Jakob Augstein wehrt sich gegen die Bezeichnung, einer der zehn schlimmsten Antisemiten der Welt zu sein: Der Journalist und Herausgeber der linken Wochenzeitung Freitag spricht von Diffamierung durch das Simon-Wiesenthal-Zentrum – und bekommt dabei Unterstützung von Politikern aus der CDU und der Linken.
Die stellvertretende CDU-Vorsitzende Julia Klöckner kritisierte die Entscheidung des Zentrums, Augstein auf Platz neun der schlimmsten Antisemiten weltweit zu setzen. Klöckner sagte, wenn jemand in einer freien Gesellschaft Regierungen kritisiere, sei das sein gutes Recht. "Wenn man daraus Antisemitismus ableitet, dann ist das sehr gewagt."
Ähnlich äußerte sich Linksfraktionschef Gregor Gysi . Augstein sei ein herausragender kritischer Journalist, der teils berechtigte, teils unberechtigte Kritik an der Politik der israelischen Regierung übe. "Deshalb aus ihm einen Antisemiten schmieden zu wollen, geht völlig fehl und unterstützt den schleichenden Antisemitismus."
Wiesenthal-Zentrum verteidigt Liste
Die US-amerikanische Menschenrechtsorganisation verteidigte ihre Rangliste, die von den ägyptischen Muslimbrüdern und dem iranischen Regime angeführt wird. Als Beleg listet das Wiesenthal-Zentrum Israel-kritische Zitate Augsteins auf. Zudem zitiert sie den Publizisten Henryk M. Broder mit den Worten, Augstein sei ein "lupenreiner Antisemit", ein Überzeugungstäter, der die Chance auf eine Karriere bei der Gestapo nur verpasst habe, weil er nach dem Krieg geboren sei.
Der Sohn des Spiegel -Gründers Rudolf Augstein zollte dem Wiesenthal-Zentrum, das sich vor allem dem Kampf gegen Antisemitismus und Rassismus verschrieben hat, zwar seinen Respekt, sagte aber auch: "Umso betrüblicher ist es, wenn dieser Kampf geschwächt wird. Das ist zwangsläufig der Fall, wenn kritischer Journalismus als rassistisch oder antisemitisch diffamiert wird."
Der für die Erstellung der Rangliste zuständige Mitarbeiter des Wiesenthal-Zentrums, Rabbi Abraham Cooper, blieb bei seiner Auswahl. "Wenn jemand in dieser Position ein Bild zeichnet, wonach zehn Prozent der jüdischen Bevölkerung in
Israel
, die ja auch eine religiöse Bevölkerung ist, von den Deutschen genauso gesehen werden sollten wie islamische Extremisten und Terroristen, dann ist das nicht nur komplett unrichtig und falsch, sondern dann überschreitet er die Grenze, was Dämonisierung angeht", zitierte ihn die
ARD
.
Kommentare
Radaubroder
Wenn das Simon-Wiesenthal-Zentrum es nötig hat, sein Urteil über Augstein mit Broder-Zitaten zu begründen, stellt es sich selbst ein Armutszeugnis aus. Nimmt den ollen Radaubruder noch irgendjemand ernst? Und wie ernst nimmt sich das SWC, wenn es sich an eine derart traurige Gestalt hängt?
König der deutschen "Schelmeliten"
"Nimmt den ollen Radaubruder noch irgendjemand ernst?" - Leider muss man ihn ernst nehmen, er ist wohl einer der einflussreichsten journalistischen Bonzen in ganz Deutschland.
Broder leitet das Verleumdungsnetzwerk "Achse des Guten", in dem viele prominente Publizisten tätig sind. Er war/ist z.B. tätig für: hr, rbb, spiegel, welt, er ist regelmäßig auf arte und 3sat zu sehen und kann dort seinen infamen Unsinn verbreiten, z.B.:
http://www.youtube.com/wa...
verfolgen Sie einmal min 1:00, dort behauptet er allen Ernstes, viele deutsche Israelkritiker würden gerne "die Zusammenarbeit mit dem Iran maximieren" um die "zweite Endlösung der Judenfrage zu vollenden"...
Broders Hauptqualität ist seine atemberaubende Unverschämtheit, dabei verfügt er über keine Berufsausbildung oder über irgendwelche fundierten Kenntnisse auf irgendeinem Gebiet. Er ist somit der würdige Herrscher über unsere journalistischen Pseudo-Eliten.
Ein paar unterhaltsame Briefwechsel von Broder:
http://content.stuttgarte...
http://www.muensterscheze...
Lutscht diesen Begriff doch nicht so aus
Würden wir Diffamierung von Juden und Moslems gleichsetzen, dann wäre Broder einer der Schlimmsten.
Ich halte Broder für einen Hetzer, während ich die Kritik an der Regierung Israels von Augstein nicht mal ansatzweise als antisemitisch einstufen kann. Vielleicht manchmal nicht diffenziert genug...aber das wars dann auch.
Diese ganzen Pro-Israel-Organisationen (wobei eigentlich Pro-Zionismus der viel passendere Ausdruck wäre) sollten wirklich aufpassen, dass der ständige Vorwurf des Antisemitismus wirkliches Unrecht irgentwann verharmlost.
Die israelische Regierung gehört kritisiert, weil sie Falsches tut, nicht weil sie einer bestimmten Religion oder Rasse angehört. Menschen oder Organisationen die diesen simplen Unterschied nicht verstehen, können doch nicht ernst genommen werden.
Eine Farce,
den Augstein auf eine Stufe mit den Muslimbrüdern in Puncto Antisemitismus zu stellen. Da würden mir aus der Lamäng heraus mehrere Journalisten einfallen, die des Antisemitismus verdächtiger wären.
Selbst wenn seine Kritik am Staat Israel ungerechtfertigt gewesen sein sollte, macht ihn das nicht zum Antisemiten, denn seine Begründung lief (meines Wissens) nicht über die Religion oder Kultur der Menschen in Israel, sondern über konkrete Aspekte der Politik.
So wird Antisemitismus verharmlost und den Stammtischen Futter für Verschwörungstheorien (a la "man darf nichts gegen Israel sagen") geliefert.
Noch einen Dreh weiter!
Futter für Verschwörungstheorien (a la "man darf nichts gegen Israel sagen")
Es erweist sich, dass solche Verschwörungstheorie zumindest Deutschland betreffend im öffentlichen Raum gar keine Verschwörungstheorie ist.
Denn wenn man mit ein paar vielleicht nicht ganz klugen Argumenten gleich zu einem der SCHLIMMSTEN Antisemiten DER WELT, mit des Neurotikers Broder Hilfe, avanciert, ja wo und wie darf man dann eigentlich kritisieren?
Zitat aus der FR zu Broder:
"Beleidigen kann jeder, diffamieren, lügen und rufmorden auch, aber in einem Satz eine Person gleichzeitig beleidigen, diffamieren, über sie Lügen verbreiten und einen Rufmord begehen, das kann in der deutschen Publizistik nur einer. Und es ist nicht das erste Mal."
Die Dämonen., die ich rief...
"Wenn jemand in dieser Position ein Bild zeichnet, wonach zehn Prozent der jüdischen Bevölkerung in Israel, die ja auch eine religiöse Bevölkerung ist, von den Deutschen genauso gesehen werden sollten wie islamische Extremisten und Terroristen, dann ist das nicht nur komplett unrichtig und falsch, sondern dann überschreitet er die Grenze, was Dämonisierung angeht"
Hmm... Aber islamische Extremisten und Terroristen dürfen bzw sollten weiterhin dämonisiert werden (während sie zudem real bekriegt werden, inkl. der unvermeidlichen zivilen "Kollateralschäden"), oder wie soll ich das verstehen?
Und dieser Ansatz nennt sich dann "Kampf gegen Rassimsus"?
Doppelmoral: zu 10% der religiösen Juden
Frauen sind in Israel verfassungsmäßig gleichberechtigt. Dennoch gab es seit Ende der 1980er Jahre in Buslinien, die häufig von Ultraorthodoxen Juden benutzt werden, de facto eine Geschlechtertrennung. Ein achtjähriges Mädchen wurde auf dem Schulweg beleidigt und bespukt, weil sie eine „unangemessene“ Kleidung trage. Männer und Frauen wurden durch Schilder aufgefordert, getrennte Bürgersteige zu benutzen. Das soll aber nicht mehr hingenommen werden, weil dabei Menschen von Religiösen attackiert werden (http://www.zeit.de/politi... und andere). Doch lässt sich die Geschlechtertrennung mit Gottes Wort aus der Tora begründen.
In Israel ruft Präsident Schimon Peres im Dezember 2011 jedoch mit eindeutigen Worten zu Demonstrationen gegen Ultraorthodoxe auf (http://www.zeit.de/politi...). Da kämpft man um „das Herz der Nation und den Kern des Staates“. Da wird die Verfassung zu den „heiligsten Werten“ der Gesellschaft. Und die Ultraorthodoxen sind „nicht die Herren des Landes“. Solche starken Worte wollen wir Juden in Deutschland selbstverständlich nicht zumuten, weil man so schnell Antisemit wird.
Wenn der Präsident Schimon Peres gegen die jüdischen Extremisten aufruft, warum steht er nicht in der Top Ten des SWC? Dämonisiert er nicht genug?