Es ist trostlos und wunderschön. Öde Heidelandschaften, stinkende Torfmoore, Grau in allen Schattierungen bis zum Horizont und dazu störrisch-stoische Ureinwohner. Es gibt wohl kaum eine Gegend in Norddeutschland, die den Besucher melancholischer stimmt als das Emsland.
Wer nicht zwischen Papenburg, Meppen und Lingen geboren wurde, wird hier selten heimisch werden. Vielleicht hat das Emsland deshalb keine Karriere als Touristen-Gegend gemacht? Nur ganz selten verguckt sich jemand in diesen Landstrich. Einer von ihnen ist der Journalist Gerhard Kromschröder .
In den sechziger Jahren begann der ehemalige Stern -Reporter seine Laufbahn bei der Ems-Zeitung . Wirklich warm wurden die Emsländer aber nie mit ihm. Kromschröder eckte an, stellte unangenehme Fragen nach den Moorlagern der Nazizeit. Seine Recherchen waren ein Skandal. Und trotzdem liebte er die Gegend, zog mit der Kamera durchs Moor, über Wiesen und Heidefelder. Er hielt die spröde Schönheit in Schwarz-Weiß fest. Die Bilder kann man im Buch Emsland Schwarz-Weiß anschauen.
Ende der Sechziger verließ er die Region, ging nach Frankfurt zum Satiremagazin Pardon , wo er gemeinsam mit Günther Wallraff die Undercover-Recherche entwickelte. Später wechselte Kromschröder zum Hamburger Nachrichtenmagazin stern , machte als Reporter und Kriegsberichterstatter Karriere. Seine Bilder vom ersten Golfkrieg 1991 aus Bagdad gingen um die Welt.
Das Emsland hat Kromschröder nicht vergessen. Immer wieder kehrte er in die Region zurück, unternahm Ausflüge mit der Kamera – auch wenn es außer Schützenvereinen, Schafsherden und Schrottplätzen wenig zu sehen gab.
Im vergangenen Jahr hat sich der mittlerweile 70-Jährige erneut ins Emsland aufgemacht – wieder mit seiner Kamera und dem Auge für das, was auf den ersten Blick ohne Belange ist: leere Gebäude, geschlossene Imbisse, verlassene Häuser. Den skeptischen Einwohnern fiel er allerdings auf. Am 8. September 2010 meldete eine Emsländerin den Fremden aus Hamburg bei der Lingener Polizei. Und weil am 29. Juni 2010 die Emsländische Volksbank überfallen und ausgeraubt wurde, geriet er in dringenden Tatverdacht: Er hatte in der Nähe Fotos gemacht!
Aus denen ist das wunderbar ironische Fotobuch Expeditionen ins Emsland entstanden, Kromschröders ganz eigene humorvolle Liebeserklärung an die Region. Ausgewählt und arrangiert hat der Journalist seine Bilder gemeinsam mit Jens Kaiser. Zusammen haben sie die Eindrücke aus der Einsamkeit liebevoll gegenüberstellt: ein verrottender Panzer auf einer Wiese und daneben die Aufnahme eines Schrottplatzes, beispielsweise. Oder eine Gruppe Schützen in grünen Trachten nebst geschlossenen Kirmesbuden für Freizeitschützen. Kromschröders Bilder erzählen ganze Geschichten aus Deutschlands tiefstem Nordwesten. Diese liegen manchmal in Pfützen. Oder in Treckerfurchen.
Kommentare
EINE FRECHHEIT!
LIEBESERKLÄRUNG - DAS ICH NICHT LACHE!!
FAKTEN:
-Arbeitslosenquote liegt bei 3,2 %
-große Unternehmen mit Sitz im Emsland: Krone Fahrzeugwerke,
Nordland Papierfabrik, Meyer-Werft, Enercon etc...
-einer der führende Landkreise in Deutschland für alternative Energien (nicht nur Biogas)
-viele Mitbürger kommen aus NRW oder den Niederlanden ins Emsland und leben hier sehr zufrieden
- fast 1,5 Millionen Übernachtungen im Jahr, inzwischen schon weit über die eigenen Grenzen hinaus bekannt
-der LK Emsland ist einer der geburtenstärksten Landkreise in Deutschland - Emsland = Kinderland
-die heutige Generation hat keine Berührungsängste mit dem KZ Esterwegen, in diesem Jahr wurde gerade eine neue Gedenkstätte eingeweiht
-als einer von insgesamt drei Landkreisen in Niedersachsen ist der Landkreis Emsland Ende 2010 offiziell durch die Niedersächsische Ministerin für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration Aygül Özkan zur „Zukunftsregion Gesundheit“ ausgerufen worden
Herr Kromschröder sollte sich mal fragen, warum er mit den (UR-)Einwohnern immer in Konflikte geraten ist. Es wird schon seinen Grund haben.
Auf das Fotobuch kann ich gern verzichten, denn es zeigt nicht das wahre Emsland.
da möchte ich den herausgebern dieses bildbandes meine diplom
arbeit ans herz legen: www.madleenpfoertner.de/h...
Sehr verzerrend...
"[...]leere Gebäude, geschlossene Imbisse, verlassene Häuser."
Diese Beschreibung erweckt den Eindruck, dass das Emsland von Landflucht, Wegzug der Jugend und Bevölkerungsrückgang gekennzeichnet sei, wie in Gebieten der ehemaligen DDR. Das GEGENTEIL ist der Fall: In wenigen Regionen Deutschlands dürfte es so ausgedehnte Neubaugebiete geben wie im Emsland. Ich kenne kein Dorf, welches in den letzten zehn Jahren geschrumpft ist. Die Bevölkerungsprognose liegt bei +4,2% bis 2030. Im Emsland ist Zug drin - diese Region ist nicht auf dem Abstellgleis, sondern auf der Überholspur!
Hier der Beleg
Ganz im Nordwesten, der große, grüne Fleck - Das ist das Emsland.
http://www.spiegel.de/fla...
Falscher Eindruck
Ich wohne in NRW und habe beruflich oft im Emsland zu tun. Den im Artikel erweckten Eindruck kann ich ganz und garnicht bestätigen; im Gegenteil erlebe ich die Bewohner des Emslandes immmer als aufgeschlossen und außerordenlich freundlich....als Rheinländer tue ich mit den Emsländern deutlich leichter als z.B. mit Ostwestfalen oder Hannoveranern...vielleicht weil im Emsland auch Karneval gefeiert wird? :-)