Der Reformationstag am 31. Oktober ist ab sofort auch in Hamburg ein Feiertag. Die Bürgerschaft der Hansestadt stimmte mehrheitlich für einen entsprechenden Antrag einer fraktionsübergreifenden Gruppe von Abgeordneten. In der vergangenen Woche hatte bereits der schleswig-holsteinische Landtag den 31. Oktober zum Feiertag erklärt. Niedersachsen und Bremen könnten folgen.
In dem Hamburger Beschluss heißt der Feiertag "Tag der Reformation". Damit solle der starke religiöse Bezug gelöst werden, sagte SPD-Fraktionschef Andreas Dresse. "Die Reformation ist keine kirchliche, sondern eine gesamtgesellschaftliche." Die Hamburger Bürger sollen daher zukünftig am 31. Oktober freien Eintritt in alle städtischen Museen bekommen. Der Tag könne aber auch Impulse für einen guten und friedlichen interreligiösen Dialog geben, so Dressel.
Verschiedene Abgeordnete äußerten Kritik an der Wahl des Datums und verurteilten vor allem die antisemitische Haltung des Reformators Martin Luther, die der Tag ihrer Auffassung nach in den Vordergrund rückt. Scharfe Kritik kam auch von jüdischen Gemeinden. Michael Fürst, Präsident der jüdischen Gemeinden in Niedersachsen, hatte den Antrag für den Feiertag im NDR als "nicht tragbar" bezeichnet. Gegenanträge für den Weltfrauentag am 8. März, den Tag des Grundgesetzes am 23. Mai und den Tag der Befreiung am 8. Mai wurden allerdings abgelehnt.
Die evangelische Nordkirche begrüßte die Entscheidung der Bürgerschaft. "Sie würdigt die große Bedeutung der Reformation für Hamburg, welche die Kirche, aber auch das Sozial- und Bildungswesen nachhaltig verändert hat", sagte Bischöfin Kirsten Fehrs. Der katholische Erzbischof Stefan Heße zeigte sich dagegen wenig begeistert. Er habe sich eine breitere politische und gesellschaftliche Debatte gewünscht, sagte er.
Die vier norddeutschen Bundesländer streben gemeinsam die Einführung eines Feiertags an, um das Gefälle zu den anderen Ländern zu reduzieren. Gemeinsam mit Berlin hatten oder haben sie bisher nur neun Feiertage, die immer auf einen Wochentag fallen. In Bayern sind 13 Tage im Jahr arbeitsfrei – inklusive Mariä Himmelfahrt, das nicht in allen Gemeinden als Feiertag gilt.
Schon länger ist der Reformationstag in den ostdeutschen Bundesländern Sachsen, Sachsen-Anhalt, Thüringen, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern ein Feiertag. 2017 war der 31. Oktober in ganz Deutschland arbeitsfrei, Anlass war der 500. Jahrestag der Reformation.
Kommentare
Die Entscheidung ist zu begrüßen.
Der Feiertag ist gehaltvoll und hat Tradition.
... und ich dachte schon: "Diesel-Fahrverbot-hurra-sofort Straßen-sperren-Feiertag".
Wie viele sind eigentlich religiös?
Ich schätze etwa 45% aller Hamburgerburger.
Was heißt denn "religiös"?
Wenn man nicht an Übernatürliches glaubt und trotzdem Jesuanische Ethik wichtig und richtig findet, ist man dann religiös?
Wenn man den Klerus kritisiert und trotzdem davon ausgeht, dass die Gesellschaft so etwas wie "versöhnte Gemeinschaft" mit Bezugnahme auf Transzendenz braucht, ist man dann religiös?
"Tag der Befreiung am 8. Mai" Der ist allerdings wirklich schick. Gekauft. Soweit ich den Text verstanden hab bestehen noch Kapazitäten!? Wenn ein Zentralrat (okay evangelische Nordkirche, klingt wie 1940 :P) sich bedankt ist doch garantiert etwas faul.
Die Linke mit ihrem "Tag der Befreiung" mal wieder... Nein danke.
Aber es sieht so aus, als habe die CDU seit langem mal wieder Rückgrat bewiesen.
PS.: nicht daß def 8. Mai keine Befreiung gewesen wäre. Aber deshalb muß er ja nicht gleich Feiertag werden.
Die Bayern kommen aus dem Feiern ja gar nicht raus mit ihren ganzen Himmelfahrten und Heiligen sowie Seligen. Daher ist das mit dem Reformationstag ein guter und lange schon fälliger Ausgleich für das diesbezüglich ja doch sehr karg bedachte Norddeutschland.
Vergessen Sie bitte nicht den „Friedenstag“ in Augsburg ... ^^