Die Piratenpartei nutzt die Killerspieldebatte für ihre Zwecke. In den Spielen Counterstrike, Left 4 Dead und Team Fortress 2 kann jetzt jeder, der will, für die Partei Werbung machen. "Spraylogo" heißt das System, über das die Spieler in virtuellen Welten Wahlwerbung plakatieren können.
Spraylogos sind selbstgebaute Grafiken, die von den Spielern hochgeladen und so an freie Flächen in Onlinegames "gesprüht" werden können. Jeder, der sich in der "Map", also der Landschaft, bewegt, kann sie sehen. Clans können so für sich werben, einzelne Spieler in einer Map ihren Namen hinterlassen. Genau wie die Signaturen in Forenbeiträgen werden Spraylogos gern für Blödsinn genutzt, für Witze oder persönliche Bemerkungen zum Leben im Allgemeinen. Die Nutzung für politische Statements ist neu.
So gibt es ein Spraylogo, das dazu aufruft, die Onlinepetition gegen das Verbot sogenannter Killerspiele zu unterzeichnen. Auch die Piraten nutzen die Technik und haben in ihrem Wiki ein Spraylogo bereitgestellt, das "gegen ein Herstellungs- und Verbreitungsverbot von sog. Killerspielen" aufrufen will. Dieses hatten die Innenminister der Länder auf ihrer letzten Konferenz gefordert.
Ganz sauber ist diese Art der Reklame nicht, ist sie doch nicht als "Werbung" gebucht, bezahlt und gekennzeichnet. Ingame-Advertising, also Werbung in Spielen, gilt längst als etablierte Methode. Doch kostet sie Geld. Eine Ausgabe, die die Piraten wohl gern sparen möchten, indem sie ihren Anhängern das Trommelschlagen überlassen.
Wirklich beliebt ist solche Werbung auch nicht. Immerhin wollen Gamer der Realität für eine Weile entfliehen und einige sind nicht glücklich darüber, wenn sie im Spiel wieder mit ihr konfrontiert werden. Noch dazu, wenn die Plakate nicht zum Spiel selbst passen, sich also nicht in dessen Geschichte und Optik einfügen. Was bei dem Piratenbanner der Fall ist. Selbst blutbespritzt wirkt es in den düsteren und/oder futuristischen Szenerien der Onlinegames deplaziert.
Grundsätzlich ist es nicht dumm, die Anhänger dort abzuholen, wo sie sich wohl am häufigsten herumtreiben. Daher ist es erstaunlich, dass andere politische Parteien nicht längst auf diese Idee gekommen sind. Bei den Grünen, die viele Kampagnen im Internet starten, heißt es, dass man durchaus über bezahlte Wahlwerbung in Spielen nachgedacht habe. Angesichts eines kleinen Etats habe man aber Prioritäten gesetzt und das Geld in anderen Medien investiert.
Mit den kostenlosen Grafiti allerdings habe man ein "politisches Problem", heißt es im Wahlkampfteam der Grünen. Die seien zwar nicht schlecht, aber es gehe doch in dieser komplizierten Debatte nicht darum, eine ohnehin überzeugte Gruppe in ihren Überzeugungen zu bestätigen. Viel wichtiger sei es Aufzuklären und allen klar zu machen, dass Spieler von beispielsweise Counterstrike eben keine Killer seien. Das müsse doch die eigentliche Aufgabe der Parteien sein.
Kommentare
"Die Nutzung für politische Statements ist neu."
Bisher hat zwar noch keine Partei die Spraylogos benutzt, aber Sachen wie "Stasi 2.0" oder das Anarchie-A werden schon lange auch in CS & co. an die Wände gesprüht. Und wenn das kein politisches Statement ist, was dann?
Sinn ?
> Die Piratenpartei nutzt die Killerspieldebatte für ihre Zwecke.
An diesem Satz hat sich dann auch die Aussagekraft des Artikels erschöpft - Es ist absolut gebräuchlich, dass Internetportale auf diese Art werben lassen. Dass das jetzt eine Partei macht, ist doch absolut legitim und nicht verwerflich. Da der Autor bereits erwähnte, das Clans auf diese Art werben, kann er nicht später im Text behaupten, dass Werbung per Spraylogo also solche nicht erkennbar ist. Was also bleibt vom Artikel ?
Online & Offline
Ich finde es passt gut zu den Piraten online wie offline Werbung zu machen. Wer, wie die großen Partein, viel Geld hat kann natürlich offline präsenter sein.
Etwas mehr Inhalt wäre bei diesem Artikel natürlich wünschenswert, aber das kommt schon noch, wenn die Piraten 5% bei der Bundestagswahl bekommen :-)
Immerhin wurde schön auf das Wiki verlinkt...
Keine Werbung
Ich kann die Bezeichnung dieser Aktion als "Werbung" nich nachvollziehen, zumal es auch in dem Artikel (berechtigt) mit Forumsignaturen vermengt wird. Das ist keine Werbung in Spielen sondern eine Äuserung des Einzelnen an seine Mitmenschen nur eben mit dem Medium Spiel unter Benutzung einer Bilddatei. Genauso gut könnte man jemandem in einem Chatgespräch die Piraten nehe legen oder in einem persönlichem Gespräch, es läuft alles auf des selbe hinaus.
Etwas verfehlt finde ich den Text des Banners. Wozu die rethorische Frage? Einer, der CS spielt weiß auch so, dass das ganze Killerspielgerede Blödsinn ist. Solche Menschen sollten eher von den PCs und in die Wahllokale getrieben werden.
"Wenn du am 27. September zockst, siehst du diese Map zum letzten mal."
"27. September: Clanbattle! Piraten vs Zensur. Mach mit!"
...oder sowas ähnliches.