Der Bundesgerichtshof hat es Reiseveranstaltern erleichtert, hohe Anzahlungen für Pauschalreisen zu verlangen. Die Unternehmen dürfen eine Forderung von mehr als den üblichen 20 Prozent des Preises damit rechtfertigen, dass sie Provisionen an Reisebüros zahlen müssen, entschieden die Karlsruher Richter. Das Oberlandesgericht Celle hatte das in der Vorinstanz noch anders gesehen.
Der Senat entschied damit bereits zum zweiten Mal in einem Rechtsstreit zwischen dem Bundesverband der Verbraucherzentralen und dem Veranstalter Tui, der für bestimmte Pauschalreisen eine Anzahlung von 40 Prozent verlangt. Nach dem ersten BGH-Urteil muss der Veranstalter darlegen, dass er selbst bereits bei Vertragsschluss entsprechend hoch in Vorleistung treten muss.
Verbraucherschützer halten das für zu hoch. "Bei einer Reise geht es um hohe Summen. Außerdem bucht man das häufig lange im Voraus, unter Umständen ein Jahr vorher", sagte Rechtsexpertin Kerstin Hoppe vom Bundesverband der Verbraucherzentralen. "Da hat man das Geld vielleicht noch gar nicht zusammen."
Auch Flugkosten dürfen dafür pauschal berücksichtigt werden, urteilten die Richter nun – und zwar unabhängig davon, ob diese Kosten für jede einzelne Reise des Angebots vorfinanziert werden. Dasselbe gilt für Leistungen gegenüber Hotelbetreibern, es sei denn diese unterscheiden sich erheblich in ihrer Höhe, etwa mit Blick auf verschiedene Reiseziele. Dies muss nun erneut das Oberlandesgericht Celle klären.
Verbraucherschützer nannten das Urteil ärgerlich. "Die Rechtslage ist damit eindeutig zulasten der Verbraucher verschlechtert worden", sagt Verbraucherschützerin Hoppe. "Provisionen für Reisebüros können bei der Berechnung der Höhe der Anzahlung durchaus zu Buche schlagen."
Kommentare
Man möge es mir nicht übel nehmen, aber bitteschön warum sollte ein Reiseveranstalter jemanden einen "Kredit" geben?
In meinen Augen ist es nichts anderes.
Ich kaufe etwas und will erst ein Jahr später zahlen = Kredit.
Ganz einfach: Sie kaufen etwas bekommen es erst ein Jahr später und zahlen schon heute!
Dann bucht man halt bei jemandem der nicht so eine hohe Anzahlung verlangt. Oder plant seinen Urlaub selber, ganz ohne Veranstalter und Reisebüro. Ist nicht so schwer.
Das ist nicht so einfach, wie Sie glauben und auch meist teurerer, für das was die Leute wollen. Wenn man in D oder dem deutschsprachigen Ausland unterwegs ist mag es noch gehen. Aber wenn Flüge und Transfers organisiert werden müssen, wird es für viele schon eng. Oftmals fehlt auch die Zeit dafür.
Die Mehrheit der dt. Urlauber sind eben keine Individualtouristen, wobei letztere meist eh in Regionen Urlaub machen, wo sich der Pauschalurlauber nie hin verirren würde und die oftmals preisgünstiger sind.
Das beste wäre eine gesetzliche Regelung. Wenn nun die Höhe der Anzahlung an einen Pauschalreiseveranstalter von dessen Verträgen mit Hotels, Airlines und Reisebüros abhängt, dann können wir sicher sein, dass die Pauschalreiseveranstalter bald nur noch "schlechte" Verträge haben, die entsprechend hohe Anzahlungen kosten. Und damit gehen dann quasi automatisch und ebenfalls zum Nachteil des Verbrauchers auch die Stornokosten nach oben, wenn man eine Reise doch absagen muss.
Der Reisemarkt ist sowieso in vieler Hinsicht crazy. Es ist außerhalb von Pauschalreisen so gut wie unmöglich geworden, ein günstiges Airline-Ticket zu bekommen, das nicht 100% Stornogebühr hat (ja, ich weiß, in D kann man offiziell immer die "Steuern und Gebühren" rückerstatten lassen, wenn man nicht fliegt, aber dazu muss man sich mit der Airline anlegen). Selbstverständlich müssen die Tickets auch sofort zu 100% bezahlt werden. Bei Hotels genau anders herum: Bei Hotels kostet es oft nur wenige Euro Aufpreis, eine unverbindliche Buchung zu tätigen. Reist man bei einer solchen nicht bis 18 Uhr an, verfällt die Buchung einfach. Ohne einen einzigen Euro Stornokosten. Anzahlung gibt es dann auch nicht, man zahlt erst bei der Abreise.
Bei Hotels kostet es oft nur wenige Euro Aufpreis, eine unverbindliche Buchung zu tätigen. Reist man bei einer solchen nicht bis 18 Uhr an, verfällt die Buchung einfach. Ohne einen einzigen Euro Stornokosten. Anzahlung gibt es dann auch nicht, man zahlt erst bei der Abreise. --
Das kann wirklich nur jemand gut finden, der nicht im Hotelbusiness ist.
Also halte ich als Hotelier das Zimmer bis 18 Uhr reserviert und wenn der Gast dann eben doch nicht kommt, habe ich halt Pech gehabt. Das Zimmer um diese Uhrzeit noch loszuwerden, ist etwas schwierig. Oder vielleicht bin ich ja auch ausgebucht, habe einem Gast, der laenger bleiben wollte, abgesagt, weil ja Ihre Buchung bestand. Aber Sie kommen eben nicht, der andere Gast ist weg und ich habe ein leeres Zimmer.
Nee, nee so machen Sie sich bei Hoteliers keine Freunde, glauben Sie mir :-))
Viele Hotels sind doch eh gar nicht so stark ausgelastet, dass das die No-Shows ein Problem wären.