Vor fast zehn Jahren, am 7. Oktober 2001, begann der Krieg in Afghanistan, fast ebenso lange unterstützt die internationale Gemeinschaft das Land mit Entwicklungshilfe. Doch trotz aller Bemühungen: Afghanistan ist auch heute weder politisch stabil, noch wirtschaftlich tragfähig. Sicherheit gibt es nicht einmal mehr in der Nähe des Hauptquartiers der Internationalen Schutztruppe Isaf und der US-Botschaft in Kabul. Das haben die Gefechte zwischen Aufständischen und Sicherheitskräften kürzlich einmal mehr gezeigt.
Die Strategie der internationalen Gemeinschaft hat großen Anteil an dieser ernüchternden Bilanz. So wurden beispielsweise viele Hilfeleistungen an kurzfristige militärische Ziele und Zeitvorgaben gekoppelt, weil die Geldgeber rasche Fortschritte vorweisen wollten. Auch in der US-Aufstandsbekämpfungsdoktrin ist diese Strategie verankert: Hilfsmaßnahmen sollen militärische Gewinne konsolidieren, so sieht es die Richtlinie vor. Das Konzept war nicht nur überwiegend erfolglos, sondern auch kontraproduktiv.
Zwar konnten durch schnell wirkende Stabilisierungsprojekte – zivil oder militärisch geführt – manche Gebiete von den Taliban zurückerobert werden. Vertrauen in der Bevölkerung entstand dadurch nicht. Im Gegenteil: Auch nichtstaatliche Organisationen kamen dadurch in Bedrängnis, denn die Strategie unterschied nicht zwischen bedarfsorientierter Hilfe und militärischen Anstrengungen. NGOs mussten sich den Vorwurf gefallen lassen, Teil der Militärkampagne zu sein, ihre Neutralität und Unabhängigkeit wurde infrage gestellt.
Die Vermischung militärischer und ziviler Aufgaben hatte schon 2002 begonnen. Damals gründeten die USA sogenannte Provincial Reconstruction Teams (PRTs), die dem Militär eine führende Rolle bei der Wiederaufbauhilfe in unsicheren Gebieten einräumten. Unklar blieb aber schon seinerzeit, unter welchen Bedingungen und zu welchem Zeitpunkt die Führungsrolle bei Wiederaufbauprojekten vom Militär auf zivile Stellen übergehen sollte. Auch darüber, wann sich die PRTs ganz zurückziehen sollten, gab es keinerlei Vorgaben – ein folgenreicher Fehler.
Denn längst ist die internationale Gemeinschaft dabei, ihren Truppenrückzug zu planen. Gut möglich, dass dann Fördermittel und Zivilpersonal im gleichen Tempo wie die militärische Präsenz abgebaut werden. Das würde die Überwachung und Nachhaltigkeit etwaiger Aufbau- und Entwicklungserfolge massiv gefährden.
Kommentare
Politik kann nicht mehr leisten
Überflüssig.
Unsere Regierung hat weder die Kraft noch die Möglichkeit strukturierte Konzepte zu entwickeln.
Da gibt es in unserer Gesellschaft zu wenig Fortschrittsantrieb. Solange wir uns mit uns selbst begnügen und auf die Schulter klopfen, sind wir nicht in der Lage gesellschaftl. komplizierte Fälle zu lösen. Da sollten wir schon einmal einen Entwicklungsprozess in den eigenen Reihen anschmeißen. Wissen ist genug da, aber die Politik kann nicht mehr leisten, als sich selbst zu verwalten.
Wie verwundert Sie das?
Sogenannte Entwicklungsländer wirtschaftlich abhängig von internationalen Konzernen zu halten ist doch gerade der Sinn der Sache! Und Deutschland ist seit Amtsantritt unseres neoliberalen "Feldniebels" in dieser internationalen Disziplin endlich unter den Spitzenreitern.
Mal wieder der gleiche Unfug und Niebel-Bashing
Sagen Sie doch mal, was gemacht werden soll und inwiefern
Herr Niebel eine schlechtere Politik macht als die rote
Heide?
Es ging niemals darum Afghanistan aufzubauen...
...das war alles nur Blendwerk.
Amerika, im speziellen die Profitruppe um Cheney, wollte die Rache für billiges Geld. Also wurden fröhlich all die Warlords angeheuert, die damals soviel Anarchie angerichtet hatten, das die Taliban überhaupt erst hoch kommen konnten.
Bis Amerika gerafft hatte das die Pakistanis sie nur am Nasenring spazieren führen war es zu spät.
Amerika hat sich in zwei überflüssigen Kriegen ruiniert und die Europäer haben für solch eitles Tun auch kein Geld mehr.
Strategisch ist das Interesse an Afghanistan ohnehin begrenzt, das eigentliche Problem ist der pakistanisch-indische Konflikt.
Wird der gelöst, löst sich Afghanistan von selbst, da Pakistan dann dort keine strategische Unruhe mehr erzeugt.
Die Autoren meinen es gut, aber sind blind für das eigentliche Problem.
@ The Doctor
Sie nehmen den Artikel zu ernst... checken sie einfach mal wer hinter "International Crisis Group" steckt... US Politiker und sogar Wesley Clark, ein Mann dessen Beruf "Krieg" ist.
Solche Leute könnten nie verstehen, dass man mit einer militärischen Invasion keine Freiheit oder Entwicklung, gar in ein mittlealterliches Land, bringen kann...
Solche Herrschaften sind es auch nicht gewöhnt, dass man ihre "guten" Absichten hinterfragt und als die pure Heuchelei sieht, die sie nun mal sind. Sie werden dazu in Beiträgen aus solchen Quellen nichts finden...
Zeitverschwendung......
(K)ein Gesamtkonzept?
Wiederaufbau? Mit welchen Zielen? Welche Infrastruktur? Welche Gesamtziele für die Regionen?
Planlos in Afghanistan