Studenten sind so faul, dass sie ständig Bahnfahren und mit dem Handy spielen. Und später Terroristen werden. Oder Taxifahrer. Die Leidensgeschichten unserer Leser
Niemand kennt unsere Gedanken und Gefühle so genau wie Google. Deshalb weiß die Suchmaschine auch, welche Thesen der deutsche Internetnutzer gerne in die Maske tippt und vervollständigt die Sätze via Auto Suggest. Auf den Satzanfang "Studenten sind" spuckt Google Angebote aus wie "faul", "dumm" und "Schmarotzer". Wir haben unsere Leser aufgerufen, uns ihre eigenen Erfahrungen mit Vorurteilen gegenüber Studenten zu schicken. Die schönsten und dreistesten Einsendungen haben wir hier zusammengestellt und stellen fest: Google kennt seine Schäfchen erschreckend gut!
Acag in den Kommentaren: "Das absolute Highlight an bösartigen Vorurteilen gegenüber Studenten stammte von meiner Großmutter, als sie mitbekommen hatte, dass meine Mutter mich nach der Grundschule aufs Gymnasium schicken wollte: 'Gymnasium? Die gehen doch alle an die Uni und werden Terroristen!' (Das war Ende der 70er, zum Höhepunkt der RAF-Zeit)"
Waggeldaggel in den Kommentaren: "Wohnungssuche in Köln: 'Also, Ausländer und Schwule okay, aber Studenten...?'"
Elena Becker via Facebook: "Gerade habe ich in der Bahn auch mitbekommen, wie eine Frau gesagt hat 'Die Studenten von heute sind so faul, die sitzen alle in der Bahn und spielen mit ihren Handys.' Ist klar!"
Maximilian Haberecht via Facebook: "Die armen Studenten müssen schon um 6 Uhr aufstehen. Schließlich machen um 8 Uhr schon die Läden zu."
Sina S. per Mail: "Ich habe ein naturwissenschaftliches Studium hinter mir. Als eine der wenigen Frauen belegte ich Kurse in organischer Chemie. 'Typisch blond', wenn mal was schief geht, kann ich nicht mehr ertragen. Genauso wenig "Tja, ein kleiner Balkon und wenig Ausschnitt bringen halt keine guten Noten" von den Tutoren. In meinem Master musste ich mir anhören: 'Heute sind die Studenten ja soo spießig und konservativ. Die sitzen nur noch am Schreibtisch, statt die Nächte durchzutanzen.' Im Grundstudium kam dagegen: 'Typisch Student, immer nur Chillen' oder 'Immer diese Ökos, das können ja nur Studenten sein.' Auf der anderen Seite waren die Vorurteile meiner Kommilitonen meinem Partner gegenüber genauso traurig: "Der ist ja nur Handwerker, das ist doch unter deinem Niveau."
Teresa López via Facebook: "Und was machst du dann damit?"
MannOhneHut in den Kommentaren: "Als Elektrotechnik-Ingenieur musste ich mir das anhören: 'Wie? Das Studium dauert fünf Jahre? Eine Ausbildung zum Elektriker dauert nur drei! Warum braucht ihr denn solange, wenn es der Elektriker auch schneller schafft. Und der lernt wenigstens was Gescheites dabei.'"
Chris Krass via Facebook: "'Politikwissenschaft? Dann werden Sie später mal Bundeskanzler, was?'"
Volker Bonacker via Facebook: "Was
sagt ein Soziologe ohne Arbeit zu einem mit Arbeit? 'Zum Burger
bitte Fritten!'"
Vincent R. per Mail: "Letztens bei einem Fahrradhändler in Dresden, auf die Frage, ob es einen Studentenrabatt für Reparaturen gibt: 'Ihr Studenten werdet doch zu Führungskräften ausgebildet, da braucht ihr jetzt auch keinen Rabatt!'"
"Schöne Schuhe, wer hat dir die bezahlt?"
Tina Rentzsch via Facebook: "Auch schön als Doktorandin mit Anstellung am Lehrstuhl: 'Wann fängst du eigentlich mal an, richtig zu arbeiten?'"
Julian Prinzler per Mail: "'Schöne Schuhe, wer hat dir die denn bezahlt?' oder auch 'Freu dich doch über die zusätzliche Schulzeit.'"
Kommentare
Philosophisches Taxi
Also das philosophische Taxi fand ich gut. Muss gestehen, ich hätte auch gelacht. Ansonsten kenn ich nur "Wann arbeitest du denn mal?". Aber ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass da einiges an Neid dahinter steckt, weil man selbst diesen Weg nicht gegangen ist. ;)
Nur Neid
Während meines (Diplom) Ingenieurstudiums musste ich mir immer wieder anhören, oft von Menschen die mies bezahlte Jobs hatten oder lange arbeitslos waren
"Du weißt aber schon, dass es total viele arbeitslose Ingenieure gibt?"
und "Ach, was bringt schon ein Studium, keiner Arbeitgeber zahlt heutzutage und du kriegst nach dem Studium nur unbezahlte Praktika."
Oder (ich habe 7 Jahre studiert, weil ich während des Studiums mein erstes Kind bekommen habe) "Du studierst schon viel zu lange, keiner wird dich einstellen wollen"
Tja, seit dem Ende meines Studiums war ich nie arbeitslos und habe immer gut verdient. Und die, die damals dumme Sprüche ließen, sind immer noch arbeitslos oder arbeiten für einen Appel und ein Ei. In Italien sagt man "Derjenige, der als Letzte lacht, lacht am besten."
@10439
Na, das ist doch prima, dass das unstudierte Lumpenpack weiterhin arbeitslos bleibt, da also, wo es hingehört.
Schön, dass Ihr Zynismus auch noch von der ZEIT-Redaktion empfohlen wird :-)
Das mag aber auch daran liegen, dass immer weniger nicht-studierte Menschen im Journalismus tätig sind. Eine traurige Entwicklung.
Lustig wird es immer dann....
.... wenn die ehemaligen Kollegen aus Schulzeiten kommen (Bürokaufleute, Rechtsanwaltsfachangestellte usw.) und einem sagen, man solle doch endlich arbeiten. Sie wissen nur leider nicht das bereits gearbeitet wird, meist als Werkstudent in großen Unternehmen und meist sogar mehr dabei rausspringt als nach deren 3-jährige Lehre. Das bringt mich immer wieder zum schmunzeln. Spaßig wird´s auch dann, wenn immer gesagt wird, dass ja sowieso alles die Eltern zahlen. Ja- bestimmt, man ist ja soo hilflos als Student.... NICHT!
Eine Redaktionsempfehlung
für einen mit Grammatikfehlern gespickten Besserwisserartikel
Ein tolles Niveau.
da gibts durchaus ne ernste Komponente...
nach dem Abi fallen viele erstmal in ein tiefes Loch der Ziellosigkeit.
Wer nicht genaue Vorstellungen hat,welchen Beruf er ergreifen will,studiert. Erstmal.(nicht alle aber viele) Das Studium gibt Freiheit in der Organisation des Alltags und seiner STrukturen.
Nicht jeder junge Mensch kann damit umgehen.Sich wissenschaftliche Kenntnisse anzueignen ist unterschiedlich zu den Leuten,die bereits im Beruf stehen und Leistung gegen Geld erbringen müssen.
Es gibt junge Leute,die hauen sich mit Hartz aufs Ohr.Die stehen im Ansehen unten.Es gibt die, die nach der 10. oder 11. Klasse oder nach dem Abitur einen Beruf erlernen,die stehen ein Treppchen höher in der Achtung.Und dann gibts noch die Studenten.Die stehen ganz oben,egal was aus ihnen einmal werden wird.Ich kenne Leute,die haben zu Ende studiert und landeten doch in Hartz.Und es gibt welche,die können sich ihre Ausbildung hinter den Spiegel stecken,weil sie gar keinen Job damit finden.Kaufmann für Bürokommunikation ist so ein Fall.
Ob Studenten faul sind weiß ich nicht.
Aber auf jeden Fall ist es eine Verlockung, weil eine menschliche Schwäche.