreibervereinigung GSMA über die Einführung einer Embedded SIM (eSIM). Die Unterstützung der beiden wichtigsten Smartphone- und Tablethersteller für einen gemeinsamen Standard dürfte die meisten anderen zum Nachziehen zwingen, sofern sie nicht ohnehin an der eSIM interessiert sind.
Die fest verbaute eSIM, auch elektronische SIM genannt, würde den gängigen Chip auf einer auswechselbaren Plastikkarte ersetzen, der ein Gerät einem Mobilfunknetz zuordnet und authentifiziert. Entwickelt wurde die eSIM für die Maschine-zu-Maschine-Kommunikation, also für Geräte, die nicht für den mehrfachen Wechsel einer SIM-Karte ausgelegt sind. Autos zum Beispiel, die in der EU ab 2018 mit dem eCall-System ausgerüstet werden müssen, bekommen eine eSIM.
Aber Apple ist schon länger der Ansicht, dass nichts gegen
einen Einsatz in Smartphones und Tablets spricht. Der große Vorteil einer eSIM
in diesen Geräten: Sie lässt sich umprogrammieren. Die Nutzer können
theoretisch ständig ihren Netzanbieter wechseln, wenn sie ein günstigeres oder
leistungsfähigeres Netz wollen. Der physische Austausch der SIM-Karte entfällt
dabei. Der Nachteil: Dieselbe SIM in verschiedenen Geräten zu nutzen, ist nicht
mehr möglich.
Gemalto-Aktie verliert umgehend an Wert
Die "technische Architektur" von eSIMs für diesen Einsatzzweck solle bald final beschlossen werden, teilte die GSMA der Financial Times mit. Schon 2016 soll es die ersten Geräte mit dem neuen Chip geben. Der Bericht blieb nicht ohne Folgen: Die Aktien von Gemalto, dem weltweit größten Anbieter klassischer SIM-Karten, fielen an der Amsterdamer Börse laut Reuters um bis zu 6,8 Prozent auf 77,50 Euro.
Die Mehrheit der Netzbetreiber sei bei der Standardisierung der eSIM "an Bord", schreibt die Financial Times und nennt unter anderem die Deutsche Telekom, AT&T, Orange, Telefónica und auch Vodafone – obwohl sich Vodafone noch im März gegen ein ganz ähnliches System ausgesprochen hatte: die Apple SIM.
Mit der Einführung des iPad Air 2 und des iPad mini 3 hatte Apple einen ersten Schritt zur Abschaffung der klassischen SIM-Karte getan. Die Tablets beinhalten in ihrer jeweiligen mobilfunktauglichen Ausführung eine fest verbaute Apple SIM, die es Kunden in den USA und Großbritannien erlaubt, direkt auf dem Gerät zwischen verschiedenen – aber nicht allen – Netzanbietern hin- und herzuwechseln.
Anbieter könnten ständigen Wechsel verhindern
Vodafone findet diese Vorstellung offenbar nur mäßig attraktiv. Der deutsche Großkundenchef des Unternehmens, Jan Geldmacher, sagte der Rheinischen Post im März: "Die SIM-Karte ist Kern unserer Beziehung zum Kunden. Darauf sind häufig extrem wichtige Informationen abgelegt. Also wollen wir an ihr festhalten."
Auch andere Provider träumen nicht unbedingt von Kunden, die bei jeder erstbesten Gelegenheit zur Konkurrenz gehen und irgendwann vorübergehend wiederkommen. Sie werden das möglicherweise schlicht verhindern. Die Deutsche Telekom etwa betont lieber die Möglichkeit für Kunden, neue Geräte einfach und schnell zu einem bestehenden Datenplan hinzufügen zu können.
Kleinere Netzanbieter könnten durchaus versuchen, Kunden mit attraktiven Preisen und der Erlaubnis zum mehrfachen Providerwechsel zu ködern. Wie heftig ein solcher Wettbewerb wird, dürfte von der Bereitschaft der großen Provider abhängen, ihr bisheriges Geschäftsmodell aus subventionierten Geräten und Zweijahresverträgen zu öffnen.
Kommentare
Vodafone
Ist ja klar von Vodafone mit dem vorgeschobenen Argument "der extrem wichtigen Daten auf der SIM" dagegen zu sein: alle wichtigen Daten werden heutzutage auf dem Handy und im Backup gesichert, insbesondere auch die Kontaktdaten. Diuese lassen sich problemlos auslesen, will man von Apple auf ein Samsung Gerät wechseln. Dazu braucht es heutzutage die SIM.
Der wahre Grund: ich wollte mein Datenvolumen nach 15 Monaten im Vertreag bei Vodafone erhöhen -> ja gerne darf ich es. Jedoch nur zu sehr schlechteren Konditionen und einer weiteren 2 Jahresverlängerung des Vertrages.
Mit der E-Sim hätte ich zum Surfen, wenn das Datenvolumen aufgebraucht wäre, einfach zu einem güpnstigen Anbieter gewechselt zur Internetnutzung.
Selbe Nummer?
Kann man beim Provider-Wechsel die Telefonnummer automatisch behalten?
Gute Frage
denn in der Regel fallen ja Kosten von bis zu 30 Euro an, wenn man seine Telefonnummer mitnehmen will. Und darauf haben die Gerätehersteller keinen Einfluß.
Es sei denn die Politik würde endlich handeln und die Gebühren für die Mitnahme der Rufnummer verbieten.
Eine herkömmliche SIM-Karte
habe ich in weniger als 2 Minuten gewechselt. Ausserdem wird so auch noch die verbliebene Restsicherheit im Mobilfunk ausgehebelt. Hat jemand den Schlüssel für diese SIM, dann sind alle meine Daten kompromittiert, egal zu welchem Betreiber ich wechsele.
Fazit: Bringt dem Betreiber keine Vorteile, bringt dem Kunden keine Vorteile, sondern ausschliesslich dem Gerätehersteller. Aber es wird wieder genügend Fanatiker eines bestimmten Herstellers geben, die das ohne nachzudenken mitmachen werden.
Sim-Karten
Ich fand's immer nett, dass man im Ausland eine lokale prepaid-Karte einsetzen konnte um sich gegen die unverschämten Roaminggebühren zu wehren.
Die Hacker freuen sich schon
Die herkömmliche SIM-Karte ist vergleichweise sicher. Über Fälle von entführten Mobilfunk-Rufnummern haben die Medien beispielsweise bisher nur selten berichtet. Das wird sich mit der eSIM sicher ändern. Die Hacker freuen sich schon auf diese.
Hacker != Cracker
Was Sie meinen, sind Cracker. Ein Hacker ist auch jemand, der mit einer Kaffeemaschine Toast zubereitet. Belesen Sie sich doch auf Wikipedia, bevor Sie die Hackerbewegung das nächste mal kriminalisieren.
Besten Dank und ein schönes Wochenende