Wie die katholische Kirche mit ihrem Vermögen umgeht, ist nicht nur interessant, wenn es um die Verschwendungssucht des ehemaligen Bischof von Limburg, Franz-Peter Tebartz-van Elst, geht. Kritiker fordern immer wieder eine deutlichere Trennung von Kirche und Staat.
Inzwischen auch, wenn der Staat Jahr für Jahr die Kirchen- und Katholikentage fördert. Der evangelische Kirchentag in Dresden im Jahr 2011 wurde etwa zur Hälfte mit Steuergeldern von Bund, Land und Kommunen bestritten. Warum gibt der Staat Geld für die christlichen Kirchen aus, finanziert aber keine Veranstaltungen für andere Religionen? Warum zahlen Konfessionslose mit ihren Steuern die Kirchenveranstaltungen mit?
Im katholischen Münster hat sich nun eine Protestgruppe mit einem öffentlichen Brief an die Abgeordneten des Stadtrats gewandt. Die Gruppe will verhindern, dass die hochverschuldete Stadt den Katholikentag subventioniert, der 2018 in Münster stattfinden soll.
Vom 4. bis 6. November protestieren die Aktivisten in der Innenstadt von
Münster mit einer knapp
drei Meter hohen "steinernen
Gesetzestafel" und einem ebenso großen Moses, der seinen
Zeigefinger mahnend in den Himmel reckt. Der Initiator der Aktion David Farago hat sie selbst gebaut. Motto: "Das 11. Gebot: Du sollst Deinen Kirchentag selbst
bezahlen". Die
riesige Moses-Skulptur war zuvor schon in Regensburg und in Leipzig zu sehen. In Leipzig
soll 2016 der 100. Katholikentag stattfinden. Getragen wird der Protest von der Giordano-Bruno-Stiftung. In Münster wird er vom
Internationalen Bund
der Konfessionslosen und Atheisten e.V. unterstützt.
Der Oberbürgermeister macht Werbung für den Katholikentag
Im Stadtrat herrscht zwar
noch große Uneinigkeit darüber, ob der Katholikentag unterstützt
werden soll oder nicht. Aber der Oberbürgermeister von
Münster Markus Lewe, macht Werbung dafür: "Münster kann Katholikentag". Lewe hat allerdings zuvor als Revisor im Bistum Münster gearbeitet, später
stieg er zum Leiter des Referats Controlling und Chef der
Organisationsentwicklung im Bistum auf.
Die
Kirche argumentiert, dass Katholikentage genauso wie
Kultur und Sport von staatlicher Seite gefördert werden müssen. Die christlichen Kirchen erhalten pro Jahr in
Deutschland (ohne Caritas und Diakonie) um die 20 Milliarden
Euro Steuergelder, dazu gehören die Finanzierung des Religionsunterrichts, Bauzuschüsse,
Militär- und Polizeiseelsorge. Anders als in den meisten
europäischen Ländern werden die Mitgliedsbeiträge ("Kirchensteuer") hierzulande von den
Landesfinanzbehörden eingezogen. Und die Kirchensteuer kann als
Sonderausgabe bei der Steuererklärung geltend gemacht werden, das heißt, es gehen Steuereinnahmen verloren. Die CDU/CSU rechtfertigt diese Ausgaben damit, dass die Kirchen ihrem "Verkündigungsauftrag in der Gesellschaft"
nachkommen können müssen.
Die Aktivisten sehen das anders: Sie halten die
Subventionierung kirchlicher Großereignisse
für verfassungsrechtlich
problematisch, weil Staat und Kirche getrennt agieren müssten. David
Farago will verhindern, dass kirchenferne Menschen die Kirchen mitfinanzieren müssen. "Dies gilt erst recht, wenn eine
Stadt wie Münster unter einer Schuldenlast von weit über 700
Millionen Euro leidet und nun auch noch Flutschäden in Höhe von 30
Millionen Euro zu kompensieren hat", ergänzt Mitorganisator
Maximilian Steinhaus.
Kommentare
Eine schöne Idee...
... und jetzt bundesweit, bitte.
genau....
... deswegen stellt der Staat das Polizeiaufgebot für Fussballspiele etc. zur Verfügung!
Nun wie ist es mit den Mehreinnahmen für Gastronomie und Einzelhandel?
Da sie ja Fair seien wollen, und dies die Stadt nur durch denKirchentag bekommt, darf sie doch dann das Geld bekommen?
Sie ist der Verursacher für die Mehreinnahmen und folglich steht es Ihr zu!
Darüberhinaus ist die Kirche u.a. ein Schutz gegen IS, Hooligans, Salafisten und sonstige nicht gefästigte Menschen!
Wir können hier geren ein zusätzlich Steuer für Streetworker und der gleichen erheben....
Fussballfans sollen ihre Sicherheitskräfte selbst bezahlen!
Ich würde mir eine Intensivierung der Diskussion um die Kosten für Sicherheitsmassnahmen bei deutlich häufiger stattfindenden Fussballevents wünschen.
Richtig! Schnell überschlagen...
... wären das, je nach Quelle und Berechnung, immerhin ein paar Mio Euro
http://www.handelsblatt.c...
Womit fangen wir an? Ich bin immer noch für die 20Mrd. (ohne Caritas und Diakonie) für die Kirchen.
Netter Versuch...
Antiglaube
"In Münster wird er vom Internationalen Bund der Konfessionslosen und Atheisten e.V. unterstützt."
Wohl ein schönes Beispiel, wie Atheismus zum ideologisch aufgeladenen Antiglauben werden kann. Denn unterm Strich dürfte wegen der mit Katholikentagen einhergehenden Touristenschwemme für die Kommunen ein riesiges Plus stehen. 50.000 + x Menschen müssen essen, gehen abends ein Bier trinken, lasten den Nahverkehr aus, mieten Veranstaltungsräume etc. Selbst die Unterkünfte in Schulen und Turnhallen lassen sich die Kommunen soweit ich weiss bezahlen.
Ganz zu schweigen vom Imagegewinn. Mir jedenfalls sind Karlsruhe, München, Dresden etc. immer noch sehr warm in Erinnerung. Menschen lernen die Stadt kennen, erzählen. In den Nachtichten wird berichtet. Und das alles ganz ohne Krawalle. Ok, ein paar singende Jugendliche im Bus muss man ertragen.
Jeder klar denkende Bürger müsste sich eigentlich über ein derartiges Ereignis in seiner Stadt freuen.
Und woher dieses "etwa zur Hälfte mit Steuergeldern von Bund, Land und Kommunen bestritten" kommt, müsste man nochmal genau darlegen. Meine Vermutung, dass die Hälfte der Wahrheit nicht gesagt wird, also z.B. von der Finanzierung gesprochen wird, aber dann die Einnahmen nicht gegen gerechnet wurden, die wie gesagt teilweise auch indirekt sein können.
Auf jeden Fall scheinen die Bürgermeister wohl doch einen Sinn zu erkennen. Denn dass z.B. in Dresden ein erzkatholisches Wahlvolk dieses Event gestützt haben soll, glaube ich kaum.
Falls Sie Recht
hätten, käme der Gewinn den privaten Händlern, Hoteliers etc. zu Gute. Dann sollen die das doch subventionieren und nicht die Steuerzahler.
Bei privaten Großereignissen zahlt das ja auch nicht die öffentliche Hand.
Ich finde es unglaublich, was die Kirchen so alles vom Staat abgreift.
Es wird endlich Zeit, dass die Kirche ihre Bischöfe, Militärseelsorger, Religionslehrer, theologische Universitäten etc. selbst bezahlt.
Missionierung
"Die CDU/CSU rechtfertigt diese Ausgaben damit, dass die Kirchen ihrem "Verkündigungsauftrag in der Gesellschaft" nachkommen können müssen"
Allein das ist eine Frechheit. Es ist nicht Aufgabe des Staates die Missionierung der Kirche zu fördern und auch nicht die anderer Religonen(falls die mal die gleichen Rechte wie das Christentum einfordern)!
Es scheint tatsächlich noch Menschen zu geben
die meinen: es kann eine Gesellschaft geben, ohne Religion.
Diese Menschen verschließen ihre Augen vor der geschichtlichen Tatsache, dass an die Stelle einer Religion immer eine andere getreten ist oder dass diese Stelle von einer Pseudoreligion eingenommen wurde.
Die letzte Überreste so einer Pseudoreligion kann jeder in Nordkorea untersuchen.
Es werden sich ganz bestimmt viele aufregen, dass ich einen Extremfall anführe - jedoch durch diesen Extremfall wird auch die anthropologische Gegebenheit veranschaulicht, dass es nie eine religionslose Gesellschaft geben kann: man huldigt nicht Jahre, Allah oder Christus, sondern dem Großen Führer, der Menschlichkeit, dem Humanismus, der Revolution, der Wirtschaft, usw.
Außerdem, man vergisst, dass es Religionen und Pseudoreligionen gibt, die man nicht hinterfragen "kann" und "darf" und es gibt Religionen, über die man jederzeit - ohne Konsequenzen - Witze reißen, belächeln, kritisieren, hinterfragen etc., kann und darf.
Also - wenn ich schon wählen muss, dann wähle ich die zweite Variante.