Bei einem Sprengstoffanschag auf den Mannschaftsbus des BVB sind am Dienstagabend in Dortmund der Spieler Marc Batra und ein Polizist verletzt worden. Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen und geht von einem terroristischen Hintergrund aus. Ein Verdächtiger wurde festgenommen; ein vermeintliches Bekennerschreiben, das auf einen islamistischen Hintergrund hindeuten könnte, wird überprüft.
Die Entwicklungen in der Nacht und am Tag nach dem Anschlag können Sie hier im Liveblog nochmal nachlesen. Außerdem finden Sie hier alle bisher gesicherten Fakten über den Anschlag, die Folgen und den Stand der Ermittlungen.
- Oliver Fritsch
Die Rheinische Post hätte es besser gefunden, wenn das Spiel abgesagt worden wäre:
"Natürlich ist es wichtig, sich nicht von wem auch immer seiner Freiheit berauben zu lassen. Aber Freiheit heißt auch, entscheiden zu können. Das ist im durch und durch kommerzialisierten Spitzensport eben nicht mehr möglich." - Claudia Bracholdt
Bundeskanzlerin Angela Merkel verurteilt den Anschlag als widerwärtige Tat:
- Oliver Fritsch
Ungeachtet der neuen Kenntnisse der Bundesanwaltschaft hat die Mehrheit der BVB-Fans weiterhin kein Problem damit, dass heute gespielt wird. Ich sprach gerade in der Nähe der Reinoldikirche mit einigen. "Wann denn sonst?", sagen sie mit Blick auf den dichten Kalender im April und Mai – und zwar beider Teams. Kritisch sehen die Dortmunder eher die Anstoßzeit (18.45 Uhr). Für viele, die zur Arbeit gehen, ist das zu früh. Außerdem schätzt man hier die Flutlichtatmosphäre. Vor allem denken viele, dass die TV-Anstalten hinter der Entscheidung stecken, also letztlich das Geld. Um 20.45 Uhr finden ja die beiden anderen Viertelfinals statt, unter anderem das in München. Dass der Anpfiff aus Rücksicht auf die Gäste aus Monaco und deren Heimreise vorverlegt wurde, wie Aki Watzke sagte, halten die meisten für vorgeschoben.
- Rita Lauter
Nach dpa-Informationen ist der tatverdächtige Islamist in Wuppertal festgenommen worden. Mehrere Medien berichten zudem, dass es sich um einen 25-jährigen Iraker handle. Ihm werde eine Nähe zur Terrormiliz "Islamischer Staat" vorgeworfen. Der zweite Tatverdächtige sei ein 28-jähriger Deutscher aus Fröndenberg im Kreis Unna.
- Rita Lauter
Bereits mehrere Stunden vor dem Anpfiff der neu angesetzten Begegnung zwischen Borussia Dortmund und dem AS Monaco sind die ersten Fans beider Mannschaften zum Stadion gekommen. Borussia Dortmund und die Polizei hatten dazu aufgerufen, rechtzeitig zum Stadion zu kommen, da es längere Wartezeiten bei den Einlasskontrollen geben könne. Das Spiel soll um 18.45 Uhr angepfiffen werden. Rund um das Stadion sind zahlreiche Polizisten im Einsatz. Die Tribünen und die Umgebung des Stadions seien mit Sprengstoffhunden kontrolliert worden, sagte ein Polizeisprecher. Es sei bislang aber nichts Verdächtiges gefunden worden. Bislang sei die Situation entspannt.
- Ana-Marija Bilandzija
Die Bundesanwaltschaft hält einen islamistischen Hintergrund für möglich. Das Statement der Sprecherin Frauke Köhler im Video
- Rita Lauter
Nach BVB-Angaben ist der verletzte Marc Bartra auf dem Wege der Besserung. "Er hat die Operation gut überstanden", sagte BVB-Präsident Reinhard Rauball. Der Dortmunder Abwehrspieler hatte sich bei der Explosion am Mannschaftsbus einen Bruch der Speiche und Fremdkörper-Einsprengungen am rechten Handgelenk zugezogen. Er wurde unmittelbar nach dem Vorfall operiert.
- Rita LauterBVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke stimmt auf das für Mittwochabend geplante Spiel gegen den AS Monaco ein: "Wir spielen heute nicht nur für uns. Wir spielen für alle. Egal, ob Borusse, Bayer oder Schalker. Wir wollen zeigen, dass Terror und Hass unser Handeln niemals bestimmen dürfen. Und wir spielen natürlich für Marc Bartra, der sein Team siegen sehen will!"
Borussia Dortmund@BVB
"Wir spielen heute nicht nur für uns. Wir spielen für alle!“ #bvbasm //t.co/xIT96ZA7xH //t.co/XTGGA1FiUptwitter.com - Oliver Fritsch
Die Top 3 der touristischen Empfehlungen der Dortmunder für die Gästefans, die hier unerwartet übernachten und einen Tag verbringen durften: Phönix-See, das U und das Fußballmuseum, "auch wenn es sehr teuer ist".
- Oliver Fritsch
Auch das ist Dortmund: Zwei deutsche Gemüsehändler in der Hansastraße belustigen sich beim Einpacken auf ihre Weise über die Vorfälle. Der eine sagt: "Hasse schon gehört? Die Antifa war's." Offenbar ein PI-News-Leser. Der andere sagt noch etwas lauter: "Früher hätte man für die alle eine Lösung gefunden – in die Umkleidekabine und bitte vorher die Wertsachen abgeben!" Für alle, die diesen Code nicht verstehen, die Übersetzung: Ab ins KZ!
- Simone Gaul
Die Bundesanwaltschaft hat weitere Details zu den verwendeten Sprengsätzen genannt: Sie waren mit Metallstiften bestückt, einer der Metallstifte hatte sich in die Kopfstütze eines Bussitzes gebohrt. Die Sprengsätze hatten eine Sprengwirkung von mehr als 100 Metern. Die Frage nach dem Zündmechanismus und der Art des verwendeten Sprengstoffes sei noch Gegenstand der kriminaltechnischen Untersuchungen.
- Oliver Fritsch
Der Alte Markt, das Betonherz der Dortmunder Innenstadt, füllt sich gemächlich mit Fußballanhängern. Fernsehteams interviewen BVBler vor dem Maximilian. Monaco-Fans sind auch da. Manchen hier sieht man auf den ersten Blick gar nicht an, zu wem sie gehören. Sie tragen rot-weiß-schwarz-gelbe Spielschals. Man hört Französisch, Englisch, Ruhrpöttisch sowie alle daraus resultierenden Mischformen. Das übliche Fußballkreolisch. Im Brauhaus Thier und im Wenkers beginnen das Hövels und das Kronenbier zu fließen. Die Menschen aus dem Fürstentum machen zu den ersten Schlucken bittere Mienen. Aber das gibt sich bestimmt bald. Alle hier wünschen sich, dass es heute ein normales Fußballfest geben kann.
- Rita Lauter
Das zwischenzeitlich auf dem Portal Indymedia veröffentlichte Schreiben, in dem ein linksextremistischer Hintergrund des Anschlags behauptet wird, hält die Bundesanwaltschaft dagegen für wenig glaubwürdig. "Nach einer ersten Bewertung bestehen erhebliche Zweifel an der Echtheit", hieß es in der Mitteilung der Bundesanwaltschaft.
- Rita Lauter
Wie die Bundesanwaltschaft mitteilte, wurden am Anschlagsort drei textgleiche Bekennerschreiben gefunden: "Danach scheint ein islamistischer Hintergrund der Tat möglich." Unter anderem werde in den Schreiben der Abzug von Tornados aus Syrien und die Schließung der Ramstein Air Base gefordert. Die Schreiben würden nun insbesondere unter "islamwissenschaftlichen Gesichtspunkten" untersucht. Eine abschließende Bewertung sei daher noch nicht möglich.
- Simone Gaul
Die Ermittler haben eine Person festgenommen und prüfen, ob sie Haftbefehl erlassen. Das teilte die Sprecherin der Bundesanwaltschaft, Frauke Köhler, in Karlsruhe mit. Zwei Verdächtige mit islamistischem Hintergrund stünden im Fokus der Ermittlungen. Die Wohnungen der Verdächtigen wurden durchsucht. Die Bundesanwaltschaft geht von einem terroristischen Hintergrund der Tat aus.
- Sasan Abdi-Herrle
"Wir ermitteln in alle Richtungen", sagt Nordrhein-Westfalens Innenminister Jäger. Der Anschlag könne einen linksextremistischen, rechtsextremistischen oder auch islamistischen Hintergrund haben.
- Sasan Abdi-Herrle
Das Bundesinnenministerium hat keine Informationen, die für eine besondere Terrorbedrohungslage vor dem Spiel zwischen dem BVB und Monaco am Abend sprechen. Seinem Haus seien keine entsprechenden Hinweise bekannt, sagte ein Sprecher von Innenminister Thomas de Maizière. Er kündigte an, dass der Minister das Spiel aus Solidarität auf der Zuschauertribüne verfolgen wird. Auch Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidentin Hannelore Kraft will am Abend im Stadion sein.
Der Sprecher teilte auch mit, dass die Bundesanwaltschaft das Bundeskriminalamt mit den Ermittlungen beauftragt habe. Dort sei eine spezielle Ermittlergruppe eingerichtet worden. - Sasan Abdi-Herrle
Die Bundeskanzlerin hat den Anschlag als "widerwärtige Tat" verurteilt. Man könne nur erleichtert sein, dass es nicht noch schlimmere Folgen gegeben habe. "Unsere Gedanken sind bei den beiden Verletzten." In einem Telefonat mit BVB-Geschäftsführer Watzke habe sie auch dem Trainerstab, der Mannschaft und den Fans alles Gute gewünscht, sagte Regierungssprecher Steffen Seibert. Auch habe Merkel ein großes Lob an die Fans beider Mannschaften und an die Polizei ausgesprochen.
- Simone GaulBei dem angeblichen Bekennerschreiben aus der linksradikalen Szene handele es sich offensichtlich um eine schlechte Fälschung, analysiert Rechtsextremismus-Experte und ZEIT-ONLINE-Autor Johannes Radke. Schon ein kurzer Blick auf einzelne Schreibweisen im Text ("Mensch_innen", "Nazi_nnen") machten deutlich, dass es sich beim Autor nicht um ein Szenemitglied handeln könne. "Täterwissen wird ebenfalls nicht genannt", sagt Radke.Beim linken Szeneportal Indymedia wurde das vielfach zitierte Posting innerhalb kürzester Zeit von den Moderatoren gelöscht. Wenig später erschien jedoch auf dem rechten Onlineportal PI News ein Screenshot des Textes mit dem Hinweis, die Antifa habe sich zu dem Anschlag bekannt. "Seit Jahren terrorisieren die Linken dieses Land und jenen Teil der Bürger, deren Meinung ihnen nicht passt", heißt es im Artikel. Radke schreibt: Die große Medienaufmerksamkeit dürfte die Betreiber freuen. Bis zum Mittag wurde der Text allein rund 400 Mal kommentiert.
- Claudia Bracholdt
Nach dem Anschlag auf den BVB-Bus zeigen sich Fußballfans betroffen. Die Mannschaft sei geschockt, sagte BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke:
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Kommentare
Dann werden es wohl die Nazis gewesen sein.
Hallo katerramus,
verzichten Sie bitte auf unangebrachten Sarkasmus.
Die Redaktion/ee
Vielleicht ist die Antifa doch eher Antifake?
Hallo Flügelschuh,
was genau wollen Sie uns mit dieser Äußerung sagen?
Die Redaktion/ee
Geht die Frage auch an Katerramus?
Stand meiner Vermutuns bzw. Meinung:
-Die Antifa war es nicht. Es handelt sich hier um Trittbrettfahrerei.
-Es ist eine neue Form des altbekannten islamistischen Terrors. Man konzentriert sich jetzt auf die
Prominenz, da dies in der Bevölkerung auf größtmöglicheliche Resonanz stößt.
-Da in Deutschland der Fußball eine große Rolle spielt, sind Mannschaften und Stadien das Ziel der Terroristen.
-Der Täter wurde in Syrien geschult. Sprengfallen sind dort beliebt.
-Die AFD wird wieder eine große Nähe zur Flüchtlings-und Migrantenfrage herstellen wollen. Doch das sind zwei paar Schuhe, sogar bei gleichen Reiserouten. Auch dumme Sprüche wie "Frau Merkel, es klebt Blut an ihren Händen" würden hier nicht mehr ziehen.
-Die rot-grüne Sicherheitspolitik von NRW überzeugt nicht.
-Der Islamismus ist das größte sicherheitspoliti sche Problem unserer Zeit. Die Vertreter einer
konservativen islamischen Theologie müssen sich unangenehmen Fragen stellen und dürfen nicht
mehr einfach sagen: "Das hat nichts mit dem Islam zu tun."
Immer mehr wie in Syrien: dort können Anschläge und Angriffe schon lange kaum mehr einer bestimmten Gruppe zugeordnet werden.
Sie vergleichen nicht allen Ernstes einen Bürgerkrieg mit 500.000 Toten und 11 Millionen Vertriebenen sowie Millionen von Leidenden mit dem Vorfall von gestern, oder?