Nach dem vierten Tag des Pilotenstreiks rechnet die Lufthansa für Sonntag mit einem weitestgehend normalen Flugbetrieb. Die Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit (VC) hatte bekannt gegeben, dass sie ihren seit Mittwoch andauernden Streik am Sonntag aus Rücksicht auf die Fluggäste zunächst aussetzen will. Eine Einigung zwischen der Fluggesellschaft und den Piloten ist jedoch noch nicht in Sicht, ein Ende der Streiks ist nicht festgelegt.
Während am Samstag insgesamt 137 Flüge entfielen, fallen am Sonntag laut Lufthansa nur noch einzelne Flüge aus. Das Unternehmen forderte Kunden auf, "sich vor der Anreise zum Flughafen über den Status ihres Fluges zu informieren". Es könne sein, dass manche Flugzeuge wegen der Streiks an den Vortagen nicht rechtzeitig vor Ort seien. Am Samstag waren nach Unternehmensangaben noch 30.000 Passagiere von den Streiks betroffen. "Der Sonderflugplan wird stabil abgeflogen", sagte ein Unternehmenssprecher am Samstagmorgen.
Die Pilotengewerkschaft Cockpit verlangt für die rund 5.400 Piloten der Gesellschaften Lufthansa, Lufthansa Cargo und Germanwings Tariferhöhungen von insgesamt 22 Prozent. Die Airline hatte am Freitag ein Angebot gemacht, das neben höheren Gehältern und Jobgarantien auch Lösungsvorschläge für weitere offene Tarifthemen enthalten hat. Im Einzelnen sah das Angebot 4,4 Prozent Gehaltssteigerungen in zwei Stufen bis Mitte 2018 vor. Die Gewerkschaft hat den Vorschlag abgelehnt. Weitere Streiks sind bereits am Montag denkbar.
Aus Sicht der Piloten ist das Angebot der Lufthansa keine Grundlage für neue Gespräche. "Das ist alter Wein in neuen Schläuchen", sagte ein VC-Sprecher. Die Inhalte seien bereits vor zwei Monate bekannt gewesen, in Wahrheit sei das kein neues Angebot. "Im Ergebnis heißt das 'rechte Tasche, linke Tasche' und ist kein Versuch, zu Ergebnissen zu kommen, sondern ein PR-Schachzug", sagte VC-Sprecher Jörg Handwerg.
Offene Tarifthemen wie die Betriebs- und Übergangsrenten sollen nun in neuen Verhandlungen gelöst werden, möglicherweise mithilfe eines Mediators. "Da eine Schlichtung seitens der VC bedauerlicherweise bislang kategorisch ausgeschlossen wird, würde ich gerne mit der VC diese Chance ergreifen, um die bestehenden Gräben zu überwinden", sagte Personalchefin Bettina Volkens. Dazu soll es seitens der Piloten aber nur kommen, wenn ihnen ein deutlich überarbeitetes Angebot vorgelegt wird.
In der 14. Streikrunde der Piloten sind insgesamt 2.755 Flüge ausgefallen, 345.000 Kunden waren betroffen. Mit einem Notflugplan konnte die Lufthansa-Gruppe am Samstag 2.863 von 3.000 geplanten Flügen anbieten. Flüge der Tochterunternehmen Eurowings und Germanwings sowie der Konzerngesellschaften AUA, Swiss, Brussels und Air Dolomiti wurden am Samstag erneut nicht bestreikt.
Kommentare
Offensichtlich ist bei der Pilotenvereinigung Cockpit wie bei der Lufthansa die Fähigkeit zu einem konstruktiven Dialog ohne regelmäßig wiederkehrende Streiks abhanden gekommen. Die Passagiere haben darunter dauerhaft zu leiden und sind aufgrund der nicht mehr vorhersehbaren Arbeitskampfmaßnahmen gezwungen, von vornherein auf andere Airlines auszuweichen.
Ein " weiter so " ist leider zu erwarten, obwohl dieses Vorgehen für alle Seiten mit dauerhaften Schäden verbunden sein dürfte.
Da es an der, gerade auch in einem Tarifkonflikt beiderseitig erforderlichen Dialogfähigkeit fehlt, sollte Cockpit ihre Piloten gleich bis zur Erreichung ihrer jeweiligen Frühpensionierungsgrenze am Boden lassen. Und die Lufthansa könnte dann ihre Slots an Wettbewerber versteigern. Das wäre dann eine klassische Win - Win Situation für alle Beteiligten, vor allem für die Passagiere, welche dann von den Auswirkungen der zahlreichen Streiks verschont blieben.
""Offensichtlich ist bei der Pilotenvereinigung Cockpit wie bei der Lufthansa die Fähigkeit zu einem konstruktiven Dialog ohne regelmäßig wiederkehrende Streiks abhanden gekommen. ""
Es gibt schon von Anfang an keinen Dialog seitens der Lufthansa Führung, denn deren Anfangsangebot von 2,7% für 6 Jahre war eher eine Provokation als ein Angebot. Und dass man aus der Gegenforderung der Gewerkschaft von 3,7% jährlich jetzt 22% macht ohne die Laufzeit von 6 Jahren noch zu erwähnen, zeigt doch deutlich dass die Presse, die Seite der Geschäftsführung eingenommen hat
Vor allem weil die Lufthansa wieder einmal an die vertraglich vereinbarten Vorruhestandszahlungen will. Der Spruch, "wir zahlen ja weiter für euch ein, aber wir garantieren nicht, dass ihr davon auch etwas erhalten werdet" kommt doch schon einem verbalen Faustschlag ins Gesicht gleich. Wer würde sich denn darauf einlassen, von seinem 60 Lebensjahr, bis zum Erreichen des Renteneintrittsalters, eventuell vollkommen mittellos dazustehen?
Wenn es gelungen ist, die Lufthansa kaputt zu streiken, hat sich das Thema Vorruhestandsregelungen definitiv erledigt. Wenn die Herren der Lüfte dann einen Job bei einer anderen Airline finden, werden sie auf jeden Fall weniger bekommen als jetzt.
... und müssen vermutlich mit Familie umziehen, z.B. nach Hongkong oder Singapur, wo für eine normale Dreizimmerwohnung schon fast die Hälfte des Lohnes draufgehen wird.
Das Streikrecht muss dringend geändert werden. Die Gewerkschaft nimmt Millionen von Menschen in Sippenhaft.
Und genau das ist das, was hier alle Streikbefürworter übersehen: die Piloten übertreiben es so maßlos, dass sie das Recht auf Streik in seiner jetzigen Form gefährden.
Nicht nur, dass die LH das finanziell irgendwann wird nicht mehr mitmachen können, sondern irgendwann wird sich die Politik einschalten. Und das wird zu Einschränkungen führen.
Streik ist in Ordnung, wenn es gerechtfertigt ist. In diesem Fall herrscht einfach nur Selbstüberschätzung, Maßlosigkeit und Egoismus. Auch die VC tut sich keinen Gefallen damit dieses Machtspielchen zu spielen ggü. einem vermeintlich bösen Arbeitgeber.
Schade , die Luft war merklich sauberer und frischer ..der Lärm war etwas erträglicher..von mir aus könnten die ,das ganze Jahr über streiken.