Man nehme etwa das Beispiel einer Bauernwirtschaft. Die Menschen dort versorgen sich selbst und ernähren einige Leute die Pflüge herstellen. Diesen gelingt es, bessere Pflüge zu bauen. Nun wird mehr je Arbeitsstunde produziert, und die Gemeinschaft fragt sich, wie sie die zusätzliche Produktion nutzen soll. Möglich ist mehr Produktion und bessere Ernährung oder dieselbe Ernährung, aber weniger Arbeitszeit.
Natürlich kann auch beides kombiniert werden. Steigt die Produktion, lassen sich auch die Alten besser versorgen. Sicherlich können sich auch Bauernwirtschaften zusammenschließen und einen Staat, ihren Staat gründen. An diesen wird ein Teil der vermehrten Produktion abgegeben, damit er Gemeinschaftsaufgaben übernimmt, sich also um Daseinsvorsorge kümmert.
Das Beispiel lässt sich auf die Industrieländer übertragen: Sie stehen vor der intellektuellen und politischen Herausforderung, die stetig steigende Produktivität der Arbeit für ihren zivilisatorischen Fortschritt zu nutzen. Das ist in den letzten drei Jahrzehnten in keinem bedeutenden Industrieland gelungen.
Warum eigentlich hat in den vergangenen Jahrzehnten die Arbeitslosigkeit zugenommen und mit ihr die Armut? Eine Antwort lautet: Es fehlt an Nachfrage, um all das zu kaufen, was bei Vollbeschäftigung hergestellt würde. In entwickelten Industrieländern ist die Nachfrage nach Investitionsgütern recht hoch, aber sie kann nicht beliebig steigen.
Anders als Länder wie China oder Brasilien sind wir bereits industrialisiert. Deshalb muss die Konsumnachfrage des Staates oder der Lohnbezieher und Altersrentner auch hierzulande steigen. Oder die Arbeitszeit muss, wenn so viel Wachstum gar nicht nötig ist, bei unverändertem Konsum und damit bei vollem Lohnausgleich verkürzt werden. Beides erfordert eine andere Verteilung des Volkseinkommens als heute – sowohl zwischen den Menschen mit hohem und niedrigem Einkommen als auch zu Lasten der Gewinne.
Kommentare
halbtags für alle
"Beides erfordert eine andere Verteilung des Volkseinkommens als heute – sowohl zwischen den Menschen mit hohem und niedrigem Einkommen als auch zu Lasten der Gewinne."
zb durch ein bge
Ähm, nein...
Herr Schuli schreibt bzgl. dem Text von Herrn Rudzio: "Was die Kritik übersieht: Selbst wenn die Zahl der relativen Armen durch statistische Probleme verzerrt ist, wächst die
Ungleichheit in Deutschland."
Zitat aus dem Text von Herrn Rudzio: "[...] Gemessen werde bei dieser Methode nämlich keine Armut, sagt Krämer, sondern Ungleichheit."
Herr Rudzio hat genau darauf verwiesen. Er hat das nicht übersehen. Überhaupt war der Text von Herrn Rudzio ein absolut notwendiger wieder auf den Boden der Tatsachen holender Beitrag in einer Zeit, in der sich die Medien mit "wer bietet mehr Armut" überbieten wollten.
Haben sie den Beitrag richtig gelesen?
Und auch so verstanden, daß hier von der Ungleichheit, die zur Armut führt, nicht von Armut selbst gesprochen wird. Das Schlimmste was aus der Ungleicheit entstehen kann, ist eben die Armut. Nur dies negieren sie schon immer in Ihren Ausführungen. Armut gibt es nicht bei uns! Bitte jetzt nicht mit Afrika, Asien Südamerika kommen. Darum geht es nicht. Bitte nicht die auch bei uns vorhanden Armut relativieren. Dadurch wird sie nicht weniger!!!
Suppenküche bald für alle
Armut! Zumindest für einen Teil der Bevölkerung, der allerdings immer größer wird. Wir zeigen in unserem tollen Wirtschaftsland stolz, arrogant und anklagend mit dem Finger auf andere Nationen, zeigen dort die Missstände auf, zeigen dorthin, wo viele Menschen keinen Strom haben. Warum zeigen wir in die dritte Welt, wenn diese bereits bei uns angekommen ist? Sicherlich kann man sagen, dass wir auf einem hohen Niveau klagen, das ist richtig, nur hilft es den Menschen in Deutschland nicht, die den Strom nicht mehr bezahlen zu können, dass die Menschen in der dritten Welt zum Teil auch keinen Strom haben. Hier ist der Dschungel, hier müssen die Menschen leben, ohne Strom. Wir geben zum Beispiel viele Milliarden aus für Bankenrettung, Entwicklungshilfe und Rettungsschirme für andere Länder, aber was ist mit der dritten Welt bei uns?
Über Armut spricht man nicht?
"Über Armut spricht man nicht. Armutsberichte stören."
Welch ein Anfang für diesen Artikel!
Ich hatte den Eindruck, dass eine Menge Menschen dieser Tage nichts seeliger macht, als über Armut zu reden (und gleichzeitig mit dem Finger auf diejenigen zu zeigen, die dafür verantwortlich gemacht werden sollen).
Der Paritätische Wohlfahrtsverband und ein guter Teil des Deutschen Journalismus finanzieren sich über diesen Mechanismus!
@lib-dem
Es ist richtig, dass viel über Armut gesprochen wird - aber eben über absolute Armut, die es in Deutschland kaum gibt. Der Durchschnitt weiß mit "relativer Armut" nichts anzufangen, die einschneidend ist für die Lebensqualität.
Mehr Infos dazu: https://www.youtube.com/w...