Das Erfolgsprodukt Champions League erlebt ein Jubiläum. Vor zwanzig Jahren wurde sie ins Leben gerufen, zu einer Zeit, in der der deutsche Fußball den Anschluss an die Weltspitze verlor. Kein Wunder, dass deutsche Teams den bedeutendsten Wettbewerb des Vereinsfußballs selten geprägt haben.
Zwar gewannen zwei Bundesligisten den Titel, Borussia Dortmund 1997 und Bayern München 2001. Doch es waren andere Vereine, die wegen ihres Stils in Erinnerung bleiben: in den frühen neunziger Jahren Ajax Amsterdam und der AC Mailand mit systematischem Offensiv- sowie Juventus Turin mit systematischem Defensivfußball; Manchester United, das um die Jahrhundertwende mit wuchtigem Angriffsfußball begeisterte; und der FC Barcelona, der die Konkurrenz seit fünf Jahren mit seinen Kurzpässen dominiert.
Die stärkste deutsche Phase, die der Bayern vor rund zehn Jahren, war das Werk Ottmar Hitzfelds, der schon Dortmund zum Titel geführt hatte. Doch Bayern wie Dortmund zehrten weniger von der Spielidee des Trainers, sondern von seinem sehr geschicktem Umgang mit Führungsspielern.
Am ehesten gefielen die Leverkusener, die 2002 ein herausragendes Jahr erwischten und mit Michael Ballack überraschend ins Finale stürmten. In den Jahren darauf jedoch verhob sich Bayer an der Champions League, stieg darauf fast aus der ersten Liga ab. Ähnlich erging es Dortmund. Andere deutsche Vertreter, etwa Hamburg, Stuttgart, Bremen und Wolfsburg, blieben weitgehend blass.
Die jüngsten Vorstöße, Schalkes Halbfinalteilnahme in diesem Jahr und Bayerns Finaleinzug ein Jahr zuvor, schienen eher der Gunst der Stunde zu verdanken, die einem in einem K.-o.-Wettbewerb zufliegen kann. Oder waren das Vorläufer einer Wende?
Wenn nicht alles täuscht, haben sich die Verhältnisse zugunsten Deutschlands geändert. In Italien schwächeln die Großen, weil die Liga an Geldnot, Zuschauerverlust und einem ständigen Manipulationsverdacht leidet. Die Serie A verliert ab dem kommenden Jahr einen Startplatz an die Bundesliga. In Spanien haben alle Vereine den Anschluss an Barcelona und Madrid verloren. England schickt nur einen Favoriten, Manchester United, ins Rennen, auch wenn der Lokalrivale City dank der Millionen eines Scheichs wettbewerbsfähig geworden ist.
Kommentare
Für mich...
... können wir auch ohne große Titel stolz auf die Bundesliga sein. Sie hat die besten Stadien, die fairsten Ticketpreise und ist die einzige der großen Ligen, in denen sportlicher Erfolg in einem angemessenen Verhältnis zum wirtschaftlichen Erfolg steht.
Ich bin kein Bayern Fan, sondern Schwarz-Gelb von ganzem Herzen, aber die Bayern haben 2001 den Titel geholt und pechschwarze Zahlen geschrieben. Die folgenden Titelträger haben das - so weit ich weiß - nicht mal im Ansatz erreicht. Man denke z.B. an Inter.
Das sollte man, denke ich, immer berücksichtigen.
In spätestens 5 Jahren wird - Financial Fair-Play hin oder her -die Bundesliga die einzige große Liga sein, die ohne Scheichs und dergleichen aufrecht erhalten werden kann. Es sei denn, sie wird von der UEFA dazu verpflichtet, einen Rettungsfonds für C. Ronaldo und Konsorten zu gründen.
Ich freue mich auf heute Abend. Auf geht's Borussia!!!
Nailed it!
Ein wunderschöner und absolut zutreffender Kommentar, den man so unterschreiben kann! Auf geht's Borussia heute Abend. Ich bin froh, Fan einer tollen Mannschaft in der deutschen Bundesliga zu sein. Als gebürtiger Amerikaner und ab und an in London Lebender weiß ich unsere Liga noch viel mehr zu schätzen.
zahnloser Tiger
Das "Financial Fair Play" der UEFA wäre nur dann wirklich wirklungsvoll, wenn festgelegt wäre, dass die Einnahmen eines Vereins (welche nicht unter seinen Ausgaben liegen dürfen) aus dem direkten "Spielbetreib", also Sponsoring, Eintrittsgeldern, Merchandise, TV-Vermarktung und Transfererlösen kommen müssten.
Wenn Real Madrid plant, neben sein Stadion auf das Vereinsgelände an der teuersten Straße Spaniens ("La Castellana") ein Business-Center mit 5-Sterne-Hotel zu bauen, dass jährlich bis zu 100 Mio € abwerfen soll, wäre dies (ungeachtet der Luftbuchungen, die hier innewohnen können) eine prima Methode, das Fair Play zu umgehen.
Die Besitzer von ManCity, Chelsea und Konsorten kaufen einmalig fußballfremde Immobilien jeglicher Art, überschreiben diese ihren Vereinen, und können dann weiterhin unkontrolliert den Verein über diese Objekte so viel einnehmen lassen, wie er benötigt.
Nur, wenn derartige, ja, Geldwäsche ausdrücklich NICHT als Einnahmen im Financial Fair Play berücksichtigt wird, hat dieses überhaup einen Sinn. Sonst kann man es eigentlich auch gleich bleiben lassen.
Was für ein irrsinn den die UEFA da verzapft
heute sah ich einen Beitrag, was Dortmund veranstalten musste um die Heimspiele ausrichten zu können.
Die Herren Funktionäre der UEFA werden immer größenwahnsinniger in ihrem Anspruch.
Mal Hü mal Hott
Ich kann mich noch ganz genau an einen Artikel auf ZEIT Online von vor ein paar Monaten erinnern. Leider finde ich ihn nicht auf die Schnelle. In diesem Artikel ging es um den Niedergang der Bundesliga auf dem internationalen Parkett. Und nun dieser Artikel. Qualitätsjournalismus halt.
Lach!!!
Ich habe ihn doch noch gefunden.
http://www.zeit.de/sport/...
Autor: Oliver Fritsch (!)