Die CDU hadert mit ihrer inhaltlichen Ausrichtung, nachdem sie am Sonntag bei einer Wahl in einer Großstadt – neuer Stuttgarter Oberbürgermeister ist der Grüne Fritz Kuhn – eine Niederlage einstecken musste. Die Erneuerer in der Partei plädieren für eine moderne CDU, die die Themen Ökologie, Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie Mindestlohn und Frauenquote nicht den Grünen überlassen sollte.
Prominentester Fürsprecher dieser Linie ist der frühere CDU-Generalsekretär Heiner Geißler , der eine grundlegende Erneuerung und Ausrichtung seiner Partei auf die Linie der Vorsitzenden und Kanzlerin Angela Merkel einforderte. "Ihr Kurs, die CDU als eine moderne Volkspartei zu präsentieren, ist absolut richtig", sagte er den Ruhr Nachrichten . Aber: "Es gibt immer noch zu viele konservativ-neoliberale Kräfte, die altmodischen Positionen nachhängen."
Als Beispiel nannte Geißler ein "antiquiertes Familien- und Frauenbild", die "ständige Kritik an der Energiewende und der europäischen politischen Einigung" und "eine marktradikale Wirtschaftspolitik". Damit könne eine Volkspartei nicht erfolgreich sein. Der Widerstand gegen Frauenquote und Mindestlohn müsse endlich beendet werden. "Die CDU muss sich in den ökologischen und sozialen Fragen deutlich von der FDP distanzieren, sonst wird sie in den Abwärtssog der FDP hineingezogen."
Widerspruch kommt von Wolfgang Bosbach. "Ich warne davor, dass wir uns in eine Union für die Metropole und eine ländliche Union auseinanderdividieren lassen", sagte der CDU-Innenpolitiker den Stuttgarter Nachrichten und warnte seine Partei davor, sich bei den Grünen-Wählern anzubiedern . "Die Union wäre gut beraten, nach dem Ergebnis in Stuttgart keine grünen Fantasien zu pflegen." Die Union müsse sich treu bleiben und auf der Suche nach dem Wechselwähler den Stammwähler nicht vergessen. "Die Bürger wählen das Original, nicht das Plagiat."
Ähnlich äußerte sich der nordrhein-westfälische CDU-Vorsitzende Armin Laschet. "Den Grünen nachzulaufen, wäre der falsche Weg", sagte er der Bild -Zeitung . "Die Grünen in Baden-Württemberg tarnen sich als Schwarze, deshalb muss die Union wieder mehr um bürgerliche Wähler kämpfen."
Dagegen bemängelte der Stuttgarter Fraktionschef Peter Hauk: "Die CDU wird zu stark mit einem konservativen Profil verbunden." Um Wähler in Großstädten wieder besser zu erreichen, müsse die Union viel mehr auf den gesellschaftlichen Wandel eingehen. "Die CDU muss endlich die Wandlung zur Volkspartei des 21. Jahrhunderts vollziehen", sagte Hauk. Im Schatten der Euro-Krise habe die Bundespartei hier zwei Jahre verloren. "Gesellschaftliche Projekte sind auf der Strecke geblieben."
Auch Sebastian Turner, bei der Stuttgarter OB-Wahl unterlegener CDU-Kandidat, fordert von den Christdemokraten mehr Anstrengungen für die Menschen in Städten. Der Tageszeitung Die Welt sagte er: "Die Themen, die für Städter von Bedeutung sind, müssen vorne ins Schaufenster. Sie können in Stuttgart am Wahlstand noch so oft 'Kita' sagen, wenn die Wähler in der Tagesschau immer nur 'Betreuungsgeld' hören."
Kommentare
die waehlerstruktur
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Der Kommentar auf den Sie kritisch Bezug nehmen, wurde mittlerweile entfernt. Danke, die Redaktion/kvk
Dieser Mann ist in seiner Pauschalierung einem Indianerhäuptling gleich zu setzen, der mit Büffeljagd und Kampf groß und wohlständig geworden ist und seinem Nachwuchs empfiehlt, Gemüse anzubauen und alles zu tun was andere, möglicherweise Stärkere, sagen.
Nur weil Herr Geißler eine hochgedrehte Modernität pflegt,
hören CDU/CSU doch nicht auf, konservative Parteien zu sein.
Und das ist übrigens auch gut so, wohin möchte Herr Geißler die "zu vielen" konservativen Kräfte im Lande und in der Partei denn verschieben? Unter die Rubrik "Rechte" etwa?
Und wieder wird Ursache und Wirkung verdreht.
Komisch nur, dass die CDU ihre größten Erfolge hatte, als sie zu Zeiten von Rot-Grün im Bund mit einer klaren Kante gegen Links angetreten war. Auch im städtischen Bereich. Ist noch gar nicht so lange her. So sehr kann sich "die Gesellschaft" in den paar Jahren auch gar nicht gewandelt haben.
Ich gehe eher davon aus, die heutige Merkel-CDU hat mit ihrem öko-sozialistischen und multikulturell-feministischen Kurs erfolgreich einen sehr großen Teil der Leute ins Lager der Nichtwähler vergrault, die sie vor einigen Jahren für das Gegenteil gewählt haben und ansonsten auch heute noch gerne gewählt hätten. Während diejenigen, die genau darauf stehen, immer noch das links-grüne Original wählen.
[...] Entfernt. Bitte belegen Sie Ihre Behauptungen mit entsprechenden Quellen und Argumenten. Danke. Die Redaktion/kvk.
What!?!
"Ich gehe eher davon aus, die heutige Merkel-CDU hat mit ihrem öko-sozialistischen und multikulturell-feministischen Kurs erfolgreich einen sehr großen Teil der Leute ins Lager der Nichtwähler vergrault, die sie vor einigen Jahren für das Gegenteil gewählt haben (...)"
Wo sehen Sie denn bitte in der aktuellen Regierungspolitik einen "öko-sozialistischen und multikuturell-feministischen Kurs"?
[...] Gekürzt. Bitte verzichten Sie auf unsachliche Polemik. Danke. Die Redaktion/kvk