Die Rating-Agentur Standard & Poor's (S&P) rechnet nach eigenen Angaben mit einer Zivilklage des US-Justizministeriums . Diese werde sich auf die S&P-Ratings verschiedener Wertpapier-Konstruktionen (CDOs) beziehen, teilte das Unternehmen mit. Nach Informationen des Wall Street Journal wollen außer dem Justizministerium auch die Generalstaatsanwaltschaften einzelner Bundesstaaten klagen.
Standard & Poor's teilte mit, vom US-Justizministerium über die bevorstehende Klage informiert worden zu sein. Dabei gehe es um die Bewertung von auf faulen US-Immobilienkrediten basierenden Wertpapieren vor der Finanzkrise von 2007. Standard & Poor's sowie die beiden anderen großen Rating-Agenturen Moody's und Fitch hatten die Papiere lange als unbedenklich eingestuft und stehen nun in der Kritik, Anleger damit in die Irre geführt zu haben.
Die Rating-Agenturen hatten damals im Auftrag von Banken bewertet, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass Hypothekenpapiere ausfallen. Vor der Finanzkrise waren die Agenturen in sehr vielen Fällen davon ausgegangen, dass die Schuldner ihre Raten zuverlässig zahlen können – die Papiere bekamen folglich gute Noten. Als der US-Immobilienmarkt jedoch einbrach, gab es massenhafte Ausfälle, die Investoren verzeichneten Verluste in Milliardenhöhe. Die Finanzkrise gipfelte im Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers im September 2008.
S&P bezeichnet mögliche Klage als unbegründet
Die Rating-Agenturen stehen seit Jahren in der Kritik, entzogen sich Verfahren aber zumeist erfolgreich mit der Begründung, sie hätten lediglich eine Meinung vertreten und keine Kaufempfehlung abgegeben. Auch S&P erklärte nun, eine mögliche Klage sei komplett unbegründet.
Laut Wall Street Journal waren zuvor Gespräche über einen Vergleich gescheitert. Unklar sei allerdings, warum nur gegen S&P und gegen keinen der Wettbewerber vorgegangen werden solle, schrieb die Zeitung.
Mitte Januar hatte der Bundesgerichtshof in Karlsruhe entschieden, dass Rating-Agenturen in Deutschland grundsätzlich wegen ihrer Einschätzung verklagt werden können. Zuvor hatte ein australisches Gericht S&P zur Zahlung einer millionenschweren Entschädigung verurteilt , weil die Rating-Agentur Anleger in die Irre geführt habe. In New York hatte ein Gericht eine ähnliche Klage von Investoren zugelassen.
Kommentare
Kann mir ein kurzes Schmunzeln
nicht verkneifen... aber eben, nur ein kurzes.
Das wird, falls es überhaupt zu Verurteilungen kommen sollte, nichts am Finanzgebahren
auf dieser Welt ändern... Ausser dass in diesem Fall ein paar Zocker einen Teil ihres verspielten Geldes zurückbekommen... und spätestens bei diesem Gedanken "gefriert" das Schmunzeln...
Das hat ja gerade zu einen Touch von Gerechtigkeit
Jemanden für den Schaden den seine Aussagen verursachen haftbar halten. Das ist neu, das ist gut.
Angstschweiß bei Bankern war ein selteneres Gut als Beamtschweiß.
Das ist Geschichte, schwitzen ist angesagt, Jungs.
Ist ja nur konsequent
"Unklar sei allerdings, warum nur gegen S&P und gegen keinen der Wettbewerber vorgegangen werden solle, schrieb die Zeitung."
Ich bin natürlich nur ein kleines Licht aber mir kommt da als erstes der Gedanke,dass S&P die einzige Agentur war, die den USA die Bestnote entzogen haben und den Ausblick dann auch noch negativ bewerteten. Majestätsbeleidigung quasi.
Ich versteh nur nicht, warum die PIGS-Staaten nicht klagen. So weit ich weiß hatten die auch latent neagtive Folgen durch die Ratings der großen Drei.
warum S&P?
Warum eigentlich ausgerechnet S&P zur Verantwortung gezogen werden soll? Vielleicht weil nur S&P einmal wagte, das US-Wirtschaftsrating herabzusstufen? Ein vollkommen praezedenzloser Fall... Doch tritt dieses Argument gar nicht fuer die Ratings-Agenturen ein. Ihre Haltung, dass sie nur Meinungen aeusserten ohne irgendwelche Empfehlungen zum (Ver)Kauf zu geben, ist voellig unbegruendet, da Schaetzungen der Reitungsagenturen schon lange einen direkten Einfluss auf den Finanmarkt haben. Und meistens ergibt sich dieser Einfluss durchaus zerstoerend. Muss man denn nicht fuer die Konsequenzen seiner Worte irgendeine Verantwortung tragen? Andererseits, falls sich R-Agenturen keiner Schuld bewusst sind und Fehler in ihrer Schaetzung mit jeglichen Folgen zulassen, worin dann ihre Funktionsrolle besteht? Wieso muss man sie weiter brauchen? Muss man denn nicht diejenigen Strukturen abbauen, die Schaden bringen aber keine Verantwortung dafuer halten?
P.S.: Es gibt ein Werk, das ein Produkt herstellt. Ein physisches nuetzliches Produkt. Und es gibt eine R-Agentur, in der Folge ihrer negativen Perspektive-Schaetzung des Werkes, das ganze Unternehmen zusammenbrechen soll. Ist das gerecht?