Neulich fand in der Schule unserer Kinder ein Elternabend über Neue Medien statt. Solche Veranstaltungen bringen immer wieder die Hilflosigkeit zum Ausdruck, mit der die meisten Eltern diesem Thema begegnen. Sie gehen Verschwörungstheoretikern und Gerüchten auf den Leim, das Militär habe Killerspiele entwickelt, um Soldaten die Empathie auszutreiben . Oder sie messen alarmierenden Studien eine übertriebene Bedeutung bei, obwohl Langzeitstudien zu differenzierteren Ergebnissen kommen.
Im Grunde geht es den Eltern heute ähnlich wie allen Eltern vor ihnen. In den fünfziger Jahren war es Rock’n’Roll, in den Sechzigern Marihuana und die rückwärts gesprochenen Satansbotschaften auf Schallplatten. In den späten Siebzigern waren es Punk und Splatterfilme, in den Achtzigern die depressiven Endzeitphantasien der Filmemacher, die den verunsicherten Eltern vorhersagten, ihre Teenager würden verkommen.
Keine der Befürchtungen hat sich je bestätigt. Auch die Folgen der Egoshooter sind weniger dramatisch, als manche Eltern glauben. Die Gewaltstatistiken unter Jugendlichen zeigen seit Anfang der Neunziger immer weniger Gewalttaten . Und das obwohl Egoshooter 1992 mit dem Spiel Doom in den Mainstream vordrangen.
Ich würde mir wünschen, es gebe an den Schulen das Unterrichtsfach Medien. Damit können Amokläufe sicherlich nicht verhindert werden. Denn die wenigen Kinder, die tatsächlich gefährdet sind, so etwas zu tun, brauchen noch viel intensivere Betreuung. Doch alle anderen Kinder könnten in so einem Fach den Umgang mit den Medien lernen . Die Medien zu beherrschen ist der einzige Weg, nicht von ihnen beherrscht zu werden. Und hier werden die Kinder von ihren Eltern leider oft alleine gelassen.
Ich jedenfalls werde versuchen, mit der achten Klasse meiner Tochter einen Waldorf-Zombie-Film zu drehen. Bei diesem praktischen Medienprojekt werden die Schüler mehr über die Mechanismen der Medien lernen als durch mahnende Worte. Im Film wird es um Waldorflehrer gehen, die sich durch Nahrungsmittel vom Discounter in Untote verwandeln und sich auf der Suche nach biodynamisch erzeugter Nahrung auf ihre Schüler stürzen. Wer Lust hat: Wir suchen noch fünf Darsteller und einen engagierten Visagisten in den nächsten Frühjahrsferien.
Kommentare
Unterricht in Medien...
...schön und gut, aber sind es nicht eher die Eltern die den brauchen?
Ich bin mit Computern aufgewachsen, aber der Experte ist meine 13 Jährige Tochter :-)
Kompentente Eltern wären natürlich auch was schönes
Und die Bundeszentrale für poliutische Bildung bietet den Eltern ja auch gerne Eltern-Lan-Partys an, in denen sie mal eine runde Counterstrike Zocken können, ohne sich gleich wie volltrottel vorkommen zu müssen.
http://www.bpb.de/veranst...
Aber wie viele Eltern werden solche Angebote schon annehmen.
falsch...
kinder müssen nicht den umgang mit den medien lernen, sondern zu mündigen und kritischen bürgern erzogen werden, die nicht alles schlucken was man ihnen vorsetzt. es reicht nicht aus den kritischen blick nur auf die medien zu begrenzen, sonder nmuss es ausweiten auf alle bereiche des lebens. und dafür braucht man keine neuen medien. zu mal der zu frühe und häufige umgang mit diesen erschwehrt das lernen lebenswichtiger kompetenzen. einfach mal dem neurowissenschaftler prof. dr. dr. spitzer zuhören.
Reflexartiges "Falsch" schreiben hilft auch nicht
Das Kinder zu kritischen und selbstdenkenden Wesen erzogen werden sollen widerspricht der Forderung nicht im Geringsten.
Vielleicht nicht immer gleich Beissen und mit universalforderungen um sich werfen, wenn der Begriff neue Medien in die Runde geworfen wird.
Und das Kinder auch nicht im Kindergarten da rangeführt werden müssen, ist auch klar, dafür braucht man nicht einmal einen Mann der versucht aus bunten Bildern wissenschaftlich klingende Schlußfolgerungen zu ziehen.
Aber spätestens ab der achten Klassen stellt sich den Kindern dieses Problem. Und wie gesagt, von den Eltern werden die Kinder mit diesen Themen meistens alleine gelassen.
Jaja, die bösen Killerspiel-Spieler....
... sind aber irgendwie auch immer die Ersten die gerufen werden wenn bei Mutti und Vati der Computer "plötzlich so komische Sachen macht" (O-Ton ;-))
Zombies?
Im Film wird es um Waldorflehrer gehen, die sich durch Nahrungsmittel vom Discounter in Untote verwandeln und sich auf der Suche nach biodynamisch erzeugter Nahrung auf ihre Schüler stürzen. Wer Lust hat: Wir suchen noch fünf Darsteller und einen engagierten Visagisten in den nächsten Frühjahrsferien.
Manchmal frage ich mich wirklich, was Zeit online für Leserartikel annimmt.
Früher fungierte sowas unter der Abteilung "Werbung".
Was die Zombies mit dem eigentlichen Thema des Artikels zu tun haben sollen, erschließt sich mir ebensowenig. Aber bestimmt lernen die Schüler aus dem Zombie ganz viel über den Umgang mit Medien...
Werbung wäre es sicherlich
wenn der Artikel lediglich aus dem letztend Absatz bestehen würde.
In den Absätzen vorher gibt es aber durchaus Inhalte, über die man diskutieren kann, anstatt bei jeden Straftat die ein jugendlicher begeht einfach wieder den Medien den Schwarzen peter zuzuschieben.