Es kann nur besser werden. Diesen Spruch hat man zuletzt oft gehört, wenn es um die Fifa ging. Der Weltfußballverband ist zum Synonym der Gier geworden. Spektakuläre Verhaftungen von Fußballbossen gehören inzwischen zum Vorprogramm ihrer Zusammenkünfte. Es kam heraus, so gut wie jede Weltmeisterschaft der letzten Jahrzehnte wurde verschoben. Dann trat Sepp Blatter, der die Korruption jahrzehntelang geschehen ließ, nach Skandalen gigantischen Ausmaßes im Juni des Vorjahres endlich zurück. Endlich ein Neuanfang! Das versprachen zumindest diejenigen, die die Fifa übernehmen wollten.
Die Fifa ist das beste Beispiel dafür, dass man auf Sprüche nicht viel geben sollte. Nichts wird besser bei ihr. Es könnte sogar alles noch viel schlimmer kommen, zumindest wenn einer der zwei Favoriten auf dem Kongress am Freitag in Zürich die Wahl gewinnt. Dann könnte selbst die Strukturreform verpuffen, über die die Delegierten auch abstimmen werden.
Einer der Favoriten ist der Schweizer Gianni Infantino, er ist der Kandidat der Europäer. Der Uefa-Generalsekretär ist für den gesperrten Michel Platini eingesprungen. Man kennt ihn mit den Kugeln, er ist für die Auslosung im Europapokal verantwortlich. Er gilt als Mann des Systems und Platzhalter für Platini.
Foltervorwürfe gegen einen Kandidaten
Unter der Führung der beiden wurde die Uefa zu einer Art Fifa 2. Interesse an Aufklärung zeigten sie nie, etwa über den Wettskandal in der Türkei oder die mögliche Bestechung bei der EM-Vergabe nach Polen und in die Ukraine. In der Fifa sperrte sich die Uefa sogar gegen Reformen, auch der deutsche Fifa-Delegierte und ehemalige DFB-Präsident Wolfgang Niersbach, der Infantino unterstützt.
Infantinos Wahlkampf verlief nach altem Muster. Er versprach, das WM-Turnier um acht auf vierzig Länder aufzustocken. Eine Maßnahme, die die Qualität des Turniers verwässert, aber Zustimmung bei den Kleinen garantiert. 104 Ja-Stimmen braucht man, um Präsident zu werden. Infantino könnte sie zusammenbekommen.
Infantino wäre aber noch das kleinere Übel als sein Gegenspieler Scheich Salman al-Khalifa, der auf Stimmpakte aus Afrika und Asien setzen kann. Der Präsident des Asiatischen Fußballverbands ist der Liebling Ahmad al-Sabahs, des kuweitischen Strippenziehers des Weltsports. Der Scheich hob schon Thomas Bach auf den IOC-Thron. Salman wird der Korruption, Geldwäsche und Steuerhinterziehung verdächtigt. Die Rechte-Deals des asiatischen Verbandes mit einen Vermarkter wurden von Wirtschaftsprüfern beäugt.
Da ist aber noch etwas viel Krasseres, dagegen sind die üblichen Schweinereien der Fifa Kinderkram. Salman soll an der Zerschlagung des Arabischen Frühlings in seiner Heimat Bahrain beteiligt gewesen sein. Tausende oppositionelle Demonstranten wurden verhaftet, viele gefoltert, darunter auch Fußballnationalspieler. Salman soll sie identifiziert, also angeschwärzt, haben. Einer von ihnen, Hakeem al-Oraibi, sagte nach seiner Flucht nach Australien der WDR-Sendung sport inside: "Wenn Salman behauptet, er könne garantieren, dass kein Fußballer in Bahrain misshandelt wurde, ist das eine Lüge. Ich bin ein Beispiel, ich habe Beweise."
Kommentare
Ich fordere ein TV-Boykott der Fifa-Spiele durch die Öffentlich-Rechtlichen!
Was bei der Tour de France richtig war, kann im Fußball nicht falsch sein!
Und das ganze würde den Steuerzahler zig Millionen an Geldern für die horrend teuren Übertragungsrechte sparen.
Dann würden sich die privaten Sender freuen, und ändern würde sich nichts.
"Dann könnte die USA vielleicht den Laden bald ganz dichtmachen."
Man die USA sehen, wie man möchte, aber sie gehen in einigen Fällen wesentlich härter und konsequenter gegen Korruption und Vergehen von Unternehmen vor.
Die Fifa ist nur ein Beispiel. Die Deutsche Bank muss in den USA hohe Strafen zahlen, wie sieht es dagegen in Deutschland aus? Wenn die Manipulation von VW in Deutschland herausgekommen wäre, kann man sich fragen, was passiert wäre, nämlich nichts, außer ein paar Ermahnungen.
man fragt sich nur, wieso sie vorher nicht ihre eigenen, von Drogen und Schmerzmitteln und Korruption verseuchten NFL auf den Grund gehen.
Mit Dreck schmeißen, das können sie, aber das reicht nicht.
Besonders witzing sind die Unterstützer von Blatter, die kommen ja aus sehr zuverlässigen Ländern... Aber bitte jetzt keine Vorurteile verbreiten.
Schon klar. Nur große Länder wie Italien (Wettmafia), Deutschland (Wettmafia und gekaufte WM), England (Fußballwetten und Investoren), Spanien (Steuerschulden von Profiklubs und Spielern), Frankreich (enge Verbindung zu Katar) sind natürlich "zuverlässige" Länder.
"Es kann nur besser werden. Diesen Spruch hat man zuletzt oft gehört, wenn es um die Fifa ging. Der Weltfußballverband ist zum Synonym der Gier geworden."
Der Weltfußballverband ist einer von vielen.
Ich behaupte die Korruption bei der Fifa ist ein Spiegel, der der Welt vorgehalten wird, weil wirklich alles aus dem Ruder läuft und das weiß Gott nicht nur im Sport.
Eine solche zynische Einstellung trägt viel dazu bei, dass die Welt ein schlechterer Ort wird. Anstatt zu differenzieren und in Grautönen zu denken, trägt es dazu bei, dass nur noch schwarz gesehen wird. Dieses destruktive Denken ist eine Gefahr für die Gesellschaft und kann beim Einzelnen zur Depression führen.