Huntington hat seinen Essay über die "Davos-Männer" 2004 geschrieben, die Kritik an dem Gipfeltreffen der Elite ist alt. Das Neue ist, dass nun auch westliche Regierungen so denken wie linke Globalisierungskritiker. Angela Merkel hat ihre Teilnahme nach längerem Zögern abgesagt. Theresa May ist hier als einzige Regierungschefin der G7 aufgetreten – weil sie Großbritannien nach ihrem harten Brexit vermarkten will.
Es gehört zu den Widersprüchen der neuen Zeiten, dass ausgerechnet der chinesische Staatschef als größter Fan des Kapitalismus aufgetreten ist. "Man mag Globalisierung gut oder schlecht finden, aber sie ist wie ein großer Ozean, dem man nicht ausweichen kann", sagte Xi Jinping einem erstaunten Publikum am Dienstag. "Jeder Versuch, den Strom von Kapital, Technologie, Produktion, Industrien oder Menschen zwischen Volkswirtschaften abzuschneiden, führt nur zu isolierten Seen und Bächen. Es läuft gegen den historischen Trend."
Je zerstrittener und verunsicherter der Westen wirkt, desto heller scheint Chinas Stern. Die chinesische Delegation ist bester Laune.
Dass die Chinesen ihr Internet und ihre Unternehmen zu Hause durchaus abschotten, hat Xi Jinping nicht erwähnt. Doch die Probleme seines Landes sind dieses Jahr nachrangig. Früher hat die globale Elite darüber diskutiert, wie sie die Schwellenländer auf westliches Niveau heben können. Heute fragt sie sich, ob Amerika stabil bleibt, was Trump mit Putin will und ob eine globale Konterrevolution gegen die liberale Demokratie droht.
Etwas hat sich umgedreht. Nicht die arme Welt ist das Problem. Die reiche ist es.
Kommentare
Einen Anfang könnte man machen, indem man sein Geld nicht "parkt", sondern ausgibt. Das schafft Nachfrage und damit Arbeitsplätze.
Wer aber sein Geld nur auf dem Konto hat, der schafft nichts. Im Gegenteil: Er entzieht dem Kreislauf das notwendige "Blut", das den Kreislauf am Leben hält.
So einfach ist das.
Äh, ja genau, wenn sie das sagen und bis jetzt sonst keiner auf die so einfache Lösung aller Probleme gekommen ist. Gerade der Mittelstand und die unteren Schichten sollten alle Vorsicht fahren lassen und raushauen was nur geht.
Davos ist nichts anders als Konferenz Tourismus für Eliten. Man redet sich schön, trifft sich wieder und gleichzeitig macht ein Mini-Urlaub.
Aus Davos kam sowieso nichts gescheites raus.
Entfernt. Bitte beschäftigen Sie sich mit dem konkreten Artikelthema. Die Redaktion/kno
'Hört man sich einige dieser Panels an, beschleicht einen ein Gedanke: Sind die hier anwesenden Nobelpreisträger, Spitzenpolitiker und NGO-Chefs überhaupt in der Lage, jene Menschen zu verstehen, die die globale Elite gerade abgewählt haben? Wie glaubwürdig sind die Empfehlungen zur "Post-EU-Ära", zu "Russland in der Welt" oder "Syrien und Irak: den Konflikt beenden"? Ist diese Konferenz genau der richtige Ort, um über gesellschaftliche Probleme zu sprechen, die durch Einwanderung, Digitalisierung und Freihandel entstehen? Oder ist sie genau falsch dafür?'
Wow, gute Fragen. Die stelle ich mir auch. Überhaupt ein guter Artikel.
'Etwas hat sich umgedreht. Nicht die arme Welt ist das Problem. Die reiche ist es.'
Auch wenn ich diesen Schluss etwas verändert darstellen würde:
Die reiche Welt ist nicht mehr (so) reich.
""Ich bin depressiv", sagt der Mann und bestellt sich das zweite Bier, wie ein Vorhang hängt sein Haar vor dem Gesicht. "Das dumme Amerika hat das smarte Amerika besiegt, und jetzt müssen es alle ausbaden."
Das "dumme Amerika" hat einen Teil der Bevölkerung jahrelang ignoriert und behandelt wie Menschen zweiter Klasse.
Jetzt fliegt es ihnen um die Ohren.
Trump war schon immer wie er ist.
Ein Teil der Bevölkerung hat einem anderen Teil der Bevölkerung so lange so sehr zugesetzt, bis die einen Kandidaten gefunden haben mit dem sie ihrem Frust ausdruck verleihen konnten.
Vielerorts haben Afroamerikaner und Latinos Trump gewählt.
Das liebe "smarten Amerikaner" habt ihr euch selbst eingebrockt, indem ihr einen Teil der Gesellschaft ausgeschlossen habt.
"Das dumme Amerika hat das smarte Amerika besiegt, und jetzt müssen es alle ausbaden."
Wichtig wäre es, der jeweiligen Gegenseite eine grundsätzliche Intelligenz zu unterstellen. Es hört beim Wirtschaftsmenschen oder den Eliten ebensowenig bei der Gier auf wie bei Trumpwählern mit der Blödheit oder beim Terroristen mit Allah. Alle wähnen sich im Recht und jeder (!) kann begründete Punkte nennen, die das nachvollziehbar machen.
Erst, wenn wir alle dieses Verständnis für die Wehwehchen anderer aufbringen, werden wir das Problem angehen können.
Die reichsten 8 besitzen so viel Geld wie die ärmeren 3,6 Milliarden Menschen! (Und zB Bill Gates und Warren Buffet sagen: nehmt es uns endlich weg!) Dieses Geld "erwirtschaftet" in unserem System noch mehr Geld. Woher aber kommt dieses Geld? Der exakt gleiche Betrag entsteht als Schuld an anderer Stelle. Wächst hier das Haben, wächst dort gleichermaßen eine Schuld. Es ist gegenwärtig unmöglich, durch echte Arbeit die Zinsen dieser Vermögen zu bedienen. Zusammenfassen lassen sich alle daraus resultierenden Probleme in einem Wort: Stress! Der Mensch leidet unter Stress.
Haben Sie Schulden? Wie fühlt sich das an? Hätten Sie die Schulden lieber nicht? Was würden Sie tun, um diese Schulden zu verringern? Was tun Leute, die noch viel höher verschuldet sind? Da verorte ich unser Problem. Für jedes zehntel Prozentchen Wachstum (= Schuldentilgung) tun wir Dinge, die wir dringend überdenken müssen.