Als Vorbild lobte Sen China , das aus seinem Wachstum einen viel stärkeren Entwicklungsvorteil für die ganze Bevölkerung gezogen habe. Doch muss man Indien gar nicht mit China vergleichen, um das Versagen der indischen Armutsbekämpfung zu begreifen. Selbst Bangladesch , das pro Kopf viel weniger erwirtschaftet als Indien, weist heute eine viel bessere Armutsbilanz als Indien auf.
Als spezifisch indischer Grund für die fortwährende Armuts- und Hungerkrise muss oft das Kastensystem herhalten. Den niedrigen Kasten wird vorgehalten, zu passiv zu sein und die eigenen gesetzlichen Ansprüche nicht einzulösen. Die höheren Kastenmitglieder in der staatlichen Verwaltung und den Medien stehen in der Kritik, den unteren Kasten nicht wirklich helfen zu wollen. Auch deshalb sei die Verwaltung korrupt und veruntreue die Hilfsmittel. Auch deshalb fehle in den Medien die Empörung über den Hungeralltag im Land.
Wie weit Kasten-Vorurteile eine Rolle spielen, lässt sich nicht messen. Sehr wohl messen aber lässt sich das staatliche Versagen von Behörden wie der Planungskommission, die etwa dafür sorgt, dass Indien heute prozentual nur halb so viel für die Krankenversorgung ausgibt wie China. Nobelpreisträger Sen wagt deshalb sogar die Frage, ob das demokratische System Indiens weniger gut geeignet ist, die Armutsprobleme zu lösen als das diktatorische China.
Seine Antwort: Die Demokratie habe sich in Indien bei großen Hungerkatastrophen bewährt. Doch beim wenig spektakulären Kampf gegen Unterernährung und Analphabetismus haben die demokratischen Institutionen Indiens im Vergleich zum "sozialen Interventionismus" der chinesischen Kommunisten nicht mithalten können.
Ein Trost: Der Trend geht auch in Indien in die richtige Richtung. Die Armut sinkt, soweit zumindest liegt die Planungskommission richtig. Und auch, dass niemand ihren Berichten mehr Glauben schenkt, ist wohl ein gutes Zeichen. Doch es gibt zu denken, wenn der Wirtschaftshistoriker Sen meint, dass noch in keinem anderen Land in der Weltgeschichte so langes Wachstum zu so wenig sozialen Verbesserungen für die Bevölkerung geführt hat wie in den letzten 20 Jahren in Indien.
Kommentare
Für Nuklearwaffen ist Geld da
Indien hat Demokratie ohne Rechtsstaatlichkeit, Singapur Rechtsstaatlichkeit ohne Demokratie - wo möchten Sie lieber leben?
Dazu kommt in Indien noch diese großartige spirituelle hinduistische Gelassenheit - mit genügend Meditation gelingt es, die Hungernden direkt vor den Nase einfach auszublenden.
(zu)Stände
Indien hat eine Standesgesellschaft, keine Demokratie. Wenn in einem Staat aufgrund von Benachteiligung, sei dies durch Diskriminierung oder Armut, die Mehrheit der Bevölkerung ihre politischen Rechte nicht frei ausüben kann und politische Ämter aufgrund der Stände nur von wenigen ausgeübt werden könen, ist dies keine Demokratie.
Überschrift
"Indien versagt bei der Armutsbekämpfung"
...nicht nur Indien...
Was heißt hier Indien
Entfernt. Bitte setzen Sie sich mit dem Thema des Artikels auseinander. Die Redaktion/mak
Gute Frage! Aber es macht eine reißerischere ....
.... Überschrift, als: "Deutschland versagt!"
Wir könnten 200.000 Kinder im Jahr hierher bringen. Das wurde unsere Bevölkerung stabilisieren. Das dürfen aber adoptionswillige Paare nur schwer. Es gibt weitere Anmerkungen, die man machen könnte. Aber...
zu@3...
den Artikel mit Verhältnissen in der EU zu vergleichen ist eine Auseinandersetzung mit dem Artikel. Ihre Zensur erachte ich für unüberlegt,ward doch mein Kommentar in keiner Weise Herabwürdigend,?!
Nimm die ...
Entfernt, da unsachlich. Die Redaktion/mak