Die Ankündigung von Zack Snyder, dass Ben Affleck in dem noch unbetitelten Superman-Batman-Projekt die Rolle des Batman übernehmen wird, hat über Nacht in Fanforen für beträchtlichen Wirbel gesorgt. Die Besetzung von Batman ist seit jeher ein Politikum, das ein hohes Maß an Fingerspitzengefühl für die Befindlichkeiten der internationalen Comic-Community erfordert. Man muss den Batman-Fans allerdings zugute halten, dass in der Vergangenheit viel Schindluder mit der Figur Bruce Wayne getrieben wurde: Michael Keaton, Val Kilmer und ein entgrenzter George Clooney haben dem Ansehen des Schwarzen Ritters eher geschadet und das Franchise auf Jahre beschädigt.
Erst die Kollaboration von Christopher Nolan und Christian Bale fand bei Fans und Kritik gleichermaßen Zustimmung. Ihre Dark-Knight-Trilogie schöpfte erstmals das dramatische Potenzial der Comics aus und verschaffte dem Hollywood-Blockbuster eine neue zeitdiagnostische Brisanz. Die Rolle Batmans ist sozusagen die Königsdisziplin für jeden Schauspieler: eines der letzten Studioprojekte, in dem sich Kommerz und Kunst nicht ausschließen.
Nun also Ben Affleck, dessen Karriere in Hollywood vielleicht symptomatisch für den ewigen Widerspruch steht, es Kritik und Fans gleichermaßen recht machen zu wollen. Affleck ist ein Kind der zweiten Sundance-Generation, ein ehemaliger Posterboy des amerikanischen Independentfilms. Er hat mit Richard Linklater, Kevin Smith und Gus van Sant gedreht, sich später aber für eine Hollywood-Karriere mit sinnlosen Blockbustern wie Armageddon und Pearl Harbour oder sentimentalem Schmock wie Shakespeare in Love entschieden. In den letzten Jahren fiel er wieder durch kleinere sympathische Regiearbeiten auf, die wie eine Rückkehr zu seinen Anfängen wirkten: immer eine Spur zu selbstverliebt vielleicht, aber durchaus ambitioniert. Das brachte ihm den Oscar für Argoein.
Wie wenig man Affleck noch immer zutraut, zeigte sich in den Kritiken zu Terence Malicks To the Wonder im vergangenen Jahr. Die Häme über die mimischen Fähigkeiten Afflecks, der im Film meist in der Rückansicht zu sehen war, ist zur Routine geworden, wie ein schlechter Running Gag.
Im Grunde vollzieht sich hier aber, nur etwas langsamer, was vor ihm schon Leonardo Di Caprio und Matt Damon erfahren mussten: der Weg des belächelten Sunnyboys durch das Stahlbad der Kritik. Auch Ben Affleck wird ihn unbeschadet überstehen, denn im Grunde hat auch er niemandem mehr etwas zu beweisen. Batman ist für Affleck ein Glücksfall, die perfekte Rolle für Kritik und Fans. Und gleichzeitig die Möglichkeit, sich die künstlerischen Freiheiten zu erkaufen, um sein neues Profil als Autorenfilmer zu schärfen.
Affleck verkörpert im aktuellen Hollywoodkino eine selten gewordene Arbeitermentalität. Der leicht dumpfe Ausdruck seines Spiels ist nur teilweise auf darstellerisches Unvermögen zurückzuführen. Im Grunde agiert der komplexbehaftete Affleck ständig aus einer Position der Überforderung heraus: Er will immer etwas mehr, als er zu leisten fähig ist. Das aber kriegt er eigentlich ziemlich gut hin.
Batman ist übrigens nicht der erste Superheld, den Affleck spielt. Daredevil von 2003 war nicht gerade ein Empfehlungsschreiben. Es gibt jedoch noch eine kleinere Rolle in seinem Lebenslauf, die viel mit Affleck selbst zu tun hat: George Reeves in dem Film Noir Hollywoodland von 2006. Der ehemalige Superman-Darsteller Reeves nahm sich 1959 das Leben, weil er als ernstzunehmender Schauspieler in Hollywood keine Beachtung fand. Insofern ist es wohl eine Ironie, dass Ben Affleck jetzt einen Superhelden darstellen will, um sich endgültig Respekt zu verschaffen.
Kommentare
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Zu Christopher Reeve's Tod
Christopher Reeve ist, nicht wie im Artikel fälschlicherweise behauptet 1959, sondern im Jahre 2004 gestorben - nachdem er Jahre zuvor einen schweren Reitunfall hatte, der ihn querschnittgelähmt zurückliess ! Er machte auch nicht Selbstmord wegen Erfolglosigkeit sondern weil ihm seine schwere Behinderung zunehmend die Lebensqualität zerstörte ! Etwas genauere Recherchen wären, besonders in Ihrer Zeitung, sehr wünschenswert ! (Uebrigens spielte er noch im Rollstuhl einige Rollen...! - Mit Erfolg...)
Anmerkung: Bitte verwechseln Sie nicht George Reeves mit Christopher Reeve. Danke, die Redaktion/jk
Man hätte
Batman besser erstmal etwas ruhen lassen. Es ist eine starke Marke ohne Frage, aber auch eine starke Marke kann übersättigt werden.
Ich stimme im Grunde zu.
Nur heißt es "Pearl Harbor" - da hatten die Briten ausnahmsweise mal nichts mit zu tun ;)
L. DiCaprio hatte auch vor seinem Sunnyboy-Image mit Filmen wie z.B. "This Boys Life" und "What's eating Gilbert Grape" gezeigt, dass er was auf dem Kasten hat.
dass Afflecks Spiel "dumpf" ist, ist wohl auch eine sehr subjektive Einschätzung - vielleicht liegt's aber auch daran, dass man dauernd von seinem Kinn abgelenkt ist... Überhaupt würde jeder halbwegs intelligente Bürger Gothams Batman SOFORT an diesem Kinn erkennen!
Und Ben Afflecks Figur?
Nach dem Teaser hatte ich gehofft, mehr darüber zu erfahren, wie sich Ben Afflecks Figur in den letzten Jahren verändert hat. Füllt er jetzt den Batman-Fummel oder nicht?