Wenn der Fußball große Oper ist, dann ist Hertha BSC Seifenoper. Von den vielen kleinen und mittleren Dramen, die an jedem Bundesligaspieltag aufgeführt werden, passiert das seifigste derzeit in Berlin .
Erst entlässt Hertha einen Trainer, der dem Vereinsmanager Lüge vorwirft und der wiederum ihm. Dann kommt ein neuer Trainer und wird nach fünf Spielen wieder gefeuert. Obendrein belagern mehrere hundert Menschen das Trainingsgelände, die mit Hertha endlich wieder siegen wollen und vielleicht nicht verlieren können.
Warum eigentlich immer Hertha? Im Fußball, das liegt in seiner Seele, kann alles auch ganz anders ausgehen. Gegen Mönchengladbach im Pokalspiel erhielt ein Berliner umstritten die Rote Karte, in Stuttgart hätte am Samstag das Führungstor für den VfB auch aberkannt werden können. Bedauerlich, das stimmt, und dennoch scheinen sich Pech und Unglück Hertha nicht zufällig als Opfer ausgesucht zu haben.
Ein Fußball-Bundesligaclub lebt in und mit seiner Stadt. Welche Einflüsse er von außen aufnimmt, das hat er zu einem Teil selbst in der Hand. In Berlin ist das besonders schwer, weil die Stadt größer und vielseitiger ist als alle anderen der Republik. Aber bei Hertha BSC hat man den Eindruck, dass sich der Club aus diesen vielen Berlins selten das Beste heraussucht. Da kann wirklich Pech dabei sein oder fehlendes Geschick. Oder auch eine falsche Einschätzung.
Das Offene, Einladende, Fantasievolle, Experimentelle findet nicht bei Hertha statt, und, was im Sport nun einmal das Entscheidende ist, auch nicht das Erfolgreiche. Möglich, dass der Vergleich etwas ungerecht ist, aber in zehn Tagen Berlinale werden mehr gute Nachrichten über die Stadt verbreitet als in einer ganzen Bundesligasaison von Hertha BSC.
Es gab ein Zwischenspiel mit Trainer Lucien Favre , der mit lustigem französisch-gefärbten Singsang seine Spielphilosophie erzählte und mit einer furios aufspielenden Mannschaft nur knapp einen ganz großen Erfolg für Hertha verfehlte. Dann lief es auf einmal nicht mehr, und jetzt zeigt er eben mit Borussia Mönchengladbach, was er alles kann.
Kommentare
Warum niemals Hertha?
Bei Ihrer Generalabrechnung fehlt ein ganz entscheidender Name: Dieter Hoeneß!
Dem hat Hertha nicht alle, aber viele der heutigen Probleme zu verdanken.
Und man muss fragen, warum viele strittige Szenen oftmals gegen Hertha gepfiffen werden. Vor allem in der Abstiegssaison, aber auch ganz aktuell.
Ich glaube nicht, dass Hertha noch nicht in Berlin angekommen ist, sondern eher die überregionale Presse- und Schiedsrichterlandschaft.
Quark...
Mit Hoeness wäre Hertha nie abgestiegen. Was nicht heißt, daß er völlig frei von Verantwortung wäre.
Favre hat aber meines erachtens einen wesentlich größeren Anteil am damaligen Abstieg, als Hoeness, weil er u.a. Leute wie Pantelic ziehen ließ, bzw. rausekelte und keinen adäquaten Ersatz nachholte.
Für den kommenden Absteig in diesem Jahr sind letztendlich Preetz und Babbel verantwortlich. Sie haben eine nichtbundesligataugliche Mannschaft zusammengestellt.
Babbel wußte das. Ihm war auch bewußt, das Hertha in der Hinrunde am obersten Limit gespielt hat. Deshalb hat er auch im Winter das Weite gesucht, als Hopp ihm den Posten in Hoffenheim anbot.
Und plötzlich lief es nicht mehr?
Als unter Lucien Favre der sportliche Einbruch kam hatte man ihm in der vorangegangenen Transferperiode sein komplettes Team zerpflückt. Voronin, Pantelic und Simunic waren allesamt Leistungsträger und "plötzlich" waren sie nicht mehr da. Das kann schonmal unangenehme Folgen für ein Team haben.
@eurohans
Die Schiedsrichterlandschaft hier in die Pflicht zu nehmen halte ich für ein schwaches Argument, das jedes Jahr vom ein oder anderen Abstiegskandidaten gebracht wird um eigene Niederlagen zu begründen. Speziell die Szene im DFB-Pokal letzte Woche...das kann schonmal so passsieren, fragen Sie mal bei de Camargo nach (letzte Saison auf St. Pauli, dort hat er dieses Verhalten sozusagen beigebracht bekommen) Auch überzogene Ansprüche in der Presse dürfen nicht gelten. Andere Vereine haben auch schwierige Presse im Umfeld und kommen dennoch zurecht.
Wahrheit über das Ende von Babbel
Leider wird die in allen Berliner Redaktionen bekannte Wahrheit über den Grund der Entlassung geschwiegen. Herr Babbel hatte den Verein durch sein Verhältnis zu der Sekretärin von Herrn Gegenbauer in arge Bedrängnis gebraucht. Dies führte auch zum Bruch der Freundschaft und des Vertrauens mit Herrn Preetz. Es trägt also Herr Babbel einen großen Teil der Verantwortung für die jetzige Situation.
Wie anderswo schon ausgeführt, darf man gespannt sein,
wer sich als nächster Trainer die Hertha "antut". Denn die Hertha hat derzeit, außer einem allenfalls drittklassigen Management und somit fehlender sportlicher sowie wirtschaftlicher Perspektive , eigentlich nichts zu bieten. Für diesen wenig attraktiven Job wird sich daher wohl kaum so schnell ein vernünftiger Trainer finden lassen , höchsten einer, bei dem die baldige Beendigung seiner Langzeitarbeitslosigkeit höchste Priorität hat.
Wie auch immer, jedem Nachfolger von Skibbe ist zu wünschen, dass er zur Mannschaft passt und der Abstieg vermieden werden kann.
Langfristig betrachtet wäre jedoch der gebeutelten Hertha endlich ein fähiges Management mit Bodenhaftung zu gönnen, das den traditionsreichen Hauptstadtverein mit Geschick und Weitblick aus der finanziellen Krise in eine sportlich aussichtsreiche Zukunft führen kann. Wie es geht , und dass es gehen kann, haben andere Vereine( z.B. Dortmund) bewiesen