In Italien wird nach der Parlamentswahl eine Koalition wahrscheinlicher. Der Spitzenkandidat der zweitstärksten Kraft, Silvio Berlusconi , äußerte sich an einer Zusammenarbeit mit dem Mitte-Links-Bündnis von Pier Luigi Bersani interessiert.
Bersani hat zwar im Abgeordnetenhaus die Mehrheit, in der zweiten Parlamentskammer, dem Senat, ist sein Lager jedoch praktisch gleich stark wie das Mitte-Rechts-Bündnis von Berlusconi, was eine Regierungsbildung erschwert.
"Italien darf nicht unregiert bleiben", sagte Berlusconi in einem Interview. "Wir müssen nachdenken."
Deal mit Bersani
Eine Koalition mit dem Zentrumsbündnis des scheidenden Ministerpräsidenten Mario Monti schloss der Unternehmer aus. Dessen schlechtes Abschneiden zeige, dass ein Großteil der Bevölkerung mit dem Sparkurs nicht einverstanden sei, argumentierte der rechtskonservative Politiker. Über einen möglichen Deal mit dem Mitte-Links-Bündnis von Bersani müsse man aber nachdenken.
Bedingungen nannte Berlusconi noch keine. Alle Seiten müssten nun Opfer bringen, sagte er nur. Im Wahlkampf hatte er den Italienern umfassende Steuererleichterungen versprochen.
Land in heikler Lage
Bersani äußerte sich bisher nicht zu Koalitionsoptionen. Das Land befinde sich nach der Wahl in einer "heiklen Lage", das sei "jedem klar", sagte er.
Von der Wahl erhofft sich die Europäische Union , dass die künftige Regierung den überschuldeten Staatshaushalt weiter saniert und der Wirtschaft aus der Krise hilft. Das Ergebnis enttäuschte zunächst den Finanzmarkt . Aktienindizes gaben teils stark nach, die Zinsen für Staatsanleihen stiegen deutlich.
Kommentare
Berlusconi bittet zur Playoff-Runde
Alle Seiten müssen nun Opfer bringen, so Berlusconi . Angesichts des Patts zwischen Abgeordnetenhaus und Senat zeigte er sich offen für eine Zusammenarbeit mit dem Mitte-links-Lager von Bersani. "Italien darf nicht unregiert bleiben, wir müssen nachdenken", sagte Berlusconi am Dienstag in einem Fernsehinterview.
Viel spricht dafür, dass der Cavaliere das weitere Spiel maßgeblich bestimmt.
Passend dazu mein Kommentar vom 24.02.2013 :
28. business as usual
Eine gute Nachricht vorweg: Eine „Unregierbarkeit“ wird es nicht geben, egal wie die Wahl ausgeht. Wenn man die Wähler mit Versprechungen abgespeist hat, Pfründe und Kasse stimmen, ist die Einigungsbereitschaft bei allen Parteien und Akteuren wie selbstverständlich. Dann kann jeder mit jedem. Dies gehört quasi zur informellen italienischen Gesetzgebung…. http://www.zeit.de/politi...
Die Medien machen den Unterschied.
Auch in unserem Land ist die Gruppe der Wähler, die sich mit schlichten Argumenten und plumper Stimmungsmache beeinflussen lassen würden groß.
Unser Glück ist, dass selbst private Sender in Deutschland immer noch soviel Verantwortung haben, dass ein Berlusconi mit seinen dreisten Lügen keine Chance hätte.
Da haben Sie recht.
"Unser Glück ist, dass selbst private Sender in Deutschland immer noch soviel Verantwortung haben, dass ein Berlusconi mit seinen dreisten Lügen keine Chance hätte."
Das stimmt. Bei uns kommen aufgrund der Verantwortung unserer Medien ganz andere mit ihren dreisten Lügen durch.
Euroland wird in Kürze unregierbar sein - Italien überall
Es ist ein Triumpf des Bauchgefühls, wenn man sich mit Euroland nicht mehr solidarisiert. Die Italiener sind für das Wahlergebnis nicht zu kritisieren.
Der soziale Unfrieden wird die Eurozone zerstören. Die Eurokrise enteignet die gesamte Mittelschicht, die nicht selten ihre Erwerbseinkommen verliert. Die Jungen starten in eine Zukunft, die seit dem zweiten Weltkrieg noch nie so düster war, mit Arbeitslosenquoten der Jugendlichen jenseits der 50% in Griechenland und Spanien, da war die Weltwirtschaftskrise ein Klacks. Merkel will mit aller Macht das Schuldenproblem auf 'nach der Bundestagswahl' verschieben. Aber die italienischen Wähler liefern glücklicher Weise einen Vorgeschmack dessen, was demnächst ganz Europa bevorsteht.
Die Kanzlerin wird noch vor der Wahl ihr europäisches Trümmerfeld besichtigen können und bis dahin in der gewohnten Manier weitermachen. Und hoffentlich wird Merkel als Zerstörerin Europas in die Geschichte eingehen. Unter ihrer Kanzlerschaft wurde bis zuletzt am falschen Wechselkurs festgehalten, nur um sich von Leuten wie Hollande und Sarkozy begrapschen zu lassen. Mehr auf meiner website vom 18.02.
Wohlfeiles Katastrophengerede
"Der soziale Unfrieden wird die Eurozone zerstören... Die Kanzlerin wird noch vor der Wahl ihr europäisches Trümmerfeld besichtigen können... Und hoffentlich wird Merkel als Zerstörerin Europas in die Geschichte eingehen."
Diese Katastrophenszenarien sind so wohlfeil wie verantwortungslos. Und was folgt auf die Zerstörung Europas?
Die EU steckt in einer tiefen Krise, niemand verschließt davor die Augen. Wer aber keine andere Antwort hat, als sich in seiner Lust an Destruktion und Untergang zu suhlen, wer der Zerstörung das Wort redet, wird Schlimmeres ernten als eine drzeit schlecht funktionierende EU.
Die EU ist reformierbar. Wer diesen möglichen Weg so gedankenlos verwirft, wer nur Schwarz-Weiß-Malerei gelten lässt, will das Chaos mit allen unvorhersehbaren Folgen. Das sollte gerade den Deutschen klar sein. Die müssten sich mit den Folgen des Chaos am besten auskennen. Tun sie aber offensichtlich nicht!
Schlechte Wahl
Es finde es bedenklich, dass Monti so wenige Stimmen erhalten hat. Ich denke viele Italiener haben nicht einmal im Ansatz verstanden, was sie diesem Mann tatsächlich zu verdanken haben. Er hat Seriosität und Zukunftsfähigkeit nach Italien zurückgebracht, doch Chancen hatte der Mann irgendwie nie. Umso bedauerlicher ist es, dass keine Partei einen wirklich wählbaren Kandidaten aufgeboten hat. Denn mal ehrlich, die Wahl zwischen einem Ex-Kommunisten (Bersani), einem Mafiosi (Berlusconi) und einem Polit-Clown (Grillo) ist doch schon ziemlich unbefriedigend. Die Hauptsache ist, dass Berlusconi (seines Zeichen immerhin verurteilter Verbrecher) nicht ungeniert rumwüten kann.
bedenklich ?
bedenklich, dass Monti so wenig Stimmen bekommen hat?
Die Italiener habens scheint's kapiert - wer nur ein wenig Restverstand zwischen den Ohren hat, wählt doch keine Heuschrecke!
http://www.deutsche-mitte...
Hoffen wir, dass solche Leute möglichst schnell wieder aus wichtigen Positionen verschwinden.