Nach Tumulten beim EM-Spiel zwischen England und Russland ist es in der Nacht zu weiteren Ausschreitungen gekommen. Am Alten Hafen von Marseille lieferten sich Randalierer auch nach Mitternacht noch Schlägereien, berichtet die Nachrichtenagentur AFP. DerGuardian berichtet von chaotischen Szenen: Hunderte Menschen seien nachts panisch durch die Straßen geirrt, darunter auch Kinder.
Zuvor waren gegen Ende des Spiels in Marseille russische Hooligans in einen Block der Engländer eingedrungen. Die Ordner waren zunächst machtlos. Einige Zuschauer mussten in den Innenraum springen, um sich in Sicherheit zu bringen.
Insgesamt sind bei den Zusammenstößen zwischen den Gruppen mindestens 35 Menschen verletzt worden, heißt es offiziell. Allein bei Krawallen vor der Partie zwischen England gegen Russland gab es 31 Verletzte. Ein Brite schwebt nach Angaben von Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve in Lebensgefahr. Der Guardian berichtet von zwei schwer verletzten Engländern. Einer von ihnen soll mit einer kleinen Axt attackiert worden sein. Auch im Austragungsort Nizza lieferten sich Randalierer Schlägereien. Dabei wurden sieben Menschen verletzt.
Uefa ermittelt gegen Russland
Der europäische Fußballverband Uefa hat wegen der Ausschreitungen ein Verfahren gegen den russischen Verband eröffnet. Ermittelt wird auch wegen rassistischen Verhaltens und des Zündens von Feuerwerkskörpern. Der russische Sportminister und Fifa-Funktionär Witali Mutko hatte indes die schlechte Organisation im Stadion bemängelt. Gegen den englischen Verband hat die Uefa vorerst keine Maßnahmen ergriffen. Die Disziplinarkommission des Verbandes will am Dienstag ein Urteil verkünden.
Die Regularien der Uefa sehen Maßnahmen von einer Ermahnung bis zum Turnierausschluss eines Teams vor, deren Fans an den Ausschreitungen beteiligt waren. In früheren Fällen hatte der Verband Geldstrafen für Erstfälle verhängt. Russische Fans waren allerdings bereits bei der EM 2012 in Polen mehrfach negativ aufgefallen.
Neben russischen und englischen Hooligans waren an den Auseinandersetzungen in Marseille auch französische Randalierer beteiligt. Die
Polizei setzte immer wieder Tränengas ein, um die Hooligans
auseinanderzutreiben. Fernsehbilder zeigten, wie Männer mit Stühlen, Metallstangen und
anderen Gegenständen aufeinander losgingen.
Shocking scenes inside the Stade Vélodrome as Russia fans storm the England end at full time. #ENG #RUS #EURO2016 pic.twitter.com/ZetzG0wWww
— Football__Tweet (@Football__Tweet) June 11, 2016
Wer in Nizza an den Krawallen beteiligt war, ist noch nicht bekannt. Im Internet veröffentlichte Aufnahmen zeigten allerdings mehrere Personen in dunkelgrünen nordirischen Trikots, die sich in der französischen Stadt mit anderen Fußballfans prügelten. Die Polizei schritt schnell ein, um die Schlägereien zu stoppen. Insgesamt waren etwa 20 Menschen an den Tumulten beteiligt. In Nizza treffen am Sonntag die deutschen Gruppengegner Polen und Nordirland aufeinander.
Kommentare
Diese Leute sind keine Fans, weil sie nicht wegen des Fußballs dort sind, sondern um Alkohol zu trinken und dann im Rausch Sachen zu beschädigen und Menschen zu verletzen.
Beim Fußball sind auch sehr viele Kinder. Gerade wegen ihnen sollte man rigoros gegen die Gewalttäter vorgehen.
Entfernt. Bitte bleiben Sie in Ihren Kommentaren sachlich. Die Redaktion/ur
Ich denke die Franzosen haben genügend Leute vor Ort ? Man sollte diese Leute sofort einkassieren und unter Arrest stellen bis zum Ende des Turniers.
Wenn sie merken, dass sie mitGewalt durchkommen...und dies nach schon 2 (!) Tagen, dann werden sie das auch bis zum Ende immer wieder weitermachen.
Die UEFA sollte mal gründlichst nachdenken, aber besser F vor Ort schneller handeln,
sonst gibt es bald Tote.
Interessanterweise passiert dies unter Sicherheitsvorkehrungen, die die eines normalen Spiels (ohne extreme Terrorgefahr) bei weitem überschreiten. Ließ man das einfach laufen, oder gibt es nur vor dem Stadion Sicherheitspersonal?
Russland muss dabei größere Strafmaßnahmen als England befürchten, weil russische Fans offenbar hauptsächlich für die Vorfälle im Stade Vélodrome verantwortlich waren.
Das weiß man jetzt schon, vor der Eröffnung des Verfahrens, vor der Untersuchung der Ereignisse und vor der Verkündung der Strafmaßnahmen? Respekt! Hier ist der Wunsch bestimmt nicht Vater des Gedankens.
Nur gut, das es kein strukturelles Problem mit englischen Fussballfans gibt:
Randale englischer Fans hatte es ebenfalls in Marseille während der Weltmeisterschaft 1998 gegeben. Damals hatten sich zumeist betrunkene Anhänger der Three Lions über zwei Tage heftige Auseinandersetzungen mit einheimischen Jugendlichen und tunesischen Fans geliefert. Dutzende Menschen wurden verletzt.
Entfernt. Bitte kehren Sie zum Artikelthema zurück. Die Redaktion/ts
Dass es in Russland nicht zu solchen Szenen kommen wird, glaube ich wie deren Sportminister allerdings auch. Denke da wird von Seiten der Polizei eine andere Gangart gewählt.
Ist mir ohnehin unverständlich, wie die russischen "Fans" in aller Ruhe den englischen Block stürmen können, ohne dass sich die Polizei auf ein eingreifen verständigen kann, bzw. erst nach einigen Minuten tätigt wird.
Nach den Vorkommnissen der letzten Tage, hätte man darauf durchaus besser vorbereitet sein können.
Allgemein habe ich allerdings das Gefühl, dass diese EM vom Gewaltpotential eine ganz andere Nummer ist, als die großen Turniere in den letzten Jahren.
Vielleicht ist man mehr auf Terroranschläge konzentriert und vorbereitet. Wenn da ein paar "Fans" aufeinander einprügeln und ihre Aggressionen loswerden wollen, ist das das kleinste Übel. Zwar unschön und unverständlich, aber wenn es ihnen Spass macht sollte man sie nicht daran hindern. Ich habe das gleiche Gefühl wie Sie, dass bei dieser EM ein viel grösseres Gewaltpotential vorhanden ist als im Vergleich zu früheren Turnieren. Und es würde mich nicht wundern, wenn solche Gewaltexzesse über das gesamte Turnier immer wieder vorkommen.