Die anhaltende Polizeigewalt gegen Schwarze ist eng verbunden mit ökonomischen Unterschieden zwischen den Rassen. Diese setzen sich in einem anscheinend selbsterhaltenden Zyklus fort, der zwei getrennte US-amerikanische Lebenswirklichkeiten schafft: die der überwiegend weißen Bevölkerungsgruppe und die der Menschen anderer Hautfarben.
Die Gesetzgebung in den späten 1960er Jahren war ein gewaltiges Versprechen von gleichen Bürgerrechten und ökonomischer Gleichstellung für schwarze US-Amerikaner. Doch die jüngsten Erschießungen durch die Polizei zeigen ebenso wie Wirtschaftsdaten, wie wenig in den vergangenen 50 Jahren erreicht wurde. Bis heute ist Rassendiskriminierung auf dem Wohnungs- und dem Arbeitsmarkt, Fahndung nach rassischen Merkmalen, hohe Inhaftierungsraten von Schwarzen und Armut von Schwarzen Teil der Gesellschaft.
Schwarze – insbesondere diejenigen, die in Vierteln mit konzentrierter Armut wohnen – werden von Strafverfolgungsbehörden ins Visier genommen, dabei grober behandelt und überproportional oft zu Gefängnisstrafen verurteilt. Für viele Schwarze, allein in diesem Jahr mindestens 124, enden Begegnungen mit der Polizei mit dem Verlust ihres Lebens.
Kern der US-Rassenkonflikte ist die riesige, sich hartnäckig haltende wirtschaftliche Kluft zwischen Schwarzen und Weißen. Egal, welchen ökonomischen Faktor man betrachtet: Schwarzen geht es mit großem Abstand schlechter als Weißen. Hier nur ein paar Beispiele: Die Arbeitslosenquote von Schwarzen ist seit Jahrzehnten doppelt so hoch, ungeachtet der erreichten Ausbildung. Der Anteil von High-School- und College-Abschlüssen unter Schwarzen ist wesentlich geringer.
Vermögen driften auseinander
Auch der Eigenheimbesitz unterscheidet sich deutlich: Nur 45 Prozent der Schwarzen gehört ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung, gegenüber 73 Prozent der Weißen. Wenn Schwarze ein Eigenheim erlangen, ist das Eigenkapital nur halb so hoch wie das von Weißen. Und Weiße, egal mit welchem Einkommen, wohnen tendenziell in Vierteln, wo Wohneigentum wertvoller ist. Das führt nicht nur zu einem höheren Nettovermögen; die Wohnungen oder Häuser liegen auch in Gegenden mit besseren Schulen, besserem Nahverkehr und mit Grünflächen – all das sind Pluspunkte, von denen die meisten weißen Kinder beim Heranwachsen profitieren.
Unter den Indikatoren für ökonomische Ungleichheit sticht die Kluft bei den Vermögen von schwarzen und weißen Haushalten besonders hervor. Sie ist wesentlich größer als die Einkommenslücke – Schwarze verdienen im Schnitt 60 bis 70 Prozent dessen, was ein Weißer bekommt. Riesig im Vergleich dazu ist der Abstand bei den Vermögen: Es beträgt bei einem durchschnittlichen schwarzen Haushalt gerade mal fünf bis zehn Prozent dessen, was ein weißer Haushalt an Vermögen hat. Noch beunruhigender: Die Kluft zwischen den durchschnittlichen Nettovermögen von Schwarzen und Weißen wächst. 1984 betrug die Lücke 83.000 Dollar, bis 2013 wuchs sie auf 245.000 Dollar. Zu der Spreizung haben die Nachwirkungen der Wirtschaftskrise von 2008, in der viele schwarze Haushalte ihr Eigenheim verloren haben, zusätzlich beigetragen.
In einem Land, in dem viele glauben, dass jeder die gleichen Chancen für einen ökonomischen Aufstieg habe, meinen viele – insbesondere die weiße Bevölkerungsmehrheit –, die Schwarzen könnten doch einfach aus eigener Anstrengung aufsteigen: Wenn sie härter arbeiteten, würden sie ihr Leben und das ihrer Familien verbessern. Dieser Glaube beruht auf dem Mythos des persönlichen Erfolgs, der tief im Bewusstsein der USA verwurzelt ist. Er übersieht aber die vielfachen Hindernisse und systemischen Ungleichheiten, denen Schwarze in den USA ausgesetzt sind.
Kommentare
"Bis heute ist Rassendiskriminierung auf dem Wohnungs- und dem Arbeitsmarkt, Fahndung nach rassischen Merkmalen, hohe Inhaftierungsraten von Schwarzen und Armut von Schwarzen Teil der Gesellschaft."
Acht Jahre Clinton, acht Jahre Obama, und nichts hat sich geändert!
Rassismus hält sich in jeder Gesellschaft hartnäckig.
In Deutschland sind es die Migranten, die die miesen Jobs kriegen, für die sich viele Deutsche zu gut sind.
Oder haben Sie schonmal eine deutsche Putzfrau in Ihrer Firma gesehen?
Gehen Sie mal nach Ostdeutschland. Alles, Putzfrauen, Müllabfuhr, Kassierer, Schnellrestaurant, Klofrau usw. fest in - halten Sie sich fest - ostdeutscher Hand.
Ok, Eigentümer und Management sind oftmals nicht ostdeutsch, genau wie öD ab Leitungsebene höherer Dienst und Politik.
Ich selbst lebe in Hessen und kenne dort eine Frau, die das Putzen allerdings selbständig als EU betreibt. In der Pfalz kenne ich auch ein paar.
"etwa durch den Zugang zu bezahlbarer Bildung, Wohnen in Gegenden mit guten Schulen und guter Infrastruktur, durch Beschäftigungsverhältnisse mit anständigen Löhnen"
genau diese Punkte treffen nicht nur auf die Schwarzen in den USA, sondern auch auf die Weissen oder Latinos zu. Und auch auf die Unterschicht Europas:
die soziale Durchlässigkeit der Schichten ist nicht mehr gegeben.
Wer "unten" geboren wird, der bleibt in der Regel "unten", der kommt auch mit noch so viel harter Arbeit, guten Schulabschlüssen, guter Ausbildung, hervorragender beruflicher Leistung nicht mehr nach "oben".
Umgekehrt fällt es denen, die schon mit dem sprichwörtlichen Goldenen Löffel im Mund geboren werden, "oben" zu bleiben, leicht: in den USA bezahlen die Eltern die besten Schulen, die besten Universitäten. Und geben dem Nachwuchs Millionen an "Starthilfe" mit. Siehe Donald Trump.
Wer über Hausbesitz verfügt, über Firmen, die für sich gesehen schon Millionen in die Haushaltskasse spülen, der muss sich selbst nicht mehr abrackern.
Nur kostenloser Zugang zu Schulen und Universitäten könnte in den USA daran etwas ändern.
Interessanter als die Frage nach Aufstiegs-Chancen ist die nach Rolle und Bedeutung des "Bodensatzes" - denn die Rede vom Aufstieg impliziert eine bestimmte Vorstellung von Hierarchie. Ganz im Einklang mit der Grundformel des "American Dream" (from rags to riches) lassen sich immer wieder Aufsteiger aus der "Unterschicht" (wie der "Mittelschicht", man denke an Internet-Milliardäre) identifizieren. Ihre Lebensgeschichten werden gern erzählt, sie halten das Narrativ lebendig. Doch die Kehrseite der Formel "JEDE(R) kann es schaffen" lautet, so scheint es: "Aber nicht ALLE zugleich!".
And why are there rags in the first place? - Das Heer der "working poor", die viele Infrastrukturen am Laufen halten, erscheint in der großen Erzählung entweder als Durchgangs-Station künftiger Aufsteiger - oder verkörpert, als weltliches Purgatorium, die "gerechte Strafe" für "mangelnden Leistungswillen". (Wahlweise dient es auch als disziplinierende Drohkulisse...)
@ Autorin
Schon mal eine "white trash" - Gegend besucht? Empfehlung...
Ja sie haben Recht die Spaltung geht nicht durch die Rassen sondern durch die Einkommensschichten! Und das ist ein Internationales Phonemen, das ganz einfach dadurch entsteht das die Reichen die Politik und die Medien fest in ihrer Hand haben. Auch in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften wird von den Reichen viel investiert damit nur nie jemand höhbar wird, der wie wirklichen Ursachen benennt!
Sobald Sozialwissenschaftler die Ursachen benennen ist ihre Karriere vorbei. Es ist der Club der Reichen der die Welt regiert die Politiker sind nur die Handpuppen die ihre Münder dazu bewegen.
Sobald es an die Sicherstellung der Vermögen geht hört in allen Ländern die Macht der Politiker auf. Durchlässigkeit von Sozialen Schichten ist unerwünscht sonst würde ja der Mythos der sozialen Überlegenheit ins Wanken geraten.
Lieber holt Frau Merkel mal ein paar Millionen Hilflose Menschen ins Land als sich der Diskussion der sozialen Gerechtigkeit auszusetzen! Sie bekommt ihre Befehle aus den USA und von den Reichen sie setzt nur um und das wirklich schlecht.....
Es soll ja Studien geben, die den USA eine höhere Durchlässigkeit der sozialen Schichten als der Bundesrepublik bescheinigen!
Und zwar dank der vielfältigen Stipendien- und Förderprogrammen.
Ich denke in Deutschland hängt die soziale Durchlässigkeit davon ab ob sie auf dem Land oder in der Großstadt leben. Auf dem Dorf gibt es eben nur eine Schule/Kindergarten in die alle Kinder aus dem Dorf gehen. In der Großstadt gibt es aber arme und reiche Viertel mit eigenen Schulen so dass auch die Kinder von Anfang an getrennt aufwachsen.