Das Treffen des Runden Tischs gegen Kindesmissbrauch hat nach Ansicht von Betroffenen-Vertretern keinerlei Fortschritte gebracht. Ingo Fock, Vorsitzender des Vereins gegen-missbrauch.de, sprach von vertaner Zeit. Bund und Länder schöben sich den Schwarzen Peter gegenseitig zu.
Hintergrund ist, dass ein versprochener 100-Millionen-Euro-Fonds zur Finanzierung von Therapien für Missbrauchsopfer wegen des Streits zwischen Bund und Ländern um die Finanzierung noch nicht zustande kam. Der Fonds wurde zwar bereits im Sommer 2011 vom Kabinett beschlossen, wegen Meinungsverschiedenheiten in der Koalition aber bis heute nicht vom Bundestag verabschiedet.
Vertreter von Bund und Ländern machten sich gegenseitig dafür verantwortlich. Es fehle an gesetzlichen Verbesserungen zum Opferschutz und an finanziellen Hilfen für die Betroffenen, sagte Mecklenburg-Vorpommerns Sozialministerin Manuela Schwesig (SPD). Seit den mehr als ein Jahr alten Empfehlungen des Runden Tisches sei wenig passiert. "Die Bilanz ist ernüchternd."
Schröder bilanziert positiv
Henning Stein von der Initiative Betroffener von sexualisierter Gewalt und Missbrauch sagte, es bleibe noch viel zu tun. Das Treffen des Runden Tischs markiere nicht das Ende der Arbeit. Zahlreiche Vorhaben würden blockiert.
Eine positive Bilanz zog dagegen Bundesfamilienministerin Kristina Schröder (CDU). "Der Runde Tisch war Anstoß für den Aufbau eines neuen breit angelegten Schutzsystems und zugleich Wegbereiter für einen respektvollen und würdigen Umgang mit den Opfern sexuellen Missbrauchs", sagte sie. Sie äußerte allerdings auch Verständnis für die Unzufriedenheit von Betroffenen.
Bund soll einseitig Geld freigeben
Mit Blick auf die politische Blockade beim Hilfsfonds für die Opfer von Missbrauch im familiären Bereich erneuerte Schröder den Vorschlag, der Bund solle seinen Anteil von 50 Millionen Euro einseitig freigeben. Auf Länderseite sei dagegen bislang nur Bayern bereit, einen Beitrag zum für die Länder vorgesehenen Anteil von ebenfalls 50 Millionen Euro zu leisten. Mit dem Geld sollen unter anderem Therapien bezahlt werden.
Die Bundesregierung hatte den Runden Tisch nach Bekanntwerden zahlreicher Fälle von Kindesmissbrauch an kirchlichen Einrichtungen und Schulen eingerichtet.
Kommentare
Schrecken ohne Ende
Eigentlich müssten die Täter-Organisationen höchstes Interesse daran haben, dass die Thematik nicht endlos am Köcheln gehalten wird und damit weitreichend öffentlich bleibt - nicht nur zum Imageschaden und Glaubwürdigkeitsverlust ganzer (bisheriger) Institutionen. Dass dem seit Jahr und Tag nicht so ist, wird wohl einem höheren Interesse geschuldet sein - dem Machterhalt. Wobei das Opferleid höchstens Kollateralschaden zu sein scheint. Leider (Gottes?) ... @weingraefin
Ja , Schrecken ohne Ende
Missbrauch ohne Ende, Aufrechterhaltung der katholischen Lehre und Durchsetzung deren Menschenbildes ohne Ende, weiter gefasst die sexuellen Gewalttätigkeiten Beispiel Indien oder Ägypten. Wir sind nicht das, was unsere beste Meinung von uns selbst darstellt. Vielleicht geht es nur so, dass wir besser werden, durch einfach hinsehen was wir sind und lernen.
"Entschädigung" durch die katholische Kirche
Beschämend, was dort geschieht.
Mich interessiert auch, wie hoch ist die Summe, welche die katholische Kirche zur "Entschädigung" der Opfer bereit gestellt hat?
Ersparnis?
Die RKK zahlt mit ihren „Leidanerkennungszahlungen“ hoch veranschlagt ~ 5.000 €
Das macht bei bisher 1300 Anträgen 6,5 Millionen € - runden wir mit evtl. Therapiezahlungen auf 10 Millionen auf -
ein gewaltiger Unterschied zu einem wie auch immer aufgeschlüsselten Anteil am 100 MIO €
institutionenübergreifenden Hilfemodell :
“An der Ausstattung des Fonds müsste sich neben allen angesprochenen Institutionen auch der Staat (für staatliche Schulen, Familien) in einem zu bestimmenden Verhältnis beteiligen.“ Abschlussbericht UBSKM 2011
Außerdem: es fehlen Traumatherapeuten in D - besonders für männliche Opfer!
Mövenpick und Missbrauch
Wieviel Wochen brauchte die Koalition im Bund um "Mövenpick" reichlich zu beschenken?, gleichzeitig handlungsunfähig in einem Angebot zur "Entschädigung" von Missbrauchsopfern.
Unfassbar.
Da wird nicht viel passieren!
Einfach nur beschämend.
Dieses Hickhack zwischen Bund und Ländern.
Die Betroffenen verstehen es nicht und leiden unter diesem Verhalten.
Sie werden anders als die Täter, die an ihnen den Missbrauch vollzogen haben, es ihr Leben lang nie vergessen.
Mir drängt sich der Verdacht auf, dass hier Täterschutz vor Opferschutz geht.
Ich habe heute die Statements der BM Cristina Schröder und der BM Sabine Leutheusser Schnarrenberger gehört.
Einfach nur unterste Schublade.
Ich selbst bin ein Opfer sexuellen Missbrauchs Mitte der 50 er Jahre geworden.
Wenn ich solche Nachrichten lese und auch von jüngsten Fällen von Missbrauch höre, kommen bei mir die Bilder von damals wieder ins Gedächtnis und ich habe dann für ein paar Tage psychische Probleme.
Das geht mit Sicherheit auch anderen Betroffen so.
Welche Auswirkungen so ein Verhalten auf das ganze Leben hat, ist den Verantwortlichen offensichtlich nicht bewusst. Sonnst würden sie anders entscheiden so das die Betroffenen Hilfe in Anspruch nehmen können.