Bundesverteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) hält Bundeswehrsoldaten für süchtig nach Wertschätzung. Etliche Soldaten glaubten, dass sie viel weniger anerkannt würden, als es in Wirklichkeit der Fall sei, sagte de Maizière der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung .
"Sie haben den verständlichen, aber oft übertriebenen Wunsch nach Wertschätzung. Sie sind vielleicht geradezu süchtig danach", sagte de Maizière. Er forderte die Soldaten auf: "Hört einfach auf, dauernd nach Anerkennung zu gieren."
Der Vorsitzende des Bundeswehrverbandes, Ulrich Kirsch , bezeichnete die Äußerungen des Ministers als enttäuschend und unangemessen. "Deutsche Soldaten gieren nicht. Weder nach Anerkennung, noch nach sonst irgendetwas", sagte er. Sollten die Soldaten ein größeres Bedürfnis nach Respekt und Wahrnehmung haben, dann liege das daran, dass sie viel zu lange viel zu wenig davon bekommen hätten. "Tatsache ist doch, dass die Bundeswehr nie ein geliebtes Kind der Demokratie war", sagte Kirsch der Zeitung.
Bevölkerung hält Bundeswehr für vertrauenswürdig
In der Bevölkerung ist das Image der Bundeswehr dagegen nach wie vor gut. Im Vertrauensindex 2011 der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) liegt das Militär auf Platz sieben der angesehenen Berufe. Laut Index halten 79 Prozent der Befragten die Bundeswehr für vertrauenswürdig, allerdings ist der Wert leicht niedriger als im Vorjahr (82 Prozent). Auf Platz eins der beliebten Berufe liegen Feuerwehrkräfte und Ärzte.
Die Diskussion über die Rolle der Bundeswehr und deren Anerkennung in der Gesellschaft kommt immer wieder auf. Politiker vermieden lange das Wort Krieg, wenn sie über den Einsatz in Afghanistan sprachen – vielmehr redeten sie von einem Kampfeinsatz.
Zustimmung für Afghanistan-Einsatz nimmt ab
Mit diesem Tabu brach erstmals de Maizières Amtsvorgänger Karl-Theodor zu Guttenberg . "Ich will ganz offen sein: In Teilen Afghanistans gibt es fraglos kriegsähnliche Zustände", sagte er damals . Ein Soldat habe kein Verständnis für notwendige juristische, akademische oder semantische Feinsinnigkeiten, erläuterte der damalige Verteidigungsminister Guttenberg im Mai 2010. Er verstehe jeden Soldaten, der sage, in Afghanistan sei Krieg.
Die Zustimmung für den Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr ist derweil auf einen Tiefpunkt gesunken. Laut einer Umfrage des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Bundeswehr lehnt jeder zweite Bundesbürger den Einsatz ab, wie die Zeitung Die Welt berichtete . Demnach stehen nur noch 38 Prozent der Bürger hinter dem Einsatz.
Kommentare
Süchte
Soldaten sind also "wertschätzungssüchtig"?
...und der Bürger ist "glückssüchtig"!
Die Begrifflichkeit "Sucht" scheint in der Politik recht beliebt zu sein?
Thomas de Maizière erhebt Suchtvorwürfe im "Höhenrausch"
Zivil-Bürgern und Soldaten zu unterstellen, sie seien glücks-, wertschätzungs- anerkennungsgierig u.dgl. mehr, machen sich direkt verdächtig ihre eigene Machtgeilheit und -besoffenheit von sich auf andere zu projizieren.
Es ist ein psychologisches Faktum, dass Politiker nicht nur hochgradig suchtgefährdet, sondern selbst Süchtige sind, wie Betroffene bekennen:
Claudia Roth: "Ich bin ein Politjunkie" (Tagesspiegel-Interview)
Seehofer: "In gewisser Weise ist die Arbeit in der Politik schon ein Suchtfaktor."
Wolfgang Schäuble:
"Dass er auf das Rednerpult des Bundestags, das Aktenwälzen und Strippenziehen in Ausschüssen, das Entscheiden in der Fraktion oder später in Helmut Kohls und Angela Merkels Kabinetten im Grunde von allem Anfang an süchtig war,
belegt allein der Umstand, dass er seiner resistenten Frau 1972 offenbar erfolgreich plausibel machen konnte, er werde ja eh nicht gewählt, also könne er, weiland junger Regierungsrat beim Finanzamt in Freiburg, es zur Abwechslung doch mal als Kandidat versuchen."
http://www.faz.net/aktuel...
In seinem Buch
"Höhenrausch. Die wirklichkeitsleere Welt der Politiker"
ist der deutsche Historiker und langjährige Spiegel-Autor Jürgen Leinemann diesem Phänomen unserer politischen Akteure nachgegangen.
(Rezension in: http://www.aurora-magazin...)
Keiner hat uns lieb
Warum auch? Wieso sollte ich als friedliebender Mensch das Militär mögen? Ist das nicht ein bisschen zu viel verlangt? Wäre die Bundeswehr - wie ursprünglich vom Grundgesetz vorgesehen - auch heute noch eine reine Verteidigungsarmee, so fiele es mir viel leichter Anerkennung für Soldaten zu zollen. Aber heute geht es um's Krieg spielen, um's Mitmischen, das ganz große Rad drehen - und dafür habe ich nur Verachtung übrig.
" ,,, auch heute noch eine reine Verteidigungsarmee ... "
Als ehemaliger Angehöriger einer damals noch reinen Verteidigungsarmeehabe ich dafür Verständnis. Ich persönlich bedauere es, dass die heutige Organisation immer noch denselben Namen trägt - es ist Verwechselungsgefahr gegeben.
Hat De Maizière keine Berater...
... die ihn schulen damit uns seine hobbypsychologischen/philosophischen Geistesblitze erspart bleiben?
"Ich würde mir wünschen, dass es mehr Interesse für das Unbekannte gibt als Sehnsucht nach dem Hotel Mama"
"Ethisch ist eine Waffe stets als neutral zu betrachten"
"Sie haben den verständlichen, aber oft übertriebenen Wunsch nach Wertschätzung. Sie sind vielleicht geradezu süchtig danach"
"Das war unsensibel" (MAD-Affäre)
Von de Maizière halte ich gar nichts mehr.
Er ist jetzt wiederholt mit negativen Aussagen über seine Soldaten aufgefallen.
Selbstverständlich haben die Soldaten ein Recht auf Anerkennung für ihren undankbaren Job. Ich bin der Ansicht, dass sie davon tatsächlich viel zu wenig bekommen.
noch mal im detail
wer soll denen für was danken?