Die Duellanten stehen an Pulten, links Angela Merkel, rechts Frank-Walter Steinmeier. Die Kanzlerin trägt ein dunkelblaues Kostüm und hat eine orangefarbene Kette umgelegt, Steinmeier hat sich für einen schwarzen Anzug und eine rote Krawatte entschieden. Es geht in dem TV-Duell gleich zur Sache.
Zunächst darf der Herausforderer und Vizekanzler erklären, warum er Merkel aus dem Amt drängen will. Anschließend darf die Amtsinhaberin begründen, warum ihr Außenminister Steinmeier der schlechtere Kanzler wäre. Und als neunzig Minuten später das mit Spannung erwartete Fernsehduell zu Ende gegangen ist, die Kanzlerin und der Kanzlerkandidat ihre Schlussworte gesprochen und zur Wahl von CDU und CSU beziehungsweise SPD aufgerufen haben, da haben viele Millionen Fernsehzuschauer zwei Sieger gesehen und auch zwei Verlierer.
Steinmeier präsentiert sich in dem TV-Duell erstaunlich schlagkräftig, Merkel zunächst überraschend nervös. Doch letztlich gibt sich Merkel keine entscheidende Blöße und Steinmeier kann keine nachhaltigen Treffer setzen. Zumindest auf den ersten Blick scheint es nicht so, als habe das TV-Duell am Sonntagabend einem der beiden Teilnehmer einen entscheidenden Vorteil verschafft oder gar eine Trendwende herbeigeführt. Wirklich neue Erkenntnisse hat das Duell nicht gebracht.
Wenn überhaupt hat sich Steinmeier kleine Vorteile verschafft, denn auch ein Unentschieden ist für ihn schon ein Erfolg. Schließlich lagen er und die SPD zuletzt in allen Umfragen abgeschlagen hinter der Union und der Kanzlerin.
Es ist das einzige direkte Aufeinandertreffen der christdemokratischen Kanzlerin und des sozialdemokratischen Kanzlerkandidaten im Wahlkampf. Die Ausgangsposition bei diesem Fernsehduell 14 Tage vor der Bundestagswahl am 27. September ist klar. Steinmeier muss angreifen, Merkel kann abwarten. Der Kandidat muss Akzente setzen, die Kanzlerin kann auf ihren Amtsbonus vertrauen.
Steinmeier weiß dies und sucht sofort die Offensive. Gleich zu Beginn der Senndung erklärt er, Merkel spreche hier nicht als Kanzlerin der Großen Koalition, sondern als Kandidatin von Schwarz-Gelb, mehrfach warnt er vor einer Regierung von Union und FDP und zieht über das schwarz-gelbe Lager her. Merkel hingegen wirbt zwar für eine andere Regierung, spricht auch vom möglichen Koalitionspartner FDP. Aber vor allem will sie, dass die Union stärker wird und sie plädiert für stabile politische Verhältnisse. Einem klaren Bekenntnis zu den Liberalen weicht sie aus.
Es ist das Grundmuster, das sich durch das ganze TV-Duell zieht, Steinmeier versucht zu attackieren, Merkel kann parieren. Häufiger als erwartet kommt es zum direkten Schlagabtausch zwischen den beiden. Beim Thema Mindestlohn zum Beispiel, beim Thema Atomkraft und auch beim Thema Managergehälter. Ein Glaubwürdigkeitsproblem wirft Steinmeier CDU und FDP vor, weil sie Steuersenkungen versprechen, die nicht bezahlbar seien. Merkel bezweifelt im Gegenzug Steinmeiers Absage an eine Koalition mit der Linkspartei.
Kommentare
Komme grad von Gysi
War eben beim Forum-Gysi bei der Berliner Zeitung - die Tastatur ein Novum wegen dem Saufen, dashalb entschuldigt. Gysi mit Witz und scheinbarer Kompetenz dabei. Sicherheitsmassnamen: null. Wie jeder Politiker versucht er etwas zwischen Realpolitik und Enterntainment zu bringen. Die Leute lachen - gute Unterhaltung. Hauptsache gleich pissen und das nächste Bier ordern...
Moderatorenwahl vor Buntestagswahl!
Für was braucht man neun Kameras, vier Moderatoren und eine eigens angefertigte Kulisse?
Mir schienen die Moderatoren nicht keck, sondern störend! Sie haben eher den Fluss aus der Sendung genommen und eine Atmosphäre erzeugt, in der ich das Gefühl hatte, das Duell findet zwischen den Kandidaten und den Moderatoren statt!
Warum muss man den Kandidaten immer ins Wort fallen, was sollen Fragen über die Benotung der Gerechtigkeit? Wie sinnlos ist der andauernde Verweis auf die Redezeit! Sie können gerne noch etwas sagen, aber auf die Kosten ihrer Redezeit...
Um zu versuchen, eine Konfrontation bei heiklen Fragen zu erzwingen. Von selbst hat Frau Merkel daran kein Interesse und Steinmeier ist nicht in der Lage, sie allein zu erzeugen.
Was sagt die FDP zu dem Ganzen?
Das Fernsehduell war recht deutlich, und in weiten Bereichen auch unmissverständlich. Was Herr Seils hier als "Längen"/Langweile bezeichnet, waren einfach Bereiche in denen mehr oder weniger vernünftige Politk gemacht wurde. Bereiche in denen beide Kandidaten wohl zu anständig wahren um hier die Wahrheit zu verzerren und den Versuch zu starten billige Punkte zu machen.
Fortsetzung(1)
Interessanter sind die Aussagen, die getroffen worden sind. Gerade Frau Merkel hat, in Ermangelung eines eigenen Programms, fast allen Aussagen des Herrn Steinmeiers zugestimmt. Noch interessanter ist, dass sie sich in einigen Bereichen auf Aktionen festgelegt hat, die sozialistischer erscheinen, als alle Aussagen auf die sich Steinmeier. Die wirkliche Aufgabe wäre dies einmal zu analysieren und es mit dem FDP Programm abzugleichen. Ein guter Teil von Merkels Aussage klang nach: " Klar sind wir uns bewusst, dass wir einen Pakt mit dem neoliberalen Teufel eingehen, aber wählt CDU, damit wir deren Einfluss möglichst gering halten können" - Ich bin mir relativ sicher, dass Merkle wahrschienlich eine extrem gute SPD Kanzlerin geworden wäre; auch in der Linken wäre sie nicht fehl am Platz; aber ihre Einschätzung haben einfach rein gar nichts mit einer konservativen Partei zu tun. Ich finde es schade mit anzuschauen, wie eine Frau, die ihr Herz im Prinzip am rechten Platz hat nur deswegen scheitert, weil sie zum falschen Zeitpunkt in die falsche Partei eingetreten ist.
Wir haben heute 2x ein starkes Plädoyer für die von Herrn Steinmeier propagierte Politik bekommen. Hätte ich Merkel anstatt Steinmeier leiber als SPD-Vorsitzende und Steinmeier als das Gehirn im Hintergrund?
Keine Frage, natürlich! Aber Merkel im Vordergrund und Westerwelle als die treibende Kraft macht mir Angst.