Nicht nur Deutschland hat Probleme mit der Energiewende . Auch in Großbritannien wachsen die Zweifel an den klimapolitischen Zielen, die David Cameron vor zwei Jahren nach Bildung der Koalition mit Großbritanniens Liberaldemokraten frohgemut verkündet hatte; seine Regierung, versprach der Premier, werde die grünste überhaupt sein. Eine Ankündigung, die sowohl Überzeugung wie politischem Kalkül entsprang. Für Cameron war eine grüne Haltung wichtig. 2008 stimmten die Tories zusammen mit Liberaldemokraten und der regierenden Labourparty für eines der schärfsten Klimagesetze der Welt. In der Climate Change Bill verpflichtete sich Großbritannien, seine Treibhausgase bis 2050 um 80 Prozent zu reduzieren. Seither wurde es gerne und oft als leuchtendes Vorbild für Europa gepriesen. Doch mittlerweile dämmert vielen Politikern, dass sich nicht nur die hehren Ziele kaum werden verwirklichen lassen. Mehr noch, in wenigen Jahren könnte sich ein gefährlicher Engpass in der Energieversorgung auftun.
Bislang setzte die Politik auf eine Mischung aus Erneuerbaren Energien – aus Wind-, Wasser- und Solarkraft. Außerdem sollten moderne Atomkraftwerke die alten Meiler ersetzen. Kohle – auf der heute noch rund die Hälfte der britischen Stromversorgung basiert – sollte langfristig keine große Rolle mehr spielen.
Doch die Aussicht wird immer geringer, mithilfe dieses Energiemixes einerseits die angepeilten Ziele zu erreichen und gleichzeitig den steigenden Strombedarf für Wirtschaft und Haushalte sicherzustellen. Besonders besorgt reagiert man in London auf die Schwierigkeiten, überhaupt noch Interessenten für den Bau neuer AKWs zu finden. Zunächst zogen sich die deutschen Energiekonzerne RWE und E.on zurück, was nach dem deutschen Ausstieg aus der Atomtechnologie nicht weiter verwunderte. Am Wochenende drohte Centrica auszusteigen. Es ist das einzige britische Unternehmen, das gewillt war, zusammen mit dem französischen Konzern EDF einen neuen Atomreaktor zu bauen. Die Ungewissheit, ob es hinreichende Preisgarantien für den erzeugten Strom gibt, machten die erforderlichen Investitionen in Höhe vieler Milliarden Pfund einfach zu riskant.
Zugleich zeigt sich, dass man das Potenzial von Sonnen- und Windenergie sowie die Kosten für den Ausbau überschätzt hat. Und als wäre das noch nicht genug, werden bald die Ölreserven und Gasfelder in der Nordsee erschöpft sein.
Schiefergas als Rettung?
Jetzt liegt alle Hoffnung auf der Förderung von Schiefergas in Blackpool im englischen Nordwesten. Ende vergangener Woche gab eine unabhängige Expertise endlich grünes Licht dafür.
Bislang war Blackpool an Englands rauer Nordwestküste berühmt für seine goldene Meile voller Bingo- und Spielhallen und Amüsierparks. Künftig könnte das Seebad für seine "goldene Küste" bekannt werden. Denn das amerikanische Unternehmen Quadrilla Ressources war schon im vergangenen Jahr auf beträchtliche Mengen Schiefergas gestoßen, das im "Bowland shale" eingeschlossen ist, einer ausgedehnten Formation von öl- und gashaltigem Tongestein. Quadrilla Ressources hatte Testbohrungen durchführen lassen – mit Erfolg. Als die Region von einem leichten Erdbeben heimgesucht wurde, mussten die Bohrungen abgebrochen werden. Eine Untersuchung wurde eingeleitet.
Die Methode des Fracking ist umstritten und riskant. Denn das Aufbrechen der Felsformationen mittels eines Gemischs von Wasser, Chemikalien und Geröll, das unter hohem Druck in die Felsformationen gepumpt wird, um das Gas entweichen zu lassen, kann nicht nur ein leichtes Erdbeben verursachen. Es kann auch zu erheblichen Verschmutzungen des Grundwassers führen.
Noch steht nicht endgültig fest, ob das Schiefergas gefördert werden kann. Aber Politiker und Wirtschaftsführer in Großbritannien setzen einiges daran. Optimistisch sprach David Cameron am Wochenende von einer Energie-Revolution, in die die Schiefergas-Reserven führen könnten. Natürlich würde man genau prüfen, ob die Sicherheit gewährleistet sei und strenge Auflagen fürs Fracking verlangen, sagte er. Ob dieses Versprechen den Widerstand von grünen Gruppen brechen wird?
Kommentare
Mit Schiefergas liegt Cameron schief !
Ausführliche Studien haben bewiesen , dass die Förderung von SG ausserordentlich kompliziert , aufwendig und umweltzerstörend ist.
Es ist so als ob man eine Fliege mit einem 2 Tonnen Stein erschlagen wollte.
Blackpool
Entfernt. Bitte verfassen Sie sachliche Kommentare. Danke, die Redaktion/ls
Die Energiewende wurde von Ökodilettanten konzipiert,
Es fehlen realisierbare Speicher, Resevekraftwerke werden
zu teuer, der Strom nicht mehr verkaufbar teuer.
Jetzt dämmert dem letzten Öko, daß mehr als 2o% "erneuerbarer" Strom die Netze in absebarer Zeit, auch
unter Einsatz hoher Investitionen unsteuerbar macht.
Weltweit ist Kohle im Vormarsch. Bayern setzt auf Erdgas.
Schiefergas kommt rascher als erwartet. Auch in Europa
Alle Stromalternativen werden weiterentwickelt und ver-
bessert. Auch Wind- und Sonnennutzung. Traurige, längst bekannte Erkenntnisse sind zur Kenntnis zu nehmen
In etwa 15 Jahren kommt dann eine Wiederbelebung der Kern-
energie mangels effizienter Alternative.
Der von Merkel inizierte Praxischeck und Faktencheck
bringt die Ökos zu Verzweiflung. Laßt fahren dahin es macht
halt keinen Sinn. Zu teuer.
Zu teuer?
Zu teuer ist es, die Energiewende nicht voranzutreiben. Was Sie wollen, fordern und denken, kommt uns alle teuer zu stehen. Es ist wissenschaftlicher Konsens, dass die Energiewende und die Dezentralisierung der Stromversorgung kurzfristig teuer ist, mittelfristig günstiger wird und langfristig uns alle sehr viel Geld sparen wird. Wer das Gegenteil behauptet, lügt.
Zu Kurz
In Europa haben wir eine höhere Besiedlungsdichte als bei den fracking-süchtigen USA´lern, wenn hier wirklich mal was in die Hose geht und man etwas versaut dann hurra, der Chemiecocktail bleibt ja unten. Die Tage kam erst eine Doku über Exxon beim fraccen in Norddeutschland, der Reporter wurde massiv behindert beim recherchieren über einen Zwischenfall bei welchem Gelände für paar Jahre abgesperrt wurde; dazu wurde auch der niedersächsische Arbeitsminister interviewt der klar stellte das die Arbeitsplätze hier vorrang haben.
Davon mal ab halten die Bohrungen nur 1-3 Jahre wirtschaftlich, nach dem ersten paar Monaten geht die Förderung schon massiv zurück, so das die ebend durch die Lande ziehen und über die Jahre steigt das Risiko bei der Anzahl der Bohrungen.
Die Doku Gasland z.b. ist auch sehenswert, lief auf Arte.
Und noch ein Webtip, bezieht sich zwar auf usa, aber ist sehr lesenswert
http://www.peak-oil.com/2...
nachtrag
Grad ist der Groschen wieder gefallen, die Doku die ich meinte war ZDF Zoom "Gefährliche Gier", sehenswert über fraccen in D und Exxons gemurkse, zu sehen in der ZDF Mediathek:
http://www.zdf.de/ZDFmedi...ährliche-Gier
"Um Erdgas in Deutschland zu fördern, pumpen große Energiekonzerne tonnenweise Chemikalien in den Boden. Die Energiegiganten versichern: "Fracking" ist ungefährlich."