Alice Schwarzer steht massiv in der Kritik. Und diese kommt oft unsachlich und ungerecht daher. Viele der Kritiker nutzen die Gelegenheit, sich an Schwarzer auszulassen, weil sie die Frau ohnehin nicht leiden können. Ressentiments gegen sie als Feministin und Emanze mischen sich in diese Kritik, mal unterschwellig, mal drastisch.
Allerdings ist Schwarzers Form der Selbstverteidigung auch nicht besonders geschickt. Mehr noch: Sie zeigt, wie anstößig und ungerecht sich die streitbare Emma-Herausgeberin in Konflikten selbst häufig verhält, wie sie Gegner scharf attackiert, wie sie unsachlich wird, wie sie emotionalisiert und diffamiert.
Die Meldung aus dem Spiegel über ihren Steuerbetrug und die Selbstanzeige provozierte Schwarzer zu folgender öffentlicher Rechtfertigung: "Ich frage mich, ob es ein Zufall ist, dass manche bei ihrer Berichterstattung über mich gerade jetzt auf Recht und Gesetz pfeifen? Jetzt mitten in der von EMMA angezettelten Kampagne gegen Prostitution, wo es um Milliarden-Profite geht," schreibt sie auf emma.de.
Sie suggeriert damit: Hier hat die Prostitutionslobby ihre Finger im Spiel. Dafür gibt es allerdings keine Belege. Mal wieder nicht, wenn Schwarzer sich zu diesem Thema äußert.
Schwarzers Ziel: das schwedische Sexkaufverbot
Die ganze gegenwärtige Debatte um Prostitution und Zwangsprostitution hat einen riesigen Haken: Es gibt kaum belastbare Studien und Fakten. Weder dazu, wie viele Prostituierte in Deutschland tätig sind, noch dazu, wie viele Opfer von Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung es tatsächlich gibt. Geschweige denn, wie sich die Lage seit der Einführung des Prostitutionsgesetzes 2001 verändert hat und welche Rolle die EU-Osterweiterung dabei spielt.
Unsere Meinungsbildung zur Prostitution wird also vor allem durch medial vermittelte Eindrücke und Erfahrungsberichte geprägt. Diesen Umstand macht sich Alice Schwarzer zunutze, in dem sie mit möglichst drastischen Aussagen, Bildern und Berichten ein tiefschwarzes Bild der Prostitution in Deutschland zeichnet, in dem Prostituierte grundsätzlich misshandelt, erniedrigt, vergewaltigt und ausgebeutet werden und alle Freier von tiefem Frauenhass besessen sind. Schwarzers Ziel ist die Einführung des schwedischen Sexkaufverbots, bei dem nur die Freier bestraft werden, nicht die Prostituierten selbst. Es wurde gerade in Frankreich eingeführt und noch in diesem Monat wird bekannt gegeben, ob die EU eine Empfehlung zur europaweiten Einführung des Sexkaufverbots ausspricht.
Dieses Verbot beruht – genau wie Schwarzers Haltung zur Prostitution – auf der Annahme, dass schon die Tatsache, dass es Prostitution gibt, Gewalt gegen alle Frauen darstellt. Es gibt nur ein Problem: Immer mehr Sexarbeiterinnen melden sich zu Wort, die angeben, keinesfalls Opfer von Gewalt zu sein, oder sogar ihren Job gerne zu machen. Das heißt also: Schwarzers verallgemeinernde Annahme ist so verallgemeinernd nicht gültig. Logik für Anfänger.
Kommentare
Ich kann es nicht mehr hören
Kann Frau Schwarzer mit ihren obskuren Forderungen, die sie der Öffentlichkeit dank Medien wie der Bild und der Zeit ständig ins Gesicht reibt nicht einfach verschwinden?
Mittlerweile wissen wir ja, dass es ihr hauptsächlich um Selbstbereicherung ging und geht und das ganze Tara hier weniger mit Frauenrechten als mit im Gespräch bleiben und Kassemachen zu tun hat.
Wir haben uns nun empört, wir wissen woran wir sind, ist es nun zu viel verlangt dieser Person die Bühne zu entziehen und sie in der Versenkung verschwinden zu lassen? Interessant wäre eine Berichterstattung nur noch, wenn diese Affäre strafrechtliche Konsequenzen hätte. So aber nicht. Wer Frau Schwarzer vorher schon richtig einschätzte sieht sich nun bestätigt, den wundert auch ihr Umgang damit nicht, wer Frau Scharzer als Ikone und integre Person sah, der dürfte seine Meinung ja mittlerweile auch revidiert haben.
Dem ist eigentlich nichts hinzuzufügen!
Die Frau war schon immer deutlich überbewrtet, von der Öffentlichkeit und ganz besonders von sich selbst...
So gut als möglich ignorieren ist meine Strategie.
Daß sich jetzt ein nicht unerhebliches Maß an Schadenfreude über sie ergießt, darf niemand verwundern.
Man erntet was man sät, Frau Schwarzer!
Ich gönne Ihnen all die unsachliche Häme von tiefstem Herzen, denn ich kenne kaum einen Menschen der sie mehr verdient hätte.
Ich wünsche Ihnen aber auch etwas Gutes - daß Sie daraus lernen...
Was ich nicht verstehe -
es wird immer gesagt, dass sie eine moralische Größe sei, und das sie soviel geleistet hat.
Vielleicht stehe ich auf dem Schlauch, aber von der Leistung, dass man ungeborenen Menschen das Lebensrecht abspricht einmal abgesehen, was hat sie denn tatsächlich positives für die Menschen erreicht?
Gleichberechtigung für Frauen? Vielleicht komm ich aus dem Osten, wo das nie so ein extremes Problem war wie im Westen - aber ist sie dafür wirklich verantwortlich?
Ich sehe sie höchstens als Männerhasserin, aber nicht wirklich als Emanzipierte, die sich für Frauen einsetzt. Der Artikel zeigt das ja auch - sie hat ein abgeschlossenes Weltbild, in dem Prostitution was böses ist. Von der Zwangsprostition aber abgesehen, wo genau ist Prostitution denn frauenfeindlich? Es gibt ein Angebot und eine Nachfrage, ich kann daran nichts verwerfliches entdecken.
Aber vielleicht übersehe ich, was die Fr. Schwarzer großes geleistet hat. Klärt mich auf.
Beste Grüße,
henry
Das westdeutsche....
Patriarchat war ungemütlich für Frauen, keine Frage. Hier war Kritik angebracht. Leider ist Frau Scharzer über das Ziel hinausgeschossen und erträgt offensichtlich nicht das Männer auch ein Recht auf Selbstverwirklichung haben.
Alice Schwarzer...
... Hat begriffen worauf es ankommt. Gleichberechtigung setzt ein ähnlich bestücktes Bankkonto voraus. Zu dumm dass der Kapitalismus aus der Mode gekommen ist.
RE 3 Sie haben da etwas missverstanden
Alice Schwarzer hat begriffen, dass man nur mit der gleichen ekelerregenden Doppelmoral a la Ulli Hoeneß als Frau in dieser Gesellschaft erst als moralische Instanz hochgeschrieben wird, um dann mdial geschlachtet zu werden. Schwarzer ist in der Männerwelt angekommen.
Doppelmoral
Wenn es denn so einfach wäre....
Die verschiedenen Lebensbereiche können unterschiedliche Schattierungen der Moral aufweisen. Das sollten wir alle nicht vergessen.
Allerdings enttäuschen uns "moralische Instanzen" wie Uli und Alice enorm. DAS ist ein elementarer Verrat an uns allen.
Der Glaube an diese Vorbilder ist für immer verloren. Leider...
Gestern in Hart aber fair hätte ein simpler Test der Diskussionsteilnehmer genügt. Sie hätten vor laufender Kamera eine (eidesstattliche) Erklärung unterschreiben können, dass sie selbst keine Schwarzgeldkonten besitzen oder Steuerhinterziehung begehen.
Dann dürfen in nächster alle Politiker im Bundestag, Landtag.... eine solche Erklärung unterschreiben.
Utopie!