ZEIT ONLINE: Herr Montag , bald entscheidet der Bundestag über die Beschneidung . Für keine Fraktion ist die Debatte eine solche Zerreißprobe gewesen wie für die Grünen . Wie kommt das?
Jerzy Montag: Das ist eine wertegebundene Debatte , die ergreift unsere Mitglieder besonders tief. Wertegebundenheit will ich natürlich anderen Fraktionen nicht absprechen. Aber meine Kolleginnen und Kollegen nehmen eben ihr jeweiliges Engagement da besonders ernst: die einen, um jeden Preis die Kinder zu schützen , andere die Religion zu schützen vor staatlicher Bevormundung, wieder andere sehen das Elternrecht als hohes Gut.
ZEIT ONLINE: Es gab aber auch Unmut der Beschneidungsgegner bei Ihnen darüber, dass die Fraktionsspitze so vorgeprescht ist und sich ohne Abstimmung dem Antrag der Koalitionsfraktionen und der SPD angeschlossen hat, der Beschneidungen auch künftig möglich machen soll.
Montag: Nun, eine Fraktionsführung muss eben auch führen. Ich habe den Text mitverfasst. Sollen Fraktionsspitzen immer den Mund halten, bis alle zugestimmt haben? Die Fraktion wiederum hat das Recht, gehört zu werden. Damit hat man die Debatte eröffnet, und genau das wollten wir ja.
ZEIT ONLINE: Die Abstimmung wird frei gegeben, der Fraktionszwang aufgehoben. Was erwarten Sie: Wer wird gewinnen?
Montag: Interessanterweise sind hier die traditionellen Fronten zwischen Linksorientierten und Reformern völlig aufgehoben; auch die zwischen Generationen spielen keine Rolle. Bei uns werden sich eine Menge Kollegen enthalten. Etliche werden Änderungsanträge stellen. Die Grünen werden nicht geschlossen abstimmen. Das ist auch nicht nötig. Ich erwarte einen sehr ähnlichen Frontverlauf wie bei den Linken, bei der SPD und auch bei der FDP . Wie sich der Bundestag dann am Ende entscheidet, ist meines Erachtens offen, aber ich rechne mit einer Mehrheit dafür, die Beschneidung nicht unter Strafe zu stellen.
ZEIT ONLINE: Haben Sie in dieser Debatte irgendetwas erlebt, was für Sie neu war?
Kommentare
Das Volk soll über das Abschneiden von Körperteilen abstimmen?
Eine interessante Frage, wie eine derartige Abstimmung ausgehen würde. Abgesehen von religiösen Beweggründen gibt es keine Argumente für die Beschneidung. Das haben wir in der teilweise sehr emotional geführten Debatte in den vergangenen Wochen gelernt. Also steht zur Abstimmung: Soll die Relegionsfreiheit so weit gehen, dass Eltern ihren Kindern ungestraft einen Teil ihres Körpers abschneiden dürfen? Wie soll man diese Frage beantworten? Meiner Meinung nach mit: Nein.
Nicht übertreiben...
Sie schreiben : ,,.. Abschneiden von Körperteilen..''
Es handelt sich lediglich um die VORhaut des Gliedes. (Keiner toleriert pharaonische Traditionen wie die Entfernung von Schamlippen oder etc., dass dies moralisch nicht zu rechtfertigen ist, weiß jeder).
Ich habe sehr viele Freunde die beschnitten sind. Keiner beschwert sich darüber. Hören Sie auf zu meinen, Sie würden sich um die Interessen dieser Leute sorgen.
Völlige Freiheit haben Kinder soweiso nicht, ich jedenfalls kann mich nicht daran erinnern, wann mich meine Eltern gefragt haben, ob ich denn nun Deutsch lernen möchte oder nicht. Sie habens mir trotzdem beigebracht. Meinen Spinat musste ich auch aufessen.
Volksabstimmung,
nein danke.
Herr Montag, seine Partei und seine Landsleute finden sich zu wichtig.
Deutschland hat gewiss andere Sorgen, als sich mit den Wünschen-Forderungen von Minderheiten zu befassen.
Es wird Zeit dass diese Politik der Anpassung aufhört.
Deutsche Politiker haben einen Eid geschworen, wenn sie diesen nicht einlösen, gehören sie abgewählt.
Beschneidungen, das schächten von Tieren, Ehrenmorde und Zwangsehen haben in Deutschland nichts verloren.
z.T. richtig.
Zwangsehen und Ehrenmorde haben in Deutschland nichts verloren. Ich kenne persönlich auch niemanden der es dennoch haben möchte. Die 0,00004 % der Migranten sind nicht representativ, außer in unseren Medien um zu polarisieren.
Wenn Sie schreiben, dass wir uns nicht mit den Minderheiten in unserem Land beschäftigen sollen, dann haben Sie dass Prinzip unseres Rechtsstaates nicht verstanden. Ihre Denkweise ist, Gottseidank,, seit dem späten 18.Jh als ,,asozial'' deklariert worden...
Was für eine Idee!
Man lässt das Volk darüber abstimmen, ob Säuglingen und Kleinkindern eigene Grundrechte und deren Achtung zuerkannt werden? Absurd!
Ich weiß nicht, welche Debatte Herr Montag verfolgt hat, aber das Hygiene-Argument wurde immerhin ständig von Beschneidungsbefürwortern genannt.
Habs schon mal verlinkt, aber weil es so interessant ist, hier nochmal:
http://dradler-berlin.de/...
"Die Rechtslage bei einer nicht-medizinischen Beschneidung wie der Brit Mila ist völlig unklar." steht in dem Artikel von 2007 einer jüdischen Ärztin geschrieben. Die Empörung war also nicht ganz echt, was meine bereits häufiger geäußerte Meinung, es handle sich um einen Machtkampf und um eine Kraftprobe, absolut bestätigt.
Wer weiterliest, findet auch die Ansicht, es handle sich um eine (Körper-)Verletzung, die v.a. für die Mutter eine "schwere psychische Belastung" sei.
"In der Regel sieht der frisch beschnittene Penis erschreckend roh aus, so als wäre der halbe Penis gehäutet." kann man da auch lesen.
Ganz von der Hand zu weisen ist der Vorwurf der Barbarei also nicht.
Ich hoffe, die Abgeordneten stellen sich auf die Seite der Kinder und wissen, was sie zu tun haben, nämlich dagegen stimmen.
Das GG
Das absolute Verbot der Beschneidung widersprich der Verfassung, nämlich der Religionsfreiheit des Art. 4 GG. Und wenn es noch so unbeliebt ist: diese Grundrecht können (!) vom Parlament nicht eingeschränkt werden, egal, wie die Umfragen ausgehen. Das wird das BVerfG auch so sehen.
Beschneidungskritiker nicht Beschneidungsgegner!
Kampfsprache in aller Ehren langsam reicht es aber!
Fast alles ist in Deutschland rechtlich geordnet!
Magier müssen genau aufpassen was sie mit ihren Kanninchen machen und wie lange sonst landen die vor einem Gericht.
Das Kölner Gericht hat hier viele Aspekte angesehen und richtig geurteilt im Gegensatz zum heute bekanntgewordenen Urteil in Berlin betreffend "Ablehnung wegen Kopftuch" wo der Richter sich völlig politisch Korrekt als Prediger gestellt hat.
Meine auch mal gelesen zu haben das jemand gesagt hat: "Dieses Urteil wäre so in Berlin nicht gefallen!" Und recht hatte er, in Berlin würde zuerst die TGD, Wowi und der ZDJ gefragt werden bevor der Richter urteilt.