Mit Boris Nemzow ist der prominenteste
Kritiker des Kremls wenige Schritte vom Kreml entfernt ermordet worden. Wie
immer in diesen Fällen haben die Killer mehrmals abgedrückt, um sicherzugehen, dass der Oppositionsführer auch wirklich tot ist. Nemzow, das ist die
Botschaft, musste weg. Er sollte verschwinden, wie all die anderen, die das
"Wiedererwachen Russlands" angeblich behindert haben.
Boris Nemzow war eines der größten politischen Talente des postsowjetischen Russlands. Wie so viele russische Politiker der neunziger Jahre begann er seine Karriere bei den Komsomolzen, im kommunistischen Jugendverband. Nach Jahren als junger, beliebter Gouverneur in der Industriestadt Nischni Nowgorod zog er nach Moskau und wurde 1997 stellvertretender Ministerpräsident. Mit dem Vater der russischen Privatisierung, Anatoli Tschubais, führte er praktisch die Regierung unter dem angeschlagenen Präsidenten Boris Jelzin und dem hausbackenen Premier Viktor Tschernomyrdin. Nemzow und Tschubais machten sich einen Ruf als junge, energische Reformer, doch bei einem Ölpreis von knapp über zehn Dollar pro Barrel konnten sie in dem Rohstoffland Russland kaum Erfolg haben. Russland stürzte im August 1998 in der Finanzkrise ab.
Nach dem Antritt Wladimir Putins als Präsident
Anfang 2000 wurden viele Kader in der russischen Führung ausgewechselt. Nemzow ging in die Opposition und stand jahrelang an der Spitze eines liberalen
Parteienbündnisses, das sich später die Union der Rechten Kräfte nannte. Unter den Oppositionellen war Nemzow eine natürliche Führungsfigur: jung, sportlich,
geistig präsent, beredt, schlagfertig. Er wurde zum scharfen Putin-Kritiker in
mehreren Manifesten und auf Demonstrationen. Während der Olympiade in Sotschi
Anfang 2014 legte er offen, wie viel Staatsgeld in dunklen Kanälen und privaten
Taschen versickerte. Nun heißt es, er habe eine Dokumentation zu den Ursachen
des russisch-ukrainischen Krieges ab 2014 in Vorbereitung gehabt. Boris Nemzow
war vielen im Umkreis des Kremls ein Dorn im Auge.
Mit Putin kam der gezielte politische Mord in Mode
Der Auftragsmord, wie er jetzt Nemzow traf,
hat eine lange Geschichte im postsowjetischen Russland. In den frühen neunziger
Jahren unter Präsident Boris Jelzin waren es vor allem Geschäftsleute, die von
anderen Geschäftsleuten umgebracht wurden. Es ging um sehr viel Geld. Seitdem
Wladimir Putin 1998 den Geheimdienst FSB und anderthalb Jahre später die
Präsidentschaft übernahm, erweiterten sich die Ziele, der wohlgeplante politische
Mord kam in Mode. Es traf als Erste die Menschenrechtlerin Galina Starowoitowa
und später im Jahre 2006 die Journalistin Anna Politkowskaja. Beide wurden kurz
vor Erreichen der Wohnungstür im eigenen Haus erschossen.
Es ist nicht nachzuweisen, dass Wladimir
Putin den Auftrag zum Mord an diesen Oppositionellen oder an Nemzow gegeben
hätte. Und es ist auch nicht wahrscheinlich. Aber das Ergebnis dieser Morde ist
eindeutig: Es hat mit Boris Nemzow erneut einen Prominenten getroffen, der ihm sehr
kritisch gegenüberstand und der mutig genug war, das in der Öffentlichkeit
ständig zu wiederholen.
Die Täter können von überall herkommen.
Entscheidend ist nicht der Auftrag, sondern die Atmosphäre. In Russland
herrscht eine Hexenjagd, in der die öffentliche Bloßstellung von
Oppositionellen und politischen Gegnern Putins zum Tagesgeschäft gehört. Das
Fernsehen hetzt gegen die Opposition, behauptet, sie sei vom Ausland bezahlt
und würde den vom Volk geliebten Putin stürzen wollen. Der Präsident selbst
spricht immer wieder von "Staatsfeinden im Innern", die Russland zerstören
wollten.
Es ist der staatlich geförderte Hass, der Boris Nemzow umgebracht hat.
Kommentare
Brutalisierte Gesellschaft
Russland ist leider eine durch Sowjetdiktatur und Nachwende-Chaos brutalisierte Gesellschaft, in der selbst Kleinigkeiten wie die Uneinigkeit über die Vorfahrtsregeln im Verkehr schnell handfest ausgehandelt werden. Das Schlimme aber ist, dass es bei uns genug Leute gibt, die Putin immer und immer wieder verteidigen, obwohl jedem Menschen bei Verstand klar sein muss, dass er ein pathologischer Lügner und Soziopath ist.
Verengung auf Putin ist lächerlich
Zunächst ist Putin dafür verantwortlich, dass Russland sich stabilisiert hat und die in udn nach der Anarchiephase der Umbruchszeit aussenpolitische Bedeutungslosigkeit beendet wurde. Putn für all die Misstände in RU zur Verantwortung zu ziehen ist lächerlich. Der Mann hat Zustimmungsraten jenseits der 80%. kein westliches Staatsoberhaupt ist dazu fähig.
Und das ist nicht, weil er oben oben auf einem Pferd reitet oder weil er besonders gut die Medien manipuliert. Das ist weil er ein starkes souveränes Staatsoberhaupt ist, das auch noch Grips im Kopf hat.
Leider können wir Putin nicht leiden, aber das liegt daran, das er unseren Interessen zuwider läuft. Auf Russland bezogen ist Putin eine gute Sache und die Russen werden schon wissen wie stark udn wielange sie ihn unterstützen. Wir hier auf der Wohlstandsinsel Deutschland haben da keinerlei Mitspracherecht.
Putin kondoliert bei Nemzows Mutter
Das dürfte doch auch mal eine Meldung wert sein.
Wieso
sollte er das unterlassen? Entweder er meint es ehrlich oder er wahrt den Schein.
Die Frage ist
wem nützt dieser abscheuliche Mord und der Verdacht der augenscheinlich auf Putin fällt!?
Putin nützt es bestimmt nicht - (ohne ihn verteidigen zu wollen)!
Wem nützt es?
Es nützt Putin!
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