Peter Dutton tritt den Flüchtlingen nicht persönlich entgegen. Stattdessen schickte der australische Einwanderungsminister diese Woche eine Videobotschaft auf die Pazifikinsel Nauru. Sein Ziel: Er will die Menschen in dem Internierungslager, das Australien in dem winzigen Inselstaat betreibt, zur Abreise überreden. "Die Chance auf ein neues Leben liegt vor euch", sagt Dutton, der in dem Video im Anzug vor einer Bücherwand und einer australischen Flagge steht. Schon im nächsten Satz stellt er jedoch klar, dass diese Chance nicht in Australien liegt. Die "einzige Option" für die Flüchtlinge, ein dauerhaftes Zuhause zu finden, biete sich in Kambodscha, betont der Minister.
Eine im vergangenen Jahr abgeschlossene Vereinbarung zwischen den Regierungen in Canberra und Phnom Penh, in der sich Kambodscha verpflichtet, übersiedlungswillige Flüchtlinge aufzunehmen, ist der jüngste Versuch des australischen Premierministers Tony Abbott, die Verantwortung für Asylbewerber an andere Nationen abzuschieben. Schon jetzt hat sein Land rund 700 Flüchtlinge auf Nauru und fast 1.000 auf der Insel Manus in Papua-Neuguinea untergebracht. Das soll jedoch nur eine Zwischenlösung sein. In Kambodscha sieht Abbotts Regierung eine mögliche Endstation für die Bootsflüchtlinge aus Ländern wie Iran, Afghanistan, Pakistan und Sri Lanka.
Doch sein umstrittenes hartes Abwehrmodell, das der konservative Regierungschef
den Kollegen in Europa als Vorbild empfiehlt, hat mit erheblichen
Problemen zu kämpfen. In dem Lager auf Nauru –
einer winzigen Insel mit nur 10.000 Einwohnern, 4.500 Kilometer von der
australischen Küste entfernt –
protestieren Hunderte Flüchtlinge gegen schlechte Lebensbedingungen
und Misshandlungen. Und das Umzugsangebot nach Kambodscha will offenbar kaum jemand annehmen. Denn die Flüchtlinge, die eigentlich nach Australien wollten, fürchten, dass es
ihnen dort noch schlechter gehen würde. Nach Angaben der kambodschanischen Regierung hat sich trotz Duttons
Werbefilm in dieser Woche erst ein Flüchtling auf das angebotene Geschäft
eingelassen: Er verzichtet auf seine Asylansprüche
in Australien und bekommt dafür ein Aufenthaltsrecht in Kambodscha –
inklusive Eingliederungshilfe und einer einmaligen finanziellen
Unterstützung, die laut Medienberichten bis zu 12.000 US-Dollar betragen soll.
Auch für Kambodschas Regierung soll sich das Geschäft mit den Flüchtlingen lohnen: Zeitgleich mit der Aufnahmevereinbarung sicherte Australien zu, die Entwicklungshilfe für das südostasiatische Land um mehr als 30 Millionen US-Dollar für die kommenden vier Jahre zu erhöhen.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch kritisiert den Deal als Zahlung von "Blutgeld". Sie warnt davor, den Versprechen der Abbott-Regierung zu glauben. "Canberra versucht, die Flüchtlinge in die Irre zu führen", kommentiert Elaine Pearson, Australien-Direktorin der Organisation. Sie hält eine Übersiedlung entgegen der Darstellung des Einwanderungsministers für gefährlich.
In seiner Videoansprache lobt Minister Dutton Kambodscha als dynamisches Land, das vielfältige Arbeitsmöglichkeiten biete und zudem sicher und frei von politischer Verfolgung sei. Menschenrechtlerin Pearson hält dagegen, dass Australiens Regierung an anderer Stelle – in den Reisehinweisen des Außenministeriums – Kambodscha selbst äußerst kritisch sieht: Die Kriminalität sei weit verbreitet, und es komme immer wieder zu Übergriffen gegen Ausländer.
Auch die den internierten Flüchtlingen in Aussicht gestellten wirtschaftlichen Chancen scheinen kaum haltbar: Mit einem Pro-Kopf-Einkommen von rund 1.000 US-Dollar im Jahr gehört Kambodscha zu den ärmsten Ländern Asiens. Weil sie in ihrer Heimat keine Perspektive sehen, arbeiten Hunderttausende Kambodschaner – teils illegal – im benachbarten Thailand. Oppositionelle klagen derweil über Repressalien des seit drei Jahrzehnten autoritär herrschenden Machthabers Hun Sen. "Australien sollte endlich mit diesem Witz aufhören, so zu tun, als wäre Kambodscha für Flüchtlinge ein sicheres Land", meint Pearson.
Kommentare
Interessant.
Dieser ganze Artikel macht deutlich, dass es den "Flüchtlingen" nur um illegale Einwanderung in ein reiches Land geht. Australien macht es da völlig richtig und sagt einfach "Nein, das wollen wir nicht!".
Sinn...
"Dieser ganze Artikel macht deutlich, dass es den "Flüchtlingen" nur um illegale Einwanderung in ein reiches Land geht."
Da die Flüchtlinge (!) aus einem armen Land kommen, macht es schon aus überlebenstechnischen Gründen wenig Sinn, in ein ärmeres Land zu flüchten.
In wieweit eine illegale Handlung vorliegt, wird mit dem Asylverfahren entschieden. Sollte der Grund anerkannt werden, so ist die Flucht auf keinen Fall als illegal zu bezeichnen.
Was soll so ein "Journalismus" eigentlich?
Das ist doch pure Meinungsmache.
Und Kitsch dazu.
Anmerkung: Wir freuen uns über ein Mindestmaß an inhaltlicher Einlassung zum Thema. Die Redaktion/dj
schülerzeitung
hilfsausdruck
(wolf haas, brenner)
Den Australiern
gebührt Respekt für ihre Konsequenz, mit der sie die illegale Einwanderung unattraktiv machen.
Erst versuchen illegal fremdes Staatsgebiet zu betreten und dann noch protestieren: Unglaublich diese Dreistigkeit.
Wann endlich unsere Politiker begreifen, daß australische Variante "alternativlos" ist? Erst wenn es mehr Le Pens geben wird, und die um ihre warmen Sessel fürchten werden.
Flüchtlinge
betreten Territorium immer illegal, dass ist der Wesensinhalt einer Flucht.
Ausländerfeinde intressiert der Umstand allgemein halt nicht.
Australien hat völlig Recht!
Über die Geschicke der Australier hat nur einer zu bestimmen : der Australier!
Achso, geschichtsvergessen!
Was das schon immer so, wei?er Mann?