Für die erste Frankfurter Karrierestudie befragten Wissenschaftlerinnen der Frankfurt University of Applied Sciences 1.800 Frauen in Fach- und Führungspositionen nach ihren Erfahrungen. 70 Prozent fürchteten demnach, durch eine längere Auszeit beruflich benachteiligt zu werden. 12 Prozent dieser Frauen meinten sogar, ihren Arbeitsplatz dadurch zu riskieren.
Offenbar sind diese Sorgen berechtigt. Zwar kehrten 68 Prozent der befragten Frauen nach der Babypause zu ihrem alten Arbeitgeber zurück. Doch jede vierte Mutter konnte ihre alte Position nicht wieder übernehmen und war dementsprechend unzufrieden. Vermutlich auch deshalb, weil in den meisten Fällen ein Kollege die Arbeit übernommen hatte.
Mehr noch: Zwei Drittel mussten sich mit einem niedrigeren Tätigkeitsniveau, weniger Einfluss, schlechterer Bezahlung oder weniger Aufstiegschancen abfinden.
Raus aus der Teilzeit-Ecke
"Gesellschaftspolitisch ist dies ein fatales Signal", sagt die verantwortliche Studienautorin und BWL-Professorin Yvonne Ziegler. "Beruflich engagierten Frauen wird vor Augen geführt, welche negativen Folgen eine Schwangerschaft für die eigene Karriere haben kann."
Doch die Befragten hatten auch konkrete Verbesserungsvorschläge. 50 Prozent wünschten sich flexiblere Arbeitszeiten, 47 Prozent plädierten für Arbeitszeitkonten, 42 Prozent für Jobsharing. Am weitesten verbreitet war hingegen der Wunsch nach Teilzeitarbeit, den immerhin 82 Prozent hegten.
Allerdings warnt die Co-Autorin und BWL-Professorin Regine Graml davor, Teilzeit als ultimative Lösung zu sehen. Frauen in Deutschland dürften sich "nicht in die Teilzeit-Ecke drängen lassen", sagt Graml: "Vielmehr müssen sich hier dringend die gesellschafts- und unternehmenspolitischen Rahmenbedingungen ändern."
42 Prozent der Befragten gaben an, dass ihnen Beruf und Familie gleich wichtig sind. Oder anders formuliert: Es geht gar nicht um die Frage "Karriere oder Kinder" – sondern darum, beides miteinander zu vereinbaren.
"Männer werden bei der Stellenvergabe vorgezogen" – mehr dazu im Video.
Kommentare
Oh wie überzeugend
"Doch jede vierte Mutter konnte ihre alte Position nicht wieder übernehmen und war dementsprechend unzufrieden. Vermutlich auch deshalb, weil in den meisten Fällen ein Kollege die Arbeit übernommen hatte."
Vielleicht war es ja auch eine Frau ohne Kinder, und kein Mann, der den Job übernahm. "Vermutlich" würde das 2xsauer machen.
Hören wir auf mit dem Mann gegen Frau ausspielen. Als alleinerziehenden Vater
fühle ich mich von Ihrem Artikel sowieso diskriminiert. Das Problem ist doch klar:
Bald gibt es nur noch Arbeitende ohne Kinder (wenn man schon das schöne Geld verdient, muss man seine teuren Hobbies vielleicht noch einschränken wegen der Kinder) und eben Grossfamilien mit arbeitslosen Eltern.
Wenn der Staat nicht den Unternehmen bei den Kosten für die Kinder ihrer Angestellte hilft (und damit dies auf - wie politisch gewünscht -breite Schultern
verteilt), sehe ich nicht, wie das besser werden soll.
Flexibilitaet und Engagement
Als hochleistende Professorin mit 4 Kindern (und verheiratet mit einem Professor der auch zuhause seine 50% macht) habe ich in einer sehr internationalen Karriere schon viel erlebt. Deutschland hat inzwischen zwar aeusserst gute und guenstige Kindergrippen (in den UK haben diese mein gesamtes Gehalt geschluckt!), allerdings empfinde ich vieles als steinzeitlich, auch die arbeitenden Muetter manchmal. Zusammengefasst: jede Mutter liebt Ihre Kinder (auch die scheinbaren Rabenmuetter weil Sie einer erfuellenden Arbeit nachgehen). Um Arbeit auch sinnvoll zu schaffen muessen wir auch unsere Arbeit lieben. Das heisst volles Engagement dass wenn die Arbeit um 17h wenn die Krippen schliessen nicht fertig ist (und das ist selten) geht es eben abends weiter wenn die Kinder schlafen. Eine monatelange Auszeit geht schlichtweg nicht. Schlimm wird es dann wenn einem trotz diesem Einsatz die Arbeit weggenommen wird wegen 'obligatorischem Mutterschutz' (dann gibt es nur fuer Frauen!) und die hart erworbenen Projekte gegen den Willen an Kollegen gegeben werden die Sie wegen fehlender Leistung nicht einwerben konnten. Ich wuensche mir Selbstbestimmung und Fexibilitaet. Mein schoenstes Geschenk war beim 2. Kind eine von der Uni bezahlte Teilzeit Nanny die zuhause bei uns war und ich somit zuhause sehr effektiv arbeiten konnte und auch wie bei allen Kindern ein volles Jahr Stillen. Das ist in D noch eine utopische Phantasie - und verglichen mit meinem Arbeitsausfall war es absolutes Kleingeld!
Leider!
Die Realität ist vermutlich noch schlimmer als die Studie!
Diskriminierungsvorwürfe helfen nicht weiter
Mit dem Diskriminierungsvorwurf zu kommen ist wenig hilfreich. Der Arbeitgeber ist doch kein Familienhasser aus Prinzip, es ist vielmehr doch ein echtes Problem wenn Mitarbeiter "in Fach- und Führungspositionen" ein paar Monate ausfallen und das natürlich oft mehr als einmal. Es gälte nicht vor der Teilzeit-Ecke zu warnen sondern sie aufzuwerten. Es sei denn man findet eine Lösung "die gesellschafts- und unternehmenspolitischen Rahmenbedingungen" zu ändern bei der ein Tag mehr als 24 Stunden hat. Wir werden gute Teilzeitmodelle in Zukunft in vielerlei Hinsicht gebrauchen können, nicht nur für Familienmodelle sondern auch für Übergangsmodelle im Alter oder für die Eindämmung der Arbeitslosigkeit - es wird in Zukunft auch wieder Wirtschaftsabschwünge geben.
Beruf oder Kinder
In Deutschland muss Frau sich zwischen Beruf und Familie entscheiden. Beides in vollem Engagement funktioniert nicht.
Ist leider so, weiß man auch und wird sich so schnell nicht ändern.
Man kann auch nicht erwarten, dass nach privater Familienplanung, wo es auch selten bei einem Kind bleibt, sich am Arbeitsplatz nichts verändert und man da weitermachen kann wo man aufgehört hat. Dafür ist die Elternzeit zu lang.
Der Betrieb muss halt weitergehen und es wird dann natürlich nach Ersatz gesucht. Oft ein Mann oder eine Frau ohne Kinder, die Vollzeit arbeiten können.
Ok, ist Diskriminierung. Aber auch für Menschen, die aufgrund ihrer Kinderlosigkeit öfter Überstunden machen, da sie ja augenscheinlich keinen triftigen Grund haben, pünktlich weg zu müssen.
Aber Kinder bekommt man ja auch nicht für die Firma sondern für sich, fallen also streng genommen unter Privatvergnügen und muss leider dementsprechend organisiert werden.
Wenn man will dass es vereinbarer wird, muss man leider in ein anderes Land, wo dies möglich ist, auswandern.
Ändern wird sich hier jedoch garnichts.
Leider [...]
Ich habe meinen Töchtern und den Töchtern meiner Schwester auch schon klar gemacht, dass sie nach dem Abi nach den Niederlande auswandern, zum Glück haben sie Dank unser niederländischen Vorfahren die Wahl, sich zwischen der deutschen und der niederländischen Nationalität zu entscheiden.
Viele deutsche Firmen haben in die Niederlande ihr HQs ausgelagert, dort gibt es hervorragende Jobs, wenn man gut deutsch kann ist es ein Seegen.
Ich möchte einfach nicht, dass meine Mädels Typen wie Ihnen begegnen, weder privat noch geschäftlich.
Auf Anfrage des Kommentarautors gekürzt. Die Redaktion/dj