Ich bin ein sensibler Mensch, aber als Vater muss man manchmal ein knallharter Hund sein. Ein Fels. Eine Festung.
Zum Beispiel, wenn man mit der Tochter einkaufen geht.
"Luise, Süße", sagte ich vor dem Supermarkt. "Wir müssen schnell noch Milch und Haferflocken kaufen. Ich möchte aber nicht, dass wir zwei dabei Ärger bekommen, verstehst du?"
Luise nickte.
"Wenn du gut mitmachst, darfst du dir einen leckeren Vanillequark aussuchen", fuhr ich mit sanfter, aber stählerner Stimme fort. "Oder einen Joghurt. Aber nur eins von beiden. Nichts anderes. Und nichts Süßes, davon hast du heute schon genug gehabt. Abgemacht?"
"Gut", sagte mein kleiner Schatz.
Hinter der Schiebetür griff sich Luise einen dieser bunten, niedlichen Kindereinkaufswagen, die Kinder animieren sollen, in ihnen überflüssige Dinge aufzuhäufen. Damit das ganz leicht geht, ist jeder Supermarkt so gestaltet, dass sich Milch und Haferflocken möglichst weit weg vom Eingang befinden. Und man auf dem Weg dorthin an jeder Menge Benjamin-Blümchen-DVDs vorbei muss, an Glitzershirts, Fillipferd-Heften und Stofftieren aus China.
Bei den Haarspangen blieb Luise stehen.
"Papa", sagte sie, "kann ich bitte diese Marienkäferhaarspange? Bitte!"
Die Haarspange war mindestens so süß wie all die anderen Marienkäferhaarspangen, die Luise daheim hatte, aber ich musste darauf bestehen, dass Haarspangen weder Quark noch Joghurt waren.
"Menno Papa!", rief Luise. "Ausnahmsweise!"
Es war schwer. Aber Kinderpsychologen warnen, in solchen Situationen auch nur eine Handbreit nachzugeben, außer man möchte Haarspangenvorräte für einen ganzen Kindergarten anlegen.
Luise ging grummelnd weiter, suchte sich beleidigt einen Vanillequark aus und stoppte dann wieder beim Pixibuch-Stand. Ein prall gefüllter Plastikkelch, den die Supermarktstrategen jede Woche woanders platzieren, damit einkaufende Eltern keine Chance haben, ihn zu meiden.
"Dann will ich wenigstens ein Buch!", rief Luise.
"Luise!", mahnte ich. Ich liebe Bücher, selbst Pixibücher. Aber Kinderpsychologen warnen erst recht davor, beim zweiten Mal nachzugeben: Das Kind könnte glauben, es habe sich erfolgreich durchgesetzt, würde fortan immer unmäßiger und schließlich Hedgefonds-Verwalterin oder griechische Staatspräsidentin.
"Ein einziges!", forderte Luise. "Ich habe gar keins mehr! Das Buch mit den Mäusen, Papa!"
Ich erinnerte sie daran, was sie vor der Tür versprochen hatte und bat sie, weiterzugehen.
"Oh Menno", rief Luise. "Das ist ungerecht!"
Ich muss nicht groß erwähnen, was Kinderpsychologen Furchtbares für den Fall prophezeien, dass man beim dritten Mal nachgibt.
Kommentare
Genau so ist es :-)))
Super, genau so!! :-)))
Taschengeld
Ich habe meinen Söhnen so mit 5 Jahren Taschengeld gegeben - pro Woche einen Euro, bzw. eine Mark. Dazu gab es am Anfang einen Geldbeutel, den durften sie sich aussuchen. Dann kam noch das Kleingeldeld dazu, was Omas und Opas gerne mal gaben. Wenn die Jungs also mit zum Einkaufen gingen, hatten sie ihr eigenes Geld dabei und durften das nach Herrzenslust ausgeben - war mit völlig egal für was. Am Anfang war das Geld recht schnell weg, aber mit der Zeit standen sie dann vor dem von ihnen begehrten Objekten und fingen an zu überlegen, fragten mich, was noch übrig bleiben würde von ihrem Geld. Mit der Zeit wurde das Geld richtig eingeteilt und sie wurden wirklich fit im Kopfrechnen. Bei uns hatten sich diese Einkaufsdiskussionen dann bald erledigt.
Irgendwann war es so, sie gaben mir Geld mit und sagten was sie haben wollten ... ;)
Sehr gute Idee!
Das ist eine wirklich gute Idee! Werde ich mir für später merken. Ich glaube das es wirklich etwas bringen kann, wenn die Kleinen sich überlegen müssen, ob sie "dafür" nun Geld ausgeben möchten oder nicht und gleichzeitig lernen sie noch mit ihrem Geld umzugehen.
Sehr treffend...
...und ich glaube, selbst das ansonsten liebste Kind auf der Welt macht so etwas gelegentlich. Das ist hier sehr treffend und lebendig beschrieben!
Eine große Verführung für Kinder ist auch die Wursttheke, meistens gibt es eine Scheibe zum Probieren und wenn man besonders niedlich guckt auch mehr... Als Elternteil dem Kind zu erklären, dass ständig Essen zu schnorren nicht unbedingt höflich ist, ist da ganz schön schwierig.
"Nett" ist auch, wenn Kinder beschließen, zwischen den Regalen Versteck spielen zu wollen, während man gerade etwas sucht, vor allem wenn der Laden voll ist und das Kind mit einer Leichtigkeit zwischen den anderen Kunden hindurchflitzt, hinter der ein Erwachsener kaum ncoh her kommt. - Einkaufen mit Kind kann wirklich anstrengend sein, allerdings...
So ist es nicht.
Dies ist natürlich eine total bewusste Bösartigkeit des Kindes. Vielleicht sollten Sie sich einmal Gedanken darüber machen, wie Sie den Einkauf mit Ihrem Kind besser vorbereiten und Ihr Kind einbeziehen.
Wenn überhaupt, dann ist das der Fehler der Industrie.
Und wenn mir jemand Wurst schenkt, dann ist da nix unhöflich dran, wenn ich die annehme.
Zucker
Ich will ja nicht unken, aber in Vanillequark oder Fruchtjoghurt ist üblicherweise auch ziemlich viel Zucker drin, im Zweifelsfalle sogar mehr als in einem Eis.
Deshalb lotse ich mein Kind zusätzlich auch am Joghurtkühlregal vorbei.
Schon, aber
Milchprodukte sind für Kinder allerdings immer noch gesünder als reine Fettbomben wie z.B. ein Schokoriegel.