Im Oktober des vergangenen Jahres lud ein Geschäftsmann aus Kalifornien namens Russ George heimlich 100 Tonnen Eisenpartikel auf ein Schiff, fuhr damit auf See und kippte das Ganze 370 Kilometer vor der Haida-Gwaii-Inselgruppe in den pazifischen Ozean.
Was aussah wie illegale Müllverklappung, war jedoch ein Experiment, um das Algenwachstum zu beschleunigen. Algen absorbieren nämlich Kohlendioxid, eines der Treibhausgase, die für die Erderwärmung verantwortlich gemacht werden. Die Theorie besagt: Gäbe es deutlich mehr Algen im Meer, könnte das den Klimawechsel aufhalten.
Das nennt man Geo-Engineering: den Science-Fiction-artigen Versuch, durch Technologie die Umwelt zu unseren Gunsten zu verändern. Die alten Indianer wollten ja schon mit ihren traditionellen Tänzen den Himmel zum Regnen bringen. Warum also sollten wir Amerikaner nicht probieren, mit Eisenstaub, Schwefeldioxid, Aluminium und photophoretisch schwebenden Nano-Scheiben die Sonnenstrahlen ein bisschen kälter zu machen?
Traditionelle Umweltschützer gehen oft bei der bloßen Erwähnung von Geo-Engineering auf die Barrikaden, denn niemand weiß, welche Folgen ein solches Eingreifen in die Natur mit sich bringen könnte. Das Problem: Sie haben leider auch keine besseren Ideen. Seit Jahrzehnten ermahnen sie uns dazu, die Luft etwas weniger zu verpesten, auf alternative Energien umzusteigen und – was die USA betrifft – endlich das Kyoto-Protokoll zu unterschreiben.
"Erst kommt das Fressen, dann die Moral"
Doch selbst wenn die ganze westliche Welt künftig ihre Fabriken nur noch mit Strom aus Windparks betreibt, werden Länder wie China und Indien, wo die Industrie rapide wächst, weiterhin die Umwelt verschmutzen. Und wie ich meine amerikanischen Landsleute kenne, werden sie es auch weiterhin tun. Die traditionellen Methoden der Naturschützer sind zum Scheitern verdammt, weil sie an die Moral appellieren, und was sagt uns das Brecht'sche Gesetz? "Erst kommt das Fressen, dann die Moral."
Das ist auch ein Grund, warum viele Umweltschützer die Bewegung verraten haben und heute einen gegensätzlichen Standpunkt vertreten: nicht weniger Atomkraft, sondern mehr. Die Bewegung nennt sich Neo-Environmentalism, manche sprechen auch von den Neo-Greens.
Gefahren der Atomenergie übertrieben?
Ein bekannter Vertreter ist der ehemalige Atomkraftgegner Stewart Brand, Gründer der legendären Öko-Publikation Whole Earth Catalog 1968. Weil Atomkraft sauberer und effizienter als Kohle und andere Formen der Energiegewinnung sei, sieht er in ihr unsere einzige realistische Chance gegen die Erderwärmung. Heute sagt er: "Die Gefahren der Nuklearenergie wurden systematisch übertrieben, während ihre Vorteile ignoriert wurden." Die Gefahren, sagt er, werden wir mit der Zeit lösen.
Der namhafte britische Bio-Aktivist Mark Lynas, bis vor Kurzem einer der leidenschaftlichsten Gegner des Genfood-Konzerns Monsanto, nahm im Januar alles zurück und behauptet nun: Das Umweltproblem und der weltweite Hunger können nur durch Gentechnik gelöst werden.
Kommentare
Ideen aus God's own Country...
Eine dumme Idee zu unterstützen oder gut zu finden, nur weil ich keine bessere habe - mehr fällt Ihnen nicht ein?
Wie wär's mit nachdenken...
Nicht ganz..
"die Luft etwas weniger [...] verpesten, auf alternative Energien umzusteigen und – was die USA betrifft – endlich das Kyoto-Protokoll [...] unterschreiben."
Sind wesentlich bessere Ideen als ein gefährliches Frankensteinspielchen bei dem letztlich alle betroffen sind wenns mal doch schief geht.
Die Kolonie auf dem Mars ist "doomed"...
...weil sie ja dann aus dem gleichen 80,000 Idioten besteht wird die die Erde wissendlich ruiniert haben.
Damit ist dieses Experiment auch gleich zum Scheitern verurteilt.
Das bleibt uns dann als kleines Trostpflaster zwischen unseren Ruinen, hier auf der guten alten Erde...
Ist doch toll
Von den Überlebenden weiß dann jeder, daß jeder andere über Leichen geht wenns ihm einen Vorteil bringt. Wahrscheinlich traut sich dort niemand etwas zu essen, zu zrinken od er anderen den Rücken zuzudrehen. Sehr spannend, das. Es wäre die ultimative TVShow, leider wird dann das Publikum fehlen.
Wozu neue Ideen?
[...Das Problem: Sie haben leider auch keine besseren Ideen. Seit Jahrzehnten ermahnen sie uns dazu, die Luft etwas weniger zu verpesten, auf alternative Energien umzusteigen und – was die USA betrifft – endlich das Kyoto-Protokoll zu unterschreiben....]
Genau das ist doch das Problem. Was wollen sie für neue Ideen wenn die alten Lösungsansätze schlichtweg ignoriert oder unzureichend umgesetzt werden. Sie versuchen mit ihrer "2-Denkansatz-Theorie" nur wieder ein Konstrukt zu erschaffen mit dem man jeglich Umweltverschmutzung schönreden oder rechtfertigen kann.
Du lieber Himmel, wo ist des Hirn?
Ich glaube die Amerikaner sollten doch ein wenig mehr auf Breiten-Bildung setzen. Dann bräuchten sie nicht immer mit ihrem naiven Gigantismus und ihrem eigenartigen Gefühlsleben um sich werfen.
- Eisenpartikel sind unlöslich und sinken auf den Meeresboden ab. Damit die Ozeane düngen zu wollen ist blöde, dafür bräuchte man lösliche Eisen-Ionen in der photosynthetischen Zone
- Atomkraft hat den inhärenten Nachteil, dass man dafür Uran als endlichen Rohstoff braucht und Müll produziert, der hunderttausend Jahre gefährlich bleibt. Das sind Zeiträume, weit jenseits der Vorstellungskraft des Menschen. Folgerichtig gibt es keinen guten Vorschlag, wie mit dem Müll verfahren werden soll.
- Gentechnisch modifizierte Lebensmittel werden bei uns in der Tat irrational dämonisiert. Allerdings ist noch kein noch so kleiner Ansatz gezeigt worden, wie man damit die Erträge steigern soll. Man kann keine Salztolerante, Trockenheitsbeständige oder Dünger-unabhängige Pflanzen konstruieren. Und ich möchte wetten, dass es nie funktionieren wird. Das ist ebenso ein Fantasieprodukt wie die Kernfusion.
Da man aber hier jetzt und heute Lösungen braucht, sollte man sich um nachhaltige Landwirtschaft sorgen. In einigen Jahren werden zudem die abbaubaren Phosphat-Vorkommen zur Neige gehen. Da bringen imaginäre Hochleistungspflanzen auch nix mehr.
- Wenn wir es schon nicht schaffen, die Erde zu bewahren, wie sollen wir dann den Mars in einen bewohnbaren Planeten verwandeln? Also so ein Unsinn.
Ergänzung
* Ob, und wie schnell, das Eisen wirklich absinkt, das es kein Wachstumseffekt haben kann, würde ich nicht auf dem trivialen Fakt aufbauen das Eisen schwerer ist als Wasser.
* Gegen Uran würde ich nicht die mangelnden Rohstofflagerstätten anführen. Jetzt macht der Rohstoffpreis sehr wenig vom Strompreis aus. Würde ein Mangel entstehen, könnte Uran sehr viel teurer werden, bevor es die Wirtschaftlichkeit beeinflusst. Und mit dem Preis steigen die Lagerstätten. Man kann es sogar aus dem Meerwasser filtern habe ich gehört.