Jahrzehntelang stellte Israel die Syrer als Friedensverweigerer dar. Doch nun hat ein ehemaliger israelischer Geheimdienstboss und Chefunterhändler ausgepackt. Und die eigenen Regierungschefs zumindest mitschuldig gesprochen. Uri Saguy, der frühere Kommandant des militärischen Nachrichtendienstes und Chefunterhändler bei verdeckten und offenen Verhandlungen mit Syrien, spricht damit offen aus, was selbst kritischste Geister in Israel nicht laut zu denken wagten.
Jitzchak Rabin, Benjamin Netanjahu, Ehud Barak, Ariel Scharon und Ehud Olmert: Die letzten fünf israelischen Regierungschefs sind verantwortlich dafür, dass bisher kein Frieden mit Syrien geschlossen wurde.
Saguy, Generalmajor der Reserve und der wohl intelligenteste Quer- und Vordenker unter den ehemaligen Militärs, enthüllt in einem Interview in HaLochem, dem Blatt der Militärinvaliden, dass alle fünf Regierungschefs im letzten Augenblick vor einem historischen Abkommen zurückgeschreckt sind. Auch der heutige Amtsinhaber Netanjahu und Verteidigungsminister Barak.
Saguy erläutert detailliert, was in Israel bisher offiziell immer bestritten wurde: Alle fünf Regierungschefs akzeptierten das Prinzip, dass ein Abkommen den vollständigen israelischen Rückzug von den Golanhöhen auf die Linien vom 4. Juni 1967 (Ausbruch des Sechstagekrieges) beinhalten müsse. Darüber hinaus sei man sich sogar einig geworden über dem höchst umstrittenen Verlauf der Grenzlinie vom 4. Juni. Saguy widerspricht damit explizit Netanjahus Behauptung, sein Sondergesandter Ron Lauder habe sich gegenüber den Syrern nicht zum Rückzug auf die 4.-Juni-Linie verpflichtet.
Saguy führte in den Jahren 1999 und 2000 für die Regierung des damaligen Regierungschefs und heutigen Verteidigungsministers Ehud Barak die Verhandlungen mit Syrien. Geheime Gespräche mit Repräsentanten des damaligen syrischen Herrschers Hafez al Assad und Militärs, offene mit Außenminister Faruk As-Shara. " Ich zitiere ungern (Syriens Präsidenten) Bashar al Assad", so Saguy, "aber er hat recht, wenn er sagt, dass 80 Prozent der Probleme gelöst waren."
Man habe zu fast allen Themen Lösungen gefunden – zu Grenzziehung, Sicherheitsvorkehrungen und für das besonders heikle Wasserproblem. Israels Behauptung, Syrien beanspruche weitgehende Wasserrechte für sich, erweisen sich demnach als gegenstandlos.
Kommentare
Wundert einen nicht
In Israel ist die Politik total festgefahren. Es regieren Mutlosigkeit und Taktiererei (es geht durchaus noch schlimer als in Deutschland), außerdem grassiert die Korruption. In diesem Klima findet sich kein großer Politiker, der noch ernsthafe Schritte in Richtung Frieden zwischen dem Judenstaat und seinen arabischen Nachbarn (einschließlich den Palästinnsern) zu gehen gewillt ist.
Israel könnte nur durch harten Druck, d.h. Liebesenzug, seinr Verbündeten zur Raison gebracht werden.
Solange der Westen weiterhin einseitig hinter Israel steht, wird sich daran nichts ändern und der Kern des Spaltkonflikts unserer Zeit, welcher eine Verständigung zwischen islamischer und westlicher Welt verhindert, wird ungelöst bleiben. Wenn man auf die USA und die dortige starke proisraelische Lobby, die sogar den Präsidenten in der Nahost-Frage zurückgepfiffen hat, sowie das auf ewig vom NS-Trauma geprägte Deutschland blickt, schwindet ach schnell die Hoffnung, dass sich etwas daran ändert.
@1 zuzzurolle
doch! auch hier lassen sich erste anzeichen kleinerer bewusstseinsänderungen wahrnehmen.
„Diskutiert ruhig über Israel ohne Israelis“
http://www.tagesspiegel.d...
in diesem Artikel aus dem Berliner Tagesspiegel geht es u.a. um Mitglieder einer jüdischen Gemeinde in Berlin, die sich (als Juden!!!) Gedanken über den Unterschied zwischen Kritik an Israel und Antisemitismus (zu) machen (beginnen).
Ups,wo ist der Radiergummi?!
Na wie lange existiert dieser Artikel?
Kritik an Israel ist doch in Deutschland kurz vorm Hochverrat und Israel kritische Kommentare werden doch permanent gelöscht.
Was mein Altkanzler Helmut Schmidt zu
dem Thema der Israel Kritik?
http://www.youtube.com/wa...
Er hat es uns erlaubt.
Übrigens Leo Trepp der letzte noch lebende Rabbiner aus Nazi-Deutschland sagte auch : Ihr sollt nicht mehr euch schuldig fühlen, aber ihr sollt es auch niemals vergessen damit es nie wieder passieren kann.
Und einen Freund , ist das nicht Israel heute? Sollte man auch kritisieren dürfen ohne gleich des Verdachtes beschuldigt zu werden ihm was schlechtes zu wollen.
Ist doch in Bezug auf Palästina ganz ähnlich
Nur dass es in Bezug auf Palästina wohl weniger an "Mut" als schlicht an Willen fehlt.
Ein Freund, ein guter Freund...
Wenn ich einen "Freund" hätte, der mir angesichts einer Horde waffenstarrender Nachbarn, die sich - obwohl ich ihren Ansprüchen immer wieder nachgegeben hatte und eigentlich bloß in Ruhe in meinem Haus leben möchte - anschicken, mein Haus anzuzünden und meine Familie zu massakrieren, zu "mehr Entgegenkommen" raten würde und mir vorwerfen würde, ich wäre an allem schuld, dann würde mein Vertrauen in diesen "Freund" enden wollend sein...
http://bluthilde.wordpres...
Waffenstarrende Nachbarn
Mag sein, dass es sich inmitten (nicht völlig zu Unrecht) feindseliger Araber nicht gut lebt - aber wer ist denn (um sich dieses Vergleichs zu bedienen) im Nahen Osten der waffenstarrene Bösewicht, der in den letzten Jahren ständig die Häuser seiner Nachbarn angezündet hat?